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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0063

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Vermischtes. — Anzeigen

104

Ist doch der herrliche Codex des Ouiliano da San Gallo
noch immer nicht publiziert worden. Besonders reich ist
die Barberina an Miniaturen des Quattro- und des Cinque-
cento. Unter anderem bewahrt sie ein wunderbares Gebet-
buch Florentiner Ursprungs aus dem Ausgang des Quattro-
cento. Man kann nichts Herrlicheres sehen als den Ein-
band dieses mit reichsten Miniaturen geschmückten Büch-
leins, in rotem Sammet ausgeführt mit Filigranarbeit und
figürlichen Darstellungen in Emaille. Dann ist die Biblio-
thek besonders reich an Beschreibungen römischer Kirchen
und Zeichnungen nach Gemälden und Mosaiken, endlich
vor allem auch wichtig durch die Fülle liturgischer Hand-
schriften. Alle diese Schätze sind nun dem Präfekten der
Vaticana übergeben worden, der seit vielen Monaten die
endlich erfolgreichen Verhandlungen geführt hat. P. Ehrle
hat sofort die Neuaufstellung der Bibliothek in die Hand
genommen, die in der alten Vaticana untergebracht wor-
den ist und wie diese schon jetzt den Gelehrten zugäng-
lich ist. Der Kaufpreis wird auf 500000 Franken ange-
geben, allerdings eine sehr geringe Summe für eine solche
Erwerbung. Der Vatikan hat sich gleichzeitig verpflichtet,
für die brotlos gewordenen Beamten der Barberina zu
sorgen. Die Kataloge werden zunächst unverändert bleiben
und die Barberina wird wie die Bibliotheken Ottobuoni
und Urbinate in der grossen vatikanischen Bibliothek als
ein geschlossenes Ganzes weiter bestehen. e. st.

Zu der Bemerkung von B. Haendcke auf Seite 30
der Doppelnummer (Nr. 1 und 2) der »Kunstchronik«
vom 16. Oktober möchte ich erwähnen, dass jene von
Philipp Hainhofer in seinem Tagebuche angeführten Bilder,
welche er im Jahre 1617 im Dresdner Schlosse »in der
Zwergenstube« gesehen haben will und die er als »drei
schöne grosse Tafeln von Zwergen, die mit einem grossen
Risen kämpfen und Albrecht Dürer gemahlet hat«, be-
zeichnet, jedenfalls die Bilder des Dresdner Museums
Nr. 1943 und 1944 sind und jetzt Lukas Cranach dem
jüngeren zugeschrieben werden.

Beide Bilder stammten aus dem Königlichen Schloss

zu Dresden und hingen, wie im Katalog der Gemälde-
galerie angegeben ist, zur Zeit des Inventars von 1722 bis
1728 auf der »grossen Treppe«. Nr. 1943 wurde 1860
dem Vorrate entnommen. Es ist möglich, dass das dritte
von Hainhofer gesehene und zugehörige Bild abhanden
gekommen ist, sei es, dass es verkauft wurde, sei es, dass
es nach Hubertusburg kam, dort beim grossen Brand ver-
nichtet wurde oder vielleicht befindet es sich noch im
Schloss, in Moritzburg oder Wermsdorf. Wahrscheinlich
ist, dass diese Bilder, welche gemeinsam ein Zimmer des
Schlosses schmückten, diesem Räume den Namen der
Zwergenstube gegeben haben, wie es ja im Schloss auch
einen sogenannten Riesensaal gab, der bereits beim Schloss-
bau im Jahre 1547 angelegt wurde, er befand sich im
zweiten Obergeschoss und reichte bis zur Elbfront (vergl.
Cornelius Gurlitt's »Beschreibende Darstellung der älteren
Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen«,
22. Heft, S. 353 und 370).

Die beiden Gemälde des Dresdner Museums stellen
dar: Nr. 1943 »Der schlafende Herkules und die Pygmäen«
und Nr. 1944 »Der erwachte Herkules und die Pygmäen«.
Früher wurden diese beiden Bilder allerdings benannt:
»Der schlafende Waldriese und die Zwerge«. Direktor
Woermann führt in seinem Katalog der Gemäldegalerie
an: »Die germanischen Sagenstoffe lagen jener Zeit jedoch
ferner als die griechischen. Wie in den zahlreichen
Cranach'schen »Parisurteilen«, ist vielmehr mit Scheibler
auch hier die Darstellung der antiken Sage in modernem
Gewände anzunehmen, umsomehr, da diese Sage mit dem
angeblichen deutschen Märchen ziemlich genau überein-
stimmt. Vergl. Preller, Griechische Mythologie, III. Aufl.,
1875, S. 219.« — Im Volksmunde aber bezeichnete man
den Gegenstand als Riesen und Zwerge.

Beide Bilder sind bezeichnet: 1551 und mit Lukas
Cranach's Zeichen der geflügelten Schlange. Sie erinnern
in keiner Weise an die Art Dürer's, aber schon im 17. Jahr-
hundert liebte man es, den Namen Dürer's allen möglichen

Bildern zuzulegen. Moritz Schneider.

Kunstauktion v. Hup Heining, München

24. November und folgende Tage

Sammlung Dr. F. Schnitzer f München

I. Bücher des 15. bis 19. Jahrhunderts aus verschiedenen wissen-
schaftlichen Gebieten, dabei Kupfer- und Holzschniftwerke.

II. Graphica. — Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen, Litho-
graphien u. s. w. — Handzeichnungen.

Der Katalog (über 4700 Nummern) kostenfrei gegen Portoersatz

Jede nähere Auskunft durch

Hugo Helbing, München

Liebigstrasse 21 - Wagmüllersfrasse 15

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Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig

Offizieller Bericht über die Verhand-
lungen des kunsthisforischen Kon-
gresses zu:

Nürnberg, 25. bis 27. Sept. 1893, M. 2.50
Köln a. Rh., 1. bis 3. Okt. 1894, „ 3.60
Budapest, 1. bis 3. Okt. 1896, „ 2.—
Amsterdam, 29. September bis

1. Oktober 1898 . . . . „ 3.—
Lübeck, 16. bis 19. Sept. 1900, „ 4.—

Diese Berichte enthalten die Ergeb-
gebnisse der Verhandlungen und Aus-
züge aus den an den Kongresstagen
gehaltenen Vorträgen. Die Hefte be-
anspruchen einen dauernden Wert.

Inhalt: Eugen Müutz. Von Georges Riat. — Ein Buch zur Kunstgeschichie Basels. Von Heinrich Wölfflin. — Ferdinand Knab t; Wilhelm Böck-
mann t. — Dr. E. Steinmann Vorstand des Museums in Schwerin; Dr. Hermann Ehrenberg nach Münster berufen; Paul Schultze-Naum-
burg nach Weimar berufen. — Zusammenkunft einiger Kunstforscher in Baden-Baden. — Vom Meissner Dombau ; Venedig, Restaurierung
der Monumentalbauten. — Wettbewerb zu einer grossen goldenen Medaille. — Grabmal für Charles Beaudelaire. — Abendbeleuchtung im
Berliner Kunstgewerbemuseum; Berliner Kupferstichkabinett wieder geöffnet; Ausstellungen von Kunstwerken aus Hallischem und Elber-
felder Privatbesitz; Ausstellung des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin; Ausstellungen bei Pietro del Vecchio in Leipzig;
Ludwig Richter-Ausstellung in Dresden. — Auktionspreise; Auktion bei Hugo Helbing. — Erwerbung der Bibliothek des Fürsten Bar-
berini; Ueber die Bemerkung betreffend Hainhofer. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
 
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