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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0230

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Vermischtes.

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favent artes«, 6510 M. (Lewis). Ein Paar Louis XVI.-
Kandelaber aus weissem Marmor, in getriebener Gold-
bronze montiert, 20000 M. (Wertheimer). Ebenso wie
diese Kandelaber stammten noch zwei ähnliche Kamin-
garnituren, die für 10000 M. verkauft wurden, aus dem
Besitz der Königin Christine von Schweden. Ein Paar
Sevres-Vasen mit Deckel, Grundton bleu-du-roi, mit Gold
dekoriert, jede mit Malerei in Medaillons, aus dem Besitz
der Pompadour, 22050 M. (Duveen). Eine ovale Jardi-
niere, alt Sevres-Porzellan, rose-du Barry-Grund, Malerei
von Granaten, Laub und Früchten, 12810 M. (Duveen).
Diese Jardiniere war ein Geschenk Ludwig's XVI. im
Jahre 1782 an den Sultan Tippu, und 179g von General
Richardson aus dem Palast von Seringapatam genommen.
Eine Kanne mit Rosenmalerei, alt Sevres-Porzellan, rose-
du Barry-Grund, mit passendem Untersatz, aus der Samm-
lung der Marquise von Londonderry stammend, 4725 M.
(Duveen). — Die «Peel-Auktion« bei Robinson & Fisher.
Am 10. und 11. Mai wurde die Kunstsammlung, die der
berühmte Staatsmann Sir Robert Peel angelegt hatte, trotz-
dem dieselbe zum Majoratsvermögen der Familie gehörte,
durch eine besondere gerichtliche Genehmigung meist-
bietend veräussert. In der »Kunstchronik« No. 10, Jahr-
gang 1899, waren die bezüglichen Daten u. s. w. bereits
näher angegeben. Schon der zahlreiche Besuch bei der
Besichtigung liess annehmen, dass sehr hohe Preise er-
zielt weiden würden. Da sich das Privatpublikuin und
die Händler aus beiden Weltteilen eingefunden hatten, so
entsprach denn auch das Resultat den gehegten Erwar-
tungen. Der Erlös betrug in runder Summe 1200000 M.
Es befanden sich ja viele gute Kunstwerke in der Samm-
lung, aber auch ganz mittclmässige Gegenstände wurden
ausserordentlich hoch bezahlt. Der Name der Sammlung
that schliesslich das meiste dazu, um einen solchen Erfolg
zu erreichen, aber ich möchte deshalb doch niemand auf
dem Kontinent raten, selbst wenn der Name seiner Samm-
lung einen guten Klang hat, dieselbe in England ver-
auktionieren zu lassen. Es ist ein gewaltiger Unterschied,
ob eine einheimische oder ausländische Kollektion zum
Angebot gelangt, denn jedes fremde Besitztum sehen die
Engländer schon vorneherein als ein minderwertiges und
mit dem grössten Misstrauen an. Aber gar eine fremde,
mittelmässige Sammlung hier versteigern zu lassen, er-
scheint durchaus nicht ratsam. Von allen deutschen Samm-
lungen, die im Laufe der Jahre hierher kamen, geringe
Ausnahmen abgerechnet, erlitten die meisten Schiffbruch
an den englischen Gestaden. Das Hauptinteresse der
Auktion konzentrierte sich auf die beiden Porträts von der
Hand van Dyck's, die in Smith's »Catalogue Raisonne"««,
Vol. 5, näher beschrieben sind und aus dem Palast der
Familie Spinola in Genua herstammen. Das eine der beiden
Bilder stellt einen Mann, etwa 80 Jahre alt, dar, während
das Pendant eine Frau, annähernd 45 Jahre alt, wieder-
giebt. Beide Porträts erstand Mr. Mac-Leod für den Preis
von 485000 M. Das Selbstporträt Hoppner's 31500 M.
(Agnew). Jan Steen, »Das Innere eines Wirtshauses«
26150 M. (Agnew). Collins, »Themseufer« 42000 M.
(Duveen). Bonington, »Canale grande«, Venedig, 13650 M.
(Duveen). Von demselben: »Kinder eine kleine Kanone
abfeuernd 25140 M. (Dopson). Marie Antoinette« von
Greuze, 28350 M. (Wertheimer). Ein Paar Bronzekande-
laber Louis XVI., aus den Tuilerien stammend, 56700 M.
(Wertheimer). Unter den Marmorbüsten war die begehr-
teste die von Walter Scott, welche Chantrey angefertigt
hatte, und die bisher niemals reproduziert wurde, vielmehr
seit 70 Jahren genau auf derselben Stelle in »Drayton
Manor«, dem Wohnsitz von Sir Robert Peel, gestanden
hatte. Mr. Duveen kaufte dieselbe für 45000 M., ebenso

eine Marmorstatue Apollo« von Thorwaldsen für 12600 M.
Ausgenommen von dem Verkauf blieben aus der Peel-
Sammlung« eine Reihe von Familienporträts, historische
Gegenstände, die Büste von Robert Peel, von Chantrey
angefertigt, ebenso von demselben Meister die Büste der
Königin Viktoria, und die beiden Gemälde von Winter-
halter, welche die Königin und den Prinzen Albert dar-
stellen. Bei der Besichtigung hörte man noch vielfach
Bedauern darüber aussprechen, dass eine solche Samm-
lung hätte aufgelöst werden müssen, während das wirk-
liche Kaufpublikum auf der Auktion in der Hauptsache
doch die Ansicht vertrat: Der Stärkere habe allein das
Recht des Lebens und es sei besser, dass alte lebensfähige
Sammlungen ergänzt und neue begründet würden, der
Schuldner seinen Gläubigern gerecht werden könne, als
dass selbst die beste Sammlung nutzlos, d. h. ohne ge-
sehen zu werden, auf irgend einem entfernten Landsitz,
ein bestaubtes Dasein führt und ihr Besitzer im Kampfe
um das Dasein unterliegen muss! — Wehe den Besiegten!

v. S.

Paris. Unter den kostbaren Schätzen der Bibliothek
Guyot de Villeneuve, die Ende März im Hotel Drouot ver-
steigert wurde und über 708000 Francs brachte, befand
sich auch ein Exemplar der Originalausgabe des Holbein-
schen Totentanzes (Les Simvlachres et Historiees faces de
la Mort, Lyon 1538) und die Apokalypse, die grosse Pas-
sion und das Marienleben von Dürer in den Ausgaben
von 1511 in einem Bande. Die beiden Nummern wurden
mit 8000 und 12700 Fr. bezahlt. Für die übrigen Preise
sei auf die April-Hefte der Chronique des Arts verwiesen.
— Aus der Auktion der Sammlung du Chatelard (26. März,
83000 Fr.) sind hervorzuheben: Gerard Dou, der Helle-
bardier 11000 Fr., Miereveit, Porträt einer Edeldame
10900 Fr., Neveu oder Naiveu, die Entwöhnung des Prin-
zen 5000 Fr., van Ravesteyn, männliches Bildnis 4000 Fr.,
Teniers d. J., der Fährmann 8100 Fr., van de Velde, hol-
ländischer Kanal 3700 Fr. — Sehr interessante Preise er-
gab auch die Sammlung Debrousse am 4.- 6. April. Goya,
junge Frau in der Mantille, 7500 Fr., der Marschall de
Mouchy 6500 Fr., Ribera, Johannes der Täufer 7100 Fr.,
Boudin, Weide in der Normandie 5100 Fr., die kleinen
Barken 3000 Fr., an der unleren Seine 4500 Fr., Courbet,
Proudhon in seinem Garten (von der Stadt Paris erworben)
6150 Fr., die junge Frau mit der weissen Katze 4100 Fr.,
die schöne Irländerin 3750 Fr., Harpignies, Landschaft
7000 Fr., Ch. Jacque, Waldrand 7400 Fr., die Herde
6600 Fr., Ribot, die Empiriker 6000 Fr., die Flickerin
10200 Fr., die bretonische Strickerin 7200 Fr., die Stopf-
stunde 3400 Fr., blondbärtiger Mann 3600 Fr., die Karten-
legerin 3900 Fr., der Schäfer 5000 Fr. u. s. w., Juana Ro-
mani, Penserosa 5200 Fr., Roybet, der Edelmann in Weiss
5100 Fr., der Trompeter 6600 Fr., die Schachpartie 24600 Fr.,
in der Kneipe 9000 Fr., Cantabile 7700 Fr. u. s. w. Ge-
samtergebnis 321.529 Fr. G-

C. G. Boemer-Leipzig versteigert am 12. und 13. Juni
den künstlerischen Nachlass Friedrich Geselschaps, Kar-
tons, Studien und Entwürfe, Aquarelle moderner Meister,
L. Richter, Schirmer, Douzette, Wold. Friedrich, F. Alt,
Vautier, einige Stammbuchblätter des 17. Jahrhunderts,
auch Studien und Skizzen älterer Meister, H. Reinhart,
Seekatz, J. J. W. Tischbein. Der interessante Katalog um-
fasst über 700 Nummern.

VERMISCHTES

Paris. Im nördlichen Seitenarm des Pantheons wurden
kürzlich die Malereien von Ferdinand Humbert enthüllt,

»das Gebet«, »die Arbeit«, »die Vaterlandsliebe« und »die
 
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