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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0046

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Denkmäler

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so dass der neue Salon voraussichtlich ein Mittelpunkt
des gesamten deutschen Schaffens auf dem Gebiet der
zeichnenden Künste werden wird. Von der Ausstellung
ausgeschlossen sind dagegen Ölgemälde, Plakate, Illustra-
tionen und kunstgewerbliche Gegenstände. (B. Lok.-Anz.)

Bremen. Die Gemäldesammlung der Kunsthalle ist
jüngst um ein interessantes Gemälde des älteren Cranach
bereichert worden, das sich bisher im Diakonenzimmer der
Domkirche befand. Es stellt Christus als Schmerzensmann
in ganzer Figur dar, die Dornenkrone auf dem Haupt, in
den über der Brust gekreuzten Händen eine Rute und
zwei Geissein haltend. Das bekannte Zeichen des Meisters
befindet sich unten in der Mitte. Seinem stilistischen
Charakter nach dürfte das Gemälde, das augenscheinlich
das Mittelbild eines Triptychons bildete, um 1540 entstan-
den sein. Es gehört einer Gruppe von Eccehomobildern
an, von der sich ein Exemplar in der Dresdner Galerie,
ein anderes in der Georgenkapelle des Meissner Doms
und ein drittes im Privatbesitz S. M. des Königs von
Sachsen befindet.

Aus Dresden. Die Ernst Arnold'sche Hofkunsthand-
lung hat ihren Ruf, Dresdens erste und vornehmste Kunst-
handlung zu sein, durch eine Ausstellung, welche die
grösste Anerkennung verdient, eben wieder von neuem
befestigt. Ihre letzten Thaten waren eine Böcklin- und
eine Liebermann-Ausstellung. Jetzt zu Beginn des Winters
bot sie den ganzen September hindurch eine erlesene
Ausstellung von Werken der Schule von Fontainebleau
und der Neoimpressionisten, wie man sie bisher in Deutsch-
land noch nicht gesehen hat. Ausser Dupre waren alle
jene berühmten Meister vertreten, die seit 1830 eine so
gewaltige Entwickelung im französischen wie im euro-
päischen Kunstleben teils vorbereitet, teils selbst herbei-
geführt haben. Unter den an 80 Gemälden, Zeichnungen
und Radierungen stehen in erster Linie der Sonnenunter-
gang auf dem Felde von Jean Francois Millet, Camille
Corot, Frühlingslandschaft am Morgen, und Claude Monet,
Ansicht von Vetheuil. Aber auch Daubigny, Diaz, Har-
pignies, Troyon, Pissarro, Renoir und Sisley waren an-
sehnlich und charakteristisch vertreten, so dass man sich
von den Bestrebungen der beiden Landschafterschulen und
von ihrem inneren Zusammenhang einen vollen Begriff
machen konnte. Leider ist die Sammlung von Gemälden,
die mit so grosser Mühe zusammengebracht worden war,
nun wieder in alle vier Winde zerstreut; die graphischen
Arbeiten, unter denen sich Stücke von grösster Seltenheit
befinden, gehören dagegen zu dem auserlesenen Besitz
der Ernst Arnold'schen Hofkunsthandlung an modernen
Lithographien, Radierungen und Handzeichnungen. —
Die Emil Richter'sche Kunsthandlung hat ihre Winter-
darbietungen mit der Sonderausstellung des Meissner
Malers Oskar Zwintscher eröffnet. Nachdem wir im ver-
gangenen Jahre von Dresdner Künstlern Otto Fischer,
Hans Unger, Paul Baum durch grössere Ausstellungen
(bei Arnold) in ihren gegenwärtigen Leistungen kennen
gelernt hatten, ist es erfreulich, nun auch Zwintscher's
Fortschritte von neuem feststellen zu können. Er bringt
diesmal in der Hauptsache Bildnisse, die sich durch strenge
Zeichnung und eine fast ornamentale Stilistik der Farben-
gebung und Durchbildung der Einzelheiten kennzeichnen.
Die herbe Auffassung steigert sich zuweilen bis zur Härte
und Starrheit; aber man muss das durch energisches
Naturstudium errungene Können des Künstlers durchaus
anerkennen. Neben einer verblüffenden Ähnlichkeit der
Dargestellten hat er auch eine entschiedene Eigenart der
künstlerischen Auffassung zu bethätigen gewusst. In dem
grellbunten und ziemlich bizarren Phantasiegemälde »Lenz-

rausch« ist diese Eigenart allerdings fast zur Karikatur
ausgeartet.

Kunstausstellung von 1904 in Dresden. In einer
kürzlich abgehaltenen Sitzung, in der die Königl. Sächsische
Staatsregierung, der Rat zu Dresden, der akademische Rat
und die Künstlerschaft Dresdens vertreten waren, ist be-
schlossen worden, im Jahre 1904 eine grosse Kunstausstel-
lung in Dresden abzuhalten, sie im wesentlichen auf natio-
naler Grundlage zu gestalten und damit eine retrospektive
Ausstellung zu verbinden. Für die weitere Vorbereitung
des Unternehmens soll ein Ausschuss ins Leben gerufen
werden, dessen Mitgliederwahl nach den gleichen Grund-
sätzen zu erfolgen hat, die anlässlich der beiden letzten
Kunstausstellungen festgesetzt und beobachtet worden sind.

In dieser Vertretersitzung wurde einstimmig die An-
sicht ausgesprochen, dass Dresden zur Wahrung seines
Rufes als Kunststadt und zur Förderung seiner Künstler-
schaft angesichts der ähnlichen Bestrebungen anderer Städte
nach mehrjähriger Pause wieder mit einer Kunstausstellung
hervortreten müsse. Die Wahl des Zeitpunktes wird da-
durch begünstigt, dass die übliche Münchner Jahresaus-
stellung im Jahre 1904 voraussichtlich nicht in der gewohnten
Weise im Königlichen Glaspalaste stattfinden kann, weil
über diese Räume zu Zwecken einer Kunstgewerbeaus-
stellung verfügt ist.

Den unmittelbaren Anstoss zu diesem Vorgehen der
Dresdner Behörden und Kunstvertreter hat ein an den Rat
zu Dresden gerichtetes Schreiben der Gesellschaft für
historische Kunst gegeben, die im Jahre 1904 anlässlich
ihres fünfzigjährigen Bestehens ihre Jubiläuinssitzung in
Dresden abzuhalten gedenkt.

DENKMÄLER

Fehrbellin. In Gegenwart des deutschen Kaisers
wurde am 18. Oktober das Denkmal des Grossen Kur-
fürsten enthüllt. Es ist eine Bronzewiedergabe des mar-
mornen Standbildes in der Berliner Siegesallee und rührt
von F. Schaper her. Der Kaiser hat es den Fehrbellinern
geschenkt.

Brahmsdenkmal für Wien. Über die Entscheidung
der Preisrichter für das Brahmsdenkmal berichtet das
»N. Wiener Tagbl.« vom 16. Oktober: Am 15. Oktober
fand eine Plenarsitzung des Komitees für das Brahms-
denkmal im Künstlerhause statt. Es lag, wie wir erfahren,
der Antrag des Exekutivkomitees vor, die Ausführung des
Denkmals Professor Joseph Weyr zu übertragen, zugleich
aber mit ihm wegen einiger wichtiger Modifikationen an
seinem Entwurf zu verhandeln. Der Beschluss kam nicht
ohne eine sehr erregte Debatte zustande, in welcher die
bereits im Schosse des Exekutivkomitees zutage getretenen
Meinungsverschiedenheiten noch besonders verschärft er-
schienen. An der Debatte beteiligten sich ausser dem
Vorsitzenden Freiherrn von Bezecny, welcher später den
Vorsitz an Herrn Arthur Faber abgab, die Herren Hof rat
Schrötter, Herrenhausmitglied Lobmeyr, Freiherr von Weck-
becker, Maler Michalek, Professor Navratil, Kaiserlicher
Rat Gutmann, Max Kalbeck und andere. Die meisten der
Redner übten je nach ihrer Kunstanschauung eine sach-
liche, die Hochachtung vor den einzelnen konkurrierenden
Künstlern nicht irgendwie berührende Kritik. Bei dem
Umstände, dass Professor Kundmann und Max Klinger
aus formalen Gründen, deren Berechtigung übrigens in
einer so beschränkten Konkurrenz bestritten wurde, von
der Konkurrenz ausgeschieden wurden, ging die Ansicht
einer starken Minorität dahin, dass eine neuerliche all-
gemeine Preisausschreibung mit Zuziehung der bisher be-
teiligten Künstler zu erfolgen habe.
 
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