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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0229

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441

Vorn Kunstmarkt.

442

der Brüder van Eyck sehr nahe kommt. Vielleicht ist das
beste hier ausgestellte Bild das des Hugo van der Goes,
aus dem Besitz der Stadt Glasgow (No. 51). Eine grosse
Neuigkeit und bisher in London nicht gesehen, bot Mr.
Bodley's Madonna mit dem Kinde« (No. 21), ein un-
zweifelhafter Memling. Von ungewöhnlichem Interesse ist
dies Bild deshalb, weil es mit dem berühmten Werk im
Johannis - Hospital in Bruges im Gesamtentwurf und in
den einzelnen Figuren übereinstimmt. Genug Differenzen
sind aber zwischen beiden Gemälden vorhanden, aus denen
hervorgeht, dass der Meister sein Sujet für wichtig genug
hielt, um die Details verschieden zu behandeln. Dies Bild
hier soll Sir Joshua Reynolds seiner Zeit für einen Freund
gekauft haben. Eine Menge gutes Material stammt aus
der Roscoe - Sammlung«, die dem »Royal - Institute« in
Liverpool gehört. Darunter ist hervorragend: »St. Huber-
tus« (01) von Lucas von Leyden. Unter den zahlreichen
Werken aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, als der
Einfluss Italiens und der Renaissance sich in den Nieder-
landen fühlbar machte, sind die besten diejenigen, die den
Namen »Mabuse« tragen, namentlich aber »Adam und
Eva« (84), das durch die Königin Viktoria aus Schloss
Hampton - Court gesandt wurde. Gerade in England ist
wohl kaum mehr den Werken eines Malers nachgespürt,
wie denen von Jan Gossaert, genannt Mabuse nach seiner
Vaterstadt Maubeuge. Von den 12 ausgestellten und ihm
zugeschriebenen Werken sind aber nur fünf als echt zu be-
zeichnen. Den schönsten Mabuse der ganzen Welt besitzt
Lord Carlisle in der »Anbetung der h. drei Könige . Leider
ist dies Bild nicht zur Stelle, ein Umstand, der um so mehr
zu bedauern ist, weil dies Werk für Vergleiche überhaupt
als der beste Piüfstein gilt. Sir Francis Cook's »Virgin
and Child « (11) nach dem Katalog von Roger v. d. Wey-
den, ist nur eine Schülerversion nach dem Bilde in der
Frankfurter Galerie. Unter den ausgestellten Arbeiten, die
den Nachfolgern Roger's v. d. Weyden zugewiesen werden,
befindet sich auch eine solche, die für die deutsche Kritik
ziemlich leicht unterzubringen ist und zwar unter dem
Namen des »Meisters von Flemalle«, laut Vergleich mit
dem Altarbild, das früher in Flemalle war und sich jetzt
in Frankfurt befindet. Die grossen englischen Porträtisten,
welche van Dyck folgten, sind gut vertreten, indessen
bieten dieselben keine Veranlassung dar zu einer aus-
führlichen Besprechung. v. s.

Paris. Ausstellungen. Der diesjährige Salon der So-
ciete des Artistes francais, der von den Champs-Elysees
und dem Marsfeld verwiesen, seine Zuflucht zu dem ent-
legenen alten Schlachthaus von Grenelle nehmen musste,
wird ziemlich wenig beachtet und enthält auch nicht gerade
viele hervorragende Werke, verdient aber immerhin einen
Besuch. Unter den Bildnissen treten besonders hervor das
Doppelporträt (Bruder und Schwester) von Humbert, das
soeben mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet worden ist,
das Porträt des Ratspräsidenten Goy von J. P. Laurens
und das des Herrn Liegeard von Benjamin-Constant. Von
Landschaften seien Gosselin's »Morgen in Marey-le-Guyon«,
Gtüllemet's »Turm von La Hougue« und Jacques-Marie's
-Tagesende« genannt. Wery und Duvent haben gute Bil-
der aus Holland gesandt, Jacquot-Defrance zeigt in seinem
»Rahel und Jakob« eine echt religiöse Empfindung, Adler's
»Strike in Le Creuzot« ist in mancher Hinsicht interessant
aber sehr tendenziös. Gorguet's »Festlicher Einzug Jo-
hann's des Guten« wird im Rathaus von Douai, für das
er bestimmt ist, keine üble Wirkung thun. Eine Perle ist
Joseph Bail's Aschenbrödel«. Wir werden auf die inter-
essantesten dieser Werke bei der Besprechung der Kunst-
abteilungen in der Weltausstellung zurückkommen, a.

VOM KUNSTMARKT

London. Am 27. April verauktionierte Christie den
Kunstnachlass von Sir F. Burton, früheren Direktors der
»National-Gallcry«. Hauptsächlich waren es ältere kunst-
gewerbliche Erzeugnisse, die das Interesse des kauflustigen
Publikums erregten. Die wertvollsten Gegenstände und
die dafür gezahlten Preise waren nachstehende: Drei alte
Worcester Porzellanvasen, Dekoration in Gold mit Malerei
von Vögeln und Blumen, 3150 M. Eine Mandarin-Vase
1l 760 M. Eine altmeissener Vase mit Deckel, Malerei in
Watteau - Manier, 14 englische Zoll hoch, 4400 M. Ein
Paar alte Sevres - Vasen, türkisblauer Grund, in den Me-
daillons Blumenmalerei, 12500M. Ein Schreibtisch Louis XVI.
mit bemalten Porzellaneinlagen, 4200 M. Ein Toiletten-
tisch mit Marketerie-Einlagen, 3100 M. Acht Armstühle,
Königin Anna-Stil, 4200 M. Vier kleine altenglische Schreib-
tische mit Rosenholz-Einlagen, 22000 M. Ein grosser halb-
runder Schreibtisch, altenglisch, mit Einlagen von Rosen-
holz und Tulpenbaumholz, 14400 M. Ein altenglischer
Sekretär mit Doppelthüren, reich verziert, 9200 M. — Eine
der schönsten Aquarellsammlungen Englands, die des ver-
storbenen Mr. Gilbert Winter Moss, wurde von Christie
am 28. April bei sehr hohen Preisen versteigert. 127 Num-
mern wurden in Summa mit 268000 M. bezahlt. Die be-
merkenswertesten Objekte waren folgende: »Das Heufeld ,
von P. de Wint, 7350 M. (Agnew). Von David Cox:
»Landschaft« 5670 M. (Agnew), Die Seegrassammler«
2625 M. (Agnew). Von Copley Fielding: »Stürmisches
Wetter« 10500 M. (Agnew), »Loch Lomond 8610 M.
(Agnew), »Schloss Arundel«, 5250 M. (Laue), »Folkestone«
8000 M. (Agnew). »Falstaff hält Revue über seine zer-
lumpten Truppen ab«, von Sir John Gilbert, 6510 M. (Ag-
new). »Ein Frankenlager«, von J. F. Lewis, 18900 M.
(Agnew). A. W. Hunt: »Ostwind auf der See- 6720 M.
(Agnew), »Schloss Eitz an der Mosel < 11340 M. (Gooden).
Von William Hunt: »Ein Vogelnest« 4200 M. (Agnew),
»Der Angriff« und »die Verteidigung , ein Paar, 24150 M.
(Lewis). — In der ersten Hälfte des Monats Mai ver-
auktionierte Christie die Gemälde, Miniaturen und deko-
rativen Kunstgegenstände aus dem Besitz des Mr. Bloom-
field Moore und erzielte für dieselben einen Erlös von
rund 700000 M. Unter den Bildern sind erwähnenswert:
A. Achenbach, »Flussscene mit Boot«, 1881 gemalt, 6190M.
(Schmedes). Von demselben »Landschaftliche Scenerie ,
1880 gemalt, 4630 M. (Schmedes). O. Achenbach, Der
Garten der Villa Frascati«, 1883 datiert, 3360 M. (Schme-
des), »Blick über Florenz«, aus demselben Jahre, 4000 M.
(Schmedes). »Landschaft mit Viehherde« von Rosa Bonheur
11,130 M. Die Nusssammler«« von W. Bougereau 15120 M.
»Sonnenuntergang« von Corot 14700 M. »Dame mit Kind ,
Flintergrund landschaftliche Scenerie, von Diaz, 10480 M.
Jules Dupre, Abend« 8620 M. Die arabische Wache
von M. Fortuny, 1863 datiert, 17220 M. Gemme, »Kavalier
aus der Zeit Louis XIII. 7000 M. Der Standartenträger
von L. E. Meissonier, 1857 bezeichnet, 52500 M. (Clarence).
J. F. Millet, Der Sämann 17850 M. Nach dem Dessert ,
eine Familienscene aus dem 17. Jahrhundert, von Munkacsy
6180 M. »Landschaft von Rousseau 6000 M. »Hebe
von Ary Scheffer 2100 M. »Die Tränke« von A. Schreyer
20450 M. Von demselben: »Arabische Reiter 20450 M.
»Landschaft, Kühe auf der Weide von C. Troyon 62550 M.
(Agnew). Aquarellbilder: Munkacsy, Eine Unterredung
5360 M. C. Troyon, »Zwei Kühe einen Bach durchschrei-
tend« 5880 M. C. Stanfield, »Küstenwache« 36750 M. —
Unter den dekorativen Gegenständen waren die bemerkens-
wertesten: Ein altenglischer Gobelin aus der Fabrik von
Mortlake, klassische Sujets, Jupiter, Juno, Flora, Pomona,
Neptun und Ceres darstellend, mit der Inschrift »Sceptra
 
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