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Die grosse Berliner Kunstausstellung.
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liners. Sein »Kampf im Kornfeld« sowohl, wie sein als
»Überflügelt« bezeichnetes Gemälde, sind gleich aus-
gezeichnet durch den ruhig zusammengestimmten
Oesamtton, wie durch flotte Technik und frische Auf-
fassung der Bewegung. — Auch sonst sind unter den
Fremden, die einzeln als Gäste der Berliner ausge-
stellt haben, noch einige sehr zu rühmen. Vor allem
der Schotte John Lavery, der ein mit bekannter
Meisterschaft ausgeführtes Damenbildnis gesandt hat,
das gleich sehr durch malerische Qualitäten auffällt,
wie durch treffende Charakteristik und Lebendigkeit.
Julian /^/«/"-Krakau hat ein grosses Landschaftsbild
»Elche in den Sümpfen« gesandt, das durch Fein-
heit und Grösse der Stimmung ausgezeichnet ist,
Manuel IF/c/a/zö'-Karlsruhe und G. W. Ritter-Dresden
vortreffliche Landschaften. Besonders des letzteren
Werk ist im Ton bedeutend —■ es hat etwas Heroisches,
das den Beschauer unwiderstehlich fesselt. Auch
V. v. Eckhardt's-Prag »Heimfahrt am Abend«, ver-
dient als stimmungsvolle Malerei rühmend genannt
zu werden, und endlich seien noch Ciarita Beyer-
Kiel, Nagel-Karlsruhe, Euter-Karlsruhe und Rahtjen-
Altona erwähnt als Schöpfer feinerfasster, durch
Ausgeglichenheit des Tones auffallender Landschafts-
bilder.
Auch aus Frankfurt a. M., bezw. aus Cronberg im
Taunus sind Arbeiten eingetroffen, die von der dor-
tigen Künstlerkolonie ein äusserst vorteilhaftes Bild
geben. Vor allem fällt W. Sziss-Cronberg auf durch
seine vorzüglichen Werke »Ballwerfen« und »Mond-
aufgang«. Thoma's Einfluss ist unverkennbar. Ein-
fachheit ist der Zauber, durch den der Künstler zu
wirken sucht. Wie fein ist in dem ersteren Bilde
jeder Akt gezeichnet, wie lebensvoll sind die Gestalten
in der Bewegung, wie schön ist Farbe und Be-
leuchtung der Landschaft! Ganz vorzüglich ist in
dem zweiten Bilde das Träumerische herausgearbeitet,
auch in der in den Mond schauenden Gestalt. -
Auch A. Bcrger-Cvonberg giebt in seinem »Scheiben-
zeiger« ein durch Einfachheit der Technik und
Sicherheit der Zeichnung ausgezeichnetes Bild, wäh-
rend R. Gudden-Frankfurt a. M. in seinem »Frau
Kool« und »AaltjeBuys« und »Volendamer Mädchen
am Kanal« zwei reizvolle Bilder aus Holland giebt.
- Ebenso soll auf die Arbeiten von Hoffmann-Cron-
berg, Karl v. /Wo/Z-Frankfurt und Jacob Happ-Vra.nV-
furt nachdrücklichst hingewiesen werden.
Auch Düsseldorf ist mit einer korporativen Aus-
stellung recht gut vertreten. Zunächst freilich fällt
auf, dass die Porträts, mit Ausnahme von ganz
wenigen, wie W. Schneider-Didam's Studie des »Herrn
Dirlss- ziemlich konventionell und wenig interessant
sind. Desto Bedeutenderes aber ist im Landschaft-
lichen geleistet. Ganz besonders färben kräftig, leuch-
tend, sonnig, stimmungsvoll ist Olaf Jernberg's brillant
gemaltes »Sommernachmittag« und ihm fast gleich-
wertig ist das durch duftigen Luftton hervorragende
»Waldrand«, während der »Oktobermorgen« nicht ganz
so sehr befriedigt. — Von idyllischem Stimmungs-
zauber beseelt, anheimelnd und tief poetisch empfunden,
dabei breit, kraftvoll und flott ausgeführt sind Hein-
rich Hermanns' »Sonniger Bauernhof« und »Vor dem
Stall«. Etwas Monumentales liegt in Eugen
Kampfs meisterhafter »Flandrischer Landschaft«, die,
voll mächtiger Stimmung, auffällt durch die wirkungs-
volle Beleuchtung, sowie durch die virtuose Darstel-
lung des bewölkten Himmels. Ebenfalls fein in
der Beleuchtung ist Julius Bergmann's Kühe
im Walde«, das in mehr als einer Hinsicht an Zügel
erinnert, und Andreas Dirks bietet in seiner »Lan-
dungsbrücke« ein ausserordentlich lebensvolles Bild.
Man glaubt das Anschlagen des Wassers beinahe zu
hören, und auch hier ist der Himmel vortrefflich ge-
malt. — Nicht minder gut ist desselben Künstlers
»Hafeneinfahrt«. — Im übrigen sind von den Düssel-
dorfern noch hervorzuheben Erich Mattschass, der
eine sehr frisch gemalte Märkische Landschaft ,
Eugene Dücker, der ein gutes Bild aus Holland,
»Tauholen«, und Härtung, der eine »Oberrheinische
Landschaft« sehr reizvoll gemalt hat. Ein Meister-
werk in Bezug auf Bewältigung zahlreicher Figuren
ist Otto Heichert's »Kriegerverein«. Es ist dem
Künstler gelungen, trotz der Menge der kräftig cha-
rakterisierten Gestalten eine gewisse schöne Ruhe in
sein Werk hineinzubringen, eine Leistung, die sicher-
lich nicht zu unterschätzen ist. —
Wie es bei den Berlinern Eugen Bracht, ein den
Jahren nach älterer, ist, der den stärksten Eindruck
macht, so auch bei den Münchnern. Es ist Franz
I von Lenbach. Seine Porträts von Mommsen und
j Virchow gehören wohl zu den trefflichsten Charakter-
darstellungen, die er geliefert, auch die Bildnisse des
Ministers Delbrück und des Dichters Hermann Lingg
sind echte Lenbach'sche Meisterwerke. Ich habe schon
gesagt, dass die Gestalt Lenbach's sich hoch heraus-
hebt aus der Menge der übrigen Münchner, die hier
vertreten sind, und zwar gilt das sowohl für die
»Kunstgenossenschaft«, wie für die der Secession
angehörige »Luitpoldgruppe«. Man kann den Münch-
nern diesmal nicht mit gewohnter Teilnahme begegnen,
wenn auch manches recht Gute sich bietet. Unter
den Porträtisten sind noch hervorzuheben Constanze
von Breuning, die ein »Lesendes Mädchen«, Alois
Erdtelt, der eins seiner besten lebensvollsten Kinder-
bildnisse, gegen die freilich die beiden »Damenbild-
nisse« sehr abfallen, und Wilhelmine Buttgereit, die
ein sehr gutes Damenporträt ausstellt; endlich noch
Luise v. Scheve-Kosboih und Maria Lübbes.
Bei der Luitpoldgruppe sind es Schuster-Woldan
und Carl Rüger, die als Bildnismaler genannt werden
müssen. Während letzterer sein Damenporträt einfach
und offenbar in dem Streben nach Harmonie des
Tons gemalt hat, sucht Schuster-Woldan auf alle
Weise aufzufallen, was ihm allerdings gelingt. Seine
Bildnisse, besonders das der schönen »Frau v. Gabe-
lentz«, sind sehr interessant. — Für das Porträt der
Frau v. L. gilt das auch, obwohl oder vielleicht weil
i die Dargestellte für ein »Damenbildnis« denn doch
j etwas stark entschleiert ist. — Ausser diesen beiden
ist noch N. Gysis mit einigen vortrefflichen Bildnis-
i Studien zu erwähnen, und zwar sind besonders »Alte
Frau« und »Alter Mann« lebensprühend und dabei,
Die grosse Berliner Kunstausstellung.
518
liners. Sein »Kampf im Kornfeld« sowohl, wie sein als
»Überflügelt« bezeichnetes Gemälde, sind gleich aus-
gezeichnet durch den ruhig zusammengestimmten
Oesamtton, wie durch flotte Technik und frische Auf-
fassung der Bewegung. — Auch sonst sind unter den
Fremden, die einzeln als Gäste der Berliner ausge-
stellt haben, noch einige sehr zu rühmen. Vor allem
der Schotte John Lavery, der ein mit bekannter
Meisterschaft ausgeführtes Damenbildnis gesandt hat,
das gleich sehr durch malerische Qualitäten auffällt,
wie durch treffende Charakteristik und Lebendigkeit.
Julian /^/«/"-Krakau hat ein grosses Landschaftsbild
»Elche in den Sümpfen« gesandt, das durch Fein-
heit und Grösse der Stimmung ausgezeichnet ist,
Manuel IF/c/a/zö'-Karlsruhe und G. W. Ritter-Dresden
vortreffliche Landschaften. Besonders des letzteren
Werk ist im Ton bedeutend —■ es hat etwas Heroisches,
das den Beschauer unwiderstehlich fesselt. Auch
V. v. Eckhardt's-Prag »Heimfahrt am Abend«, ver-
dient als stimmungsvolle Malerei rühmend genannt
zu werden, und endlich seien noch Ciarita Beyer-
Kiel, Nagel-Karlsruhe, Euter-Karlsruhe und Rahtjen-
Altona erwähnt als Schöpfer feinerfasster, durch
Ausgeglichenheit des Tones auffallender Landschafts-
bilder.
Auch aus Frankfurt a. M., bezw. aus Cronberg im
Taunus sind Arbeiten eingetroffen, die von der dor-
tigen Künstlerkolonie ein äusserst vorteilhaftes Bild
geben. Vor allem fällt W. Sziss-Cronberg auf durch
seine vorzüglichen Werke »Ballwerfen« und »Mond-
aufgang«. Thoma's Einfluss ist unverkennbar. Ein-
fachheit ist der Zauber, durch den der Künstler zu
wirken sucht. Wie fein ist in dem ersteren Bilde
jeder Akt gezeichnet, wie lebensvoll sind die Gestalten
in der Bewegung, wie schön ist Farbe und Be-
leuchtung der Landschaft! Ganz vorzüglich ist in
dem zweiten Bilde das Träumerische herausgearbeitet,
auch in der in den Mond schauenden Gestalt. -
Auch A. Bcrger-Cvonberg giebt in seinem »Scheiben-
zeiger« ein durch Einfachheit der Technik und
Sicherheit der Zeichnung ausgezeichnetes Bild, wäh-
rend R. Gudden-Frankfurt a. M. in seinem »Frau
Kool« und »AaltjeBuys« und »Volendamer Mädchen
am Kanal« zwei reizvolle Bilder aus Holland giebt.
- Ebenso soll auf die Arbeiten von Hoffmann-Cron-
berg, Karl v. /Wo/Z-Frankfurt und Jacob Happ-Vra.nV-
furt nachdrücklichst hingewiesen werden.
Auch Düsseldorf ist mit einer korporativen Aus-
stellung recht gut vertreten. Zunächst freilich fällt
auf, dass die Porträts, mit Ausnahme von ganz
wenigen, wie W. Schneider-Didam's Studie des »Herrn
Dirlss- ziemlich konventionell und wenig interessant
sind. Desto Bedeutenderes aber ist im Landschaft-
lichen geleistet. Ganz besonders färben kräftig, leuch-
tend, sonnig, stimmungsvoll ist Olaf Jernberg's brillant
gemaltes »Sommernachmittag« und ihm fast gleich-
wertig ist das durch duftigen Luftton hervorragende
»Waldrand«, während der »Oktobermorgen« nicht ganz
so sehr befriedigt. — Von idyllischem Stimmungs-
zauber beseelt, anheimelnd und tief poetisch empfunden,
dabei breit, kraftvoll und flott ausgeführt sind Hein-
rich Hermanns' »Sonniger Bauernhof« und »Vor dem
Stall«. Etwas Monumentales liegt in Eugen
Kampfs meisterhafter »Flandrischer Landschaft«, die,
voll mächtiger Stimmung, auffällt durch die wirkungs-
volle Beleuchtung, sowie durch die virtuose Darstel-
lung des bewölkten Himmels. Ebenfalls fein in
der Beleuchtung ist Julius Bergmann's Kühe
im Walde«, das in mehr als einer Hinsicht an Zügel
erinnert, und Andreas Dirks bietet in seiner »Lan-
dungsbrücke« ein ausserordentlich lebensvolles Bild.
Man glaubt das Anschlagen des Wassers beinahe zu
hören, und auch hier ist der Himmel vortrefflich ge-
malt. — Nicht minder gut ist desselben Künstlers
»Hafeneinfahrt«. — Im übrigen sind von den Düssel-
dorfern noch hervorzuheben Erich Mattschass, der
eine sehr frisch gemalte Märkische Landschaft ,
Eugene Dücker, der ein gutes Bild aus Holland,
»Tauholen«, und Härtung, der eine »Oberrheinische
Landschaft« sehr reizvoll gemalt hat. Ein Meister-
werk in Bezug auf Bewältigung zahlreicher Figuren
ist Otto Heichert's »Kriegerverein«. Es ist dem
Künstler gelungen, trotz der Menge der kräftig cha-
rakterisierten Gestalten eine gewisse schöne Ruhe in
sein Werk hineinzubringen, eine Leistung, die sicher-
lich nicht zu unterschätzen ist. —
Wie es bei den Berlinern Eugen Bracht, ein den
Jahren nach älterer, ist, der den stärksten Eindruck
macht, so auch bei den Münchnern. Es ist Franz
I von Lenbach. Seine Porträts von Mommsen und
j Virchow gehören wohl zu den trefflichsten Charakter-
darstellungen, die er geliefert, auch die Bildnisse des
Ministers Delbrück und des Dichters Hermann Lingg
sind echte Lenbach'sche Meisterwerke. Ich habe schon
gesagt, dass die Gestalt Lenbach's sich hoch heraus-
hebt aus der Menge der übrigen Münchner, die hier
vertreten sind, und zwar gilt das sowohl für die
»Kunstgenossenschaft«, wie für die der Secession
angehörige »Luitpoldgruppe«. Man kann den Münch-
nern diesmal nicht mit gewohnter Teilnahme begegnen,
wenn auch manches recht Gute sich bietet. Unter
den Porträtisten sind noch hervorzuheben Constanze
von Breuning, die ein »Lesendes Mädchen«, Alois
Erdtelt, der eins seiner besten lebensvollsten Kinder-
bildnisse, gegen die freilich die beiden »Damenbild-
nisse« sehr abfallen, und Wilhelmine Buttgereit, die
ein sehr gutes Damenporträt ausstellt; endlich noch
Luise v. Scheve-Kosboih und Maria Lübbes.
Bei der Luitpoldgruppe sind es Schuster-Woldan
und Carl Rüger, die als Bildnismaler genannt werden
müssen. Während letzterer sein Damenporträt einfach
und offenbar in dem Streben nach Harmonie des
Tons gemalt hat, sucht Schuster-Woldan auf alle
Weise aufzufallen, was ihm allerdings gelingt. Seine
Bildnisse, besonders das der schönen »Frau v. Gabe-
lentz«, sind sehr interessant. — Für das Porträt der
Frau v. L. gilt das auch, obwohl oder vielleicht weil
i die Dargestellte für ein »Damenbildnis« denn doch
j etwas stark entschleiert ist. — Ausser diesen beiden
ist noch N. Gysis mit einigen vortrefflichen Bildnis-
i Studien zu erwähnen, und zwar sind besonders »Alte
Frau« und »Alter Mann« lebensprühend und dabei,