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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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gy Vom Kunstmarkt igg

Wilhelm Kreis; in Holzschnitzerei und bemalt: eine betende
Nonne von August Schreitmüller; in Terrakotta: ein Be-
duine mit seinem Kamel vom Sturm in der Wüste über-
rascht von Erich Hösel. Noch nicht in endgültiger Gestalt
sind vorhanden: Georg Gröne's Reuige (für Bronze) und
Hudler's innig empfundenes und trefflich komponiertes
Rundrelief Mutter mit Kind, das für farbige Majolika be-
stimmt ist. Hierzu kommen weiter eine Anzahl Medaillen
und Plaketten, und zwar von Fritz Hörnlein solche für
Ruderer, Fussball- und Lawn-Tennisspieler, eine Hochzeits-
medaille von Heinrich Wedemeyer, zwei ausgezeichnete
Bildnisplaketten von Reis und die bekannten vorzüglichen
Plaketten auf Karl Reinecke, Felix Dräseke und Heinrich
XXIV., Fürst von Reuss, sowie eine Plakette für Schwimmer
und Fechter von Paul Sturm in Leipzig. Endlich ist auch
das Kunstgewerbe vertreten durch einen Leuchter in
Messing von Fritz Kleinhempel, zwei Briefbeschwerer und
ein Tintenfass von Erich Kleinhempel. Von den nicht ange-
kauften Werken ist ein Relief in versilberter Bronze von
Arnold Kramer zu nennen, das vielen der angekauften
Werke durchaus ebenbürtig ist. — Sämtliche zu dem Wett-
bewerb eingegangenen Arbeiten waren zu Weihnachten
vier Tage lang in Dresden zu sehen, die meisten wird
man in der sächsischen Kunstausstellung zu Dresden 1903
wiedersehen. Wie die vom Staate angekauften Arbeiten ver-
wendet werden sollen, ist vorläufig noch nicht bekannt; auch
das nicht, ob der Staat nur je ein Exemplar des betreffenden
Werkes oder auch das Vervielfältigungsrecht mit erworben hat.
Letzteres wäre wenigstens für die Plaketten und Medaillen
zu wünschen, damit sie an Vereine abgegeben werden
könnten und damit künstlerischer Sinn in weitere Kreise
getragen würde. Denn dass die gekauften Werke in die
staatlichen Museen zu Dresden, Leipzig, Chemnitz, Frei-
berg, Zittau u. s. w. verteilt werden, bringt der Kunst nur ge-
ringen Nutzen. Bekanntlich stehen die Museen — wenigstens
die für Plastik — meist in geradezu erschreckender Weise
leer. Solche Massenankäufe von Kunstwerken durch den
Staat müssen als eine unvollkommene Massregel bezeichnet
werden, wenn nicht der Staat dafür sorgt, dass die Kunst-
werke auch wirklich die Kunstfreude und den Kunstsinn
fördern. Hoffentlich vervollständigt der sächsische Staat
seine an und für sich so treffliche Massregel des Bildhauer-
wettbewerbs nach dieser Seite hin. Leider hat der Wett-
bewerb auch nach der Seite der öffentlichen Kunst — der
Kunst auf der Strasse — so gut wie keinen Erfolg ge-
bracht: man sah keine Gedenktafel für eines der berühmten
Häuser Leipzigs oder Dresdens (Richard Wagner-Haus,
Tiedge und Elise von der Recke-Haus), keinen Entwurf
für ein einfaches Grabdenkmal und ähnliches. Nur die
Anregung, eine Wasserstandsmarke zum Andenken an
Hochwasser zu schaffen, war von einem Bildhauer be-
achtet worden: Albert Starke-Dresden hat eine solche ein-
gesendet. Leider war das Relief — eine überschwemmte
Landschaft mit der Verkörperung der Sonne als Mädchen
— nur in weissem Gips vorhanden, so dass man sich über
die Wirkung in dem echten Material keine rechte Vor-
stellung machen konnte. — Schliesslich wird man aber
sagen dürfen, dass der Wettbewerb als Ansporn für die
Bildhauer, in echtem Material zu arbeiten, von Wert ge-
wesen ist, ganz abgesehen davon, dass er manchem tüch-
tigen Künstler auch materiellen Gewinn gebracht hat.

Über die Verwendung der angekauften Arbeiten ist
inzwischen verfügt worden. Neun Werke sollen in den
Repräsentationsräumen des Ministerhotels in der Seestrasse
als Staatseigentum aufgestellt werden, um den dort ver-
kehrenden Kreisen vor Augen zu führen, wie sehr sich
derartige Werke der Kabinett- und Kleinplastik zur Aus-
schmückung vornehmer Gesellschaftsräume eignen. »Man

hofft hierdurch die Kauflust auch in Privatkreisen an-
zuregen und dadurch einen Hauptzweck der Staatsankäufe
mit erfüllen zu helfen«. Diese neun Arbeiten sind: Der
Ruderer von Karl Röder, Mädchen mit Blütenzweig (Früh-
ling) von Ockelmann, Mädchen im Winde von Otto Pässler,
Susanna von Oskar Rühm, Mädchen mit Blumen von
Mörlin, Zankende Bärin von Fritz Kretschmar, Leuchter
von Fritz Kleinhempel, Affe und Eule als Briefbeschwerer
und Tintenfass von Erich Kleinhempel. Das Majolikarelief
von August Hudler soll im Korridor des Dresdner Aka-
demiegebäudes aufgestellt werden, die übrigen kommen
in die Königliche Skulpturensammlung zu Dresden. —
An dieser Verwendung der angekauften Skulpturen ist
verschiedenes auszusetzen. Zu tadeln ist, dass sie nur
Dresden zugewiesen worden sind, dass dagegen Leipzig,
Chemnitz, Freiberg, Zittau u. s. w. gänzlich leer aus-
gegangen sind. Dies ist weder im Interesse der Dresdner
Skulpturensammlung, noch im Interesse der sächsischen
Provinzialstädte, die auch Anspruch haben auf derartige
Bewilligungen, die nicht für einen bestimmten Ort gemacht
worden sind. Nach der gegenwärtigen Handhabung hat
man von der gewöhnlichen Ankaufssumme für die Dresdner
Skulpturensammlung 20000 Mark gestrichen und sie ihr
grösstenteils wieder zugewiesen in Kunstwerken, nur dass
diese nicht der Direktor, sondern eine Kommission aus-
gewählt hat. Man muss wünschen, dass dies nicht ein
dauernder Zustand werde. Kommissionsankäufe drücken
erfahrungsmässig die Museen auf ein tieferes Niveau
herab. Durch die Aufstellung von neun Werken in einem
Ministerhotel sodann wird der Zweck, zum Ankauf von
Kleinplastik anzuregen, nur in geringem Masse erfüllt.
Die Hauptsache ist, dass die deutsche, hier im besonderen
die sächsische Kleinplastik im Preise konkurrenzfähig wird
mit der ausländischen, im besonderen mit der bevorzugten
Pariser und Florentiner Plastik. Dazu muss man andere
Wege einschlagen, als die sehr bequemen, die man in
Dresden gewählt hat. ^

Für das Dresdner Rathaus soll nach Beschluss des
Rates und der Stadtverordneten ein neuer Wettbewerb
ausgeschrieben werden. Bei dem ersten Wettbewerb war
ein erster Preis nicht verteilt worden und hatten sich
hinterher auch sonstige Misslichkeiten eingefunden. Für
den neuen Wettbewerb aber ist der Anlass dadurch ge-
geben worden, dass der Bauplatz teilweise anders gewählt
worden ist. Vorher sollte das Rathaus in zwei Hälften
diesseit und jenseit der Gewandhausstrasse geteilt, diese
aber überbrückt werden. Jetzt will man sich auf den
Bauplatz diesseit der Gewandhausstrasse, der von der
Kreuzstrasse, der Ringstrasse und der Kreuzkirche begrenzt
wird, beschränken. Für den Rathausneubau sind acht
Millionen Mark vorgesehen.

VOM KUNSTMARKT

Bei Christie in London wurden neulich für Gains-
borough's Doppelbildnis seiner Töchter 120400 M. ge-
zahlt, dasselbe Bild erzielte 1864 2410 M., 1888 4300 M.
Uberhaupt waren in der verflossenen Saison die in den
englischen Auktionsräumen erzielten Preise wieder ausser-
ordentlich. Romney's Miss Rodbard brachte reichlich
220000 M., der höchste Preis, welcher jemals für ein
Bild dieses Malers gezahlt wurde. Ein Raeburn brachte
120000 M., ein Troyon 150000 M., ein Hobbema 192000 M.
Alles in allem veranschlagt man den Auktionserlös in der
Zeit von November 1901 bis Oktober 1902 bei den haupt-
sächlichsten Auktionshäusern Londons auf 26 Millionen
Mark.
 
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