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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0026

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29

Personalien. — Ausgrabungen und Funde. — Sammlungen und Ausstellungen

30

Der Kölner Dombaumeister Richard Voigtei, der

Vollender des Kölner Domes, ist am 27. September im
Alter von 73 Jahren gestorben. Er war 1829 in Magde-
burg geboren, studierte an der Berliner Akademie und kam
bald zur Unterstützung des damaligen Dombaumeisters
Zwirner nach Köln; nach dessen Tode wurde er mit der
Leitung des Baues betraut und so war es ihm vergönnt,
am 15. Oktober 1880 als der Vollender des grössten vater-
ländischen Bauwerkes gefeiert zu werden.

Der Historienmaler Eduard Schwoiser ist am
3. September in München gestorben. Er war am 18. März
1826 zu Brüsau in Mähren geboren und arbeitete sich zu-
nächst als Malhandwerker durch. Endlich gelang es ihm,
an die Münchener Akademie zu kommen, wo er unter der
Leitung von Volz an der Ausmalung des Nationa'museums
unter König Max II. mit beteiligt wurde. Später wurde
er auch von Ludwig II. vielfach beschäftigt und die roman-
tischen Schlösser des Königs weisen viele Wandbilder
Schwoiser's auf, so z. B. »Die Geburt der Venus« im
grossen Saale des Linderhofes.

Emmerich Andresen f. In Meissen ist am 7. Ok-
tober der Vorsteher des Bildhauer-Ateliers der Königlichen
Porzellan-Manufaktur Hofrat Professor Emmerich Andresen,
59 Jahre alt, gestorben. Er war ein geborener Holsteiner
(aus Otersen) und hatte eine künstlerische Ausbildung bei
Ernst Hähnel in Dresden empfangen. Bevor er nach
Meissen ging, schuf er unter anderem einen Orabesengel,
den er 1881 als Grabdenkmal für Hölderlin nach Tübingen
stiftete, eine Reihe nordischer Göttergestalten für den
Grosskaufmann Koopmann in Hamburg, eine gefesselte
Psyche (die nach einem ärgerlichen Streit über einen ab-
gebrochenen Flügel in den Besitz des deutschen Kaisers
überging), einen gefesselten Prometheus (Museum zu Kiel),
die Gestalten des „Entspektors" Bräsig und der Mamsell
Westfalen und 1887 die Bronzebüste zum Dresdner Gutz-
kow-Denkmal. Durch eine Denkschrift über die König-
liche Porzellan-Manufaktur zu Meissen erhielt er vom
Königlich Sächsischen Finanzministerium die Stellung als
„Vorsteher der Gestaltungsbranche" in der Manufaktur.
Er hat in Meissen eine Reihe von Schülern herangebildet
und eine Reihe von Modellen geschaffen, die teils in
Biskuit, teils in farbigem Porzellan ausgeführt worden
sind. Auch hat er die alten ausgeleierten Formen, die
noch von Kändler's Zeiten her in Gebrauch waren, neu
aufarbeiten lassen, und so hat er sich durch seine Thätig-
keit mancherlei Verdienste erworben. Indes als ein Re-
formator oder auch nur als ein Künstler, der die Porzellan-
plastik wesentlich weiter geführt hätte, kann Andresen
nicht bezeichnet werden. Der Hähnel'sche Klassizismus,
der nun einmal für das Porzellan ganz ungeeignet ist,
hing ihm zunächst an, und er liess auch eine Anzahl seiner
früheren Werke in Porzellan ausführen, die gar nicht dafür
geschaffen waren. Dann hat er sich mit Eifer bemüht,
sich den Porzellanstil zu eigen zu machen, und eine An-
zahl mehr oder minder brauchbarer Werke in dem tradi-
tionellen Meissner Stil sind die Früchte seiner Bemühungen.
Wir nennen z. B. die grosse Uhr mit Parzengruppe und
zwei Leuchter, deren Figuren die Tageszeiten darstellen,
dann das Mädchen aus der Fremde, die drei Grazien und
Amor, den Sieger von Olympia, die Lorelei (alle vier 1900
in Paris ausgestellt), eine Reihe von Büsten, die in Biskuit-
porzellan ausgeführt wurden und das Denkmal für Johann
Friedrich Böttger in Meissen. — Emmerich Andresen hat
den Anstoss zur Bildung des Meissner Dombauvereins
gegeben und auch selbst im Verein mit dem Berliner
Architekten Sehring einen Plan zum Ausbau geliefert.
Andresen hinterlässt drei Söhne und eine Tochter, die sich
der Kunst gewidmet haben. an

PERSONALIEN

Professor Ludwig Kaemmerer ist zum Direktor des
neuerrichteten Museums in Posen ernannt worden. Wir
können die Behörden zu dieser, unter einer grossen Zahl
von Bewerbern getroffenen Berufung nur beglückwünschen,
da Kaemmerer's am Berliner Museum gesammelte Erfah-
rung und sein kühl kritisches Urteil für die neue Anstalt
das Beste erwarten lassen.

Hans Schwaiger, bekannt durch seine derb volks-
tümlichen Märchenbilder und Holzschnitte, ist zum Pro-
fessor an der Prager Kunstakademie ernannt worden.

Joseph Olbrich hat in Turin die höchste Auszeich-
nung, nämlich einen Ehrensold von 8000 Mark, davon-
getragen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Zu Albrecht Dürer. Philipp Hainhofer, der bekannte
Augsburger Kunstfreund und -Händler, bemerkt in seinem
Tagebuche, das er 1617 auf einer Reise nach Pommern
führte, als er das Dresdner Schloss besichtigte: »von
dannen sein wir an Card. Cleses Zümmer, da er losiert
wäre, kommen, welches man die Zwergenstuben haisset,
die weil 3 schöne grosse Taflen von Zwergen die mit
ainem grossen Risen kämpfen, und Albrecht Durer ge-
mahlet hat, darin hangen«. Hainhofer pflegte sich gut zu
unterrichten, kennt auch die Kunstwerke der älteren Zeit

J recht wohl — vielleicht kann diese Bemerkung, die meiner
Erinnerung nach noch nicht beachtet wurde, in irgend

[ einer Weise der Dürerforschung von Nutzen sein. (cfr. den
Abdruck des in der Wolfenbüttler Bibliothek befindlichen
Tagebuches in den Baltischen Studien II. 1834, pag. 139.)

B. Haendcke.

Herr Dr. A. Bredius hat wieder einmal einen glück-
lichen Fund gethan und zwar ist es ihm gelungen in der
Galerie Stetzky in Petersburg ein vorzügliches Stück von
Pieter Lastmann aufzuspüren. Auf dem Bilde ist die be-
kannte Erzählung vom Opfer in Lystra dargestellt. Es
stammt aus dem Jahre 1640, ist prachtvoll erhalten und
galt seiner Zeit als Berümtheit, so dass es Vondel in einem
Gedichte überschwenglich besungen hat.

Bei der Aufdeckung eines Tumulus zwischen den Dar-
danellen und Lampsakos stiess der türkische Archäologe
Fjub Sabry auf eine sehr kostbare vergoldete Thonvase
griechischer Arbeit. Auf der Aussenseite sind kunstvolle
Reliefs angebracht, das Ganze aber ist allem Anschein nach
die Nachahmung eines meisterhaften Metallwerkes. Der
Fund ist in das Ottomanische Museum von Konstantinopel
gewandert, das unlängst auch durch die Ausgrabungen eines
phönikischen Tempels in Saida, die von Makridi Bey ge-
leitet worden waren, wichtige Bereicherungen, besonders
an Inschriften, erfahren hat. (Vossische Zeitung.)

Im historischen Museum zu Stockholm befindet
sich ein prachtvoller Tafelaufsatz, der kürzlich durch
Dokumenten-Forschung als aus dem Besitze von Rubens
nachgewiesen worden ist. Das Stück besteht aus einem
40 cm hohen Elefantenzahn, der von drei Delphinen
aus vergoldetem Silber getragen wird. Gekrönt ist das
Ganze von einer ebenfalls vergoldeten Muschelschale. Die
Silberteile tragen den Antwerpener Stempel.

Bei den Arbeiten zur Wiederaufrichtung des Löwen
von Chaeronea wurde ein Grabhügel voll Asche auf-
gefunden, der aller Wahrscheinlichkeit nach den in der
Schlacht gefallenen Makedoniern angehört. (Voss. Ztg.)

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Berliner Gemäldegalerie ist um einen grossen
Schatz bereichert worden: »Lukas Cranach's Ruhe auf
 
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