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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0109

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195

Nekrologe - Sammlungen und Ausstellungen — Wettbewerbe

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Zahl der verwendeten Platten zur Zeit überhaupt zu leisten
möglich ist. Freilich wollen diese Tafeln gerade so wie die
Originale in der richtigen Entfernung des Augenpunktes
gesehen sein, wenn sie leuchten sollen. Wer allerdings
auch hier darüber klagen zu müssen glaubt, dass man Farben-
tönean Stellen mit auftreten sieht, wo solche nicht hingehören,
dass im besonderen die menschliche oder tierische Karnation
mit in die Färbung der Umgegend störend hineingezogen
wird, dass auf dem Bilde »Kartoffelernte« keine Erdfurchen,
sondern infolge der Linienmanier hingebreitetes Ährenstroh
zu sehen sei, dass Fingernägel nicht grau aussehen können
u. s. w. — wem solche und allerhand ähnliche Skrupel bei
seiner subtileren Betrachtung auftauchen, der muss über-
haupt noch zur Zeit von einer maschinellen farbigen Wieder-
gabe moderner Originale absehen. Übrigens sind zur
möglichst vollständigen Beurteilung des Künstlers auch
Darstellungen mit aufgenommen worden, die nur noch
persönlich-historischen Wert haben oder einen Versuch des
Künstlers bedeuten: so beweist die Aktstudie »Der tote
Held« und das monströse »Pferd auf der Weide«, dass
auch geniale Künstler, wenn sie in der Formlage auf Be-
sonderheiten geraten, sich zeichnerisch verfehlen können;
in der bekannten, in Berlin seiner Zeit nur »ehrenvoll er-
wähnten« Hölle der Wollüstigen aber oder dem Nirwana
sieht man schweben sollende Weiber in Luftschaukelstiihlen
hingegossen sitzen. Noch erwähne ich als psychologisches
Kuriosum geteilter Aufmerksamkeit die von Servaes ange-
führte Thatsache, dass Segantini immer zu malen pflegte,
während ihm seine Frau nicht nur Poesien, sondern auch
wissenschaftliche Abhandlungen vorlas — welche seelische
Thätigkeit war dabei die mechanische? Wie ein bekanntes
Wort des Thukydides von der perikleischen Kunstepoche
klingt das Wort des Künstlers, das er in der Beantwortung
der Rundfrage über Tolstoi's Verketzerung der Kunst aus-
sprach: Suchet das Erhabene in der Einfachheit!

Das bedeutende Werk konnte in dieser Höhe nur
durch die vereinte Thätigkeit eines Ausschusses zu stände
kommen, an dessen Spitze der k. k. Ministerialrat Herr
Dr. Ritter von Wiener stand, in Wahrung des seit 1848
angenommenen kaiserlichen Wahlspruches: Viribus unitis.

Robert Wirth

NEKROLOGE

Am 14. Dezember verstarb in Düsseldorf Bent Norden-
berg, der Senior der Düsseldorfer Skandinavischen Maler-
kolonie. Nordenberg war im Jahre 1822 in einem kleinen
Städtchen Schwedens geboren, wo er zunächst als Vieh-
junge und dann als Zimmermannslehrling seine Jugend
ausfüllte. Erst im 30. Jahre konnte er sich der Malerei
widmen, ging nach Düsseldorf und schloss sich besonders
an Tiedemand und Hildebrandt an. Nach und nach
bildete er sich zu einem sehr geschätzten Genremaler
aus dem Stoffgebiete seiner nordischen Heimat aus.
Im Leipziger Museum ist er mit seinem »Organisten in
der schwedischen Dorfkirche« vortrefflich vertreten. Mit
seinem Hingange ist das kleine Häuflein der alten Düssel-
dorfer Genremaler noch weiter zusammengeschmolzen.

Dresden. Am 9. Dezember ist hier der Maler Karl
Louis Preusser gestorben. Er war am 10. Juli 1845 zu
Dresden geboren, studierte an der Akademie zu Dresden
unter Schnorr und Grosse, dann weiter in Antwerpen und
München. 1872 erhielt er in Dresden die grosse silberne
Medaille. Er malte unter anderem: Odysseus und Kalypso
(1871), Schlechte Karten (1874), Der Fischer nach Goethe
und Porträtmalers Leiden (1877), In der Dresdner Galerie
(188t), Die Quellnymphe (1S91). Im letzten Jahrzehnt
ist er nur noch wenig an die Öffentlichkeit getreten. — '

Am 22. Dezember starb in Dresden der Maler Rudolf von
Haber im 69. Lebensjahre. Er war früher Offizier und
wandte sich dann der Malerei zu. Anfangs lebte er in
Weimar, später in Dresden. Von seinen Bildern werden
genannt: Bildnis Kaiser Wilhelm's I. (1871), Andacht (1872),
Angehende Künstler (1873). Später malte er mit Vorliebe
Gruppen alter kostbarer Waffen, die er mit grösster Sauber-
keit und Peinlichkeit durchführte. — In Loschwitz ist der
Bildnismaler Hugo Törmer gestorben.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Für die Grosse Kunstausstellung Dresden 1904,

die nunmehr gesichert ist, wurde wiederum Gotthard Kuehl
zum Vorsitzenden des Ausschusses gewählt, zum zweiten
Vorsitzenden und zu Schriftführern: Eugen Bracht, Hermann
Prell und Paul Kiessling. Der Rat zu Dresden stellt
den Ausstellungspalast zur Verfügung und bewilligt
20000 Mark zum Garantiefonds, vorausgesetzt, dass der
Staat ebensoviel bewilligt und dass 60000 Mark von privater
Seite gezeichnet werden. Die grosse Halle wird der Ar-
chitekt Fritz Schumacher ausschmücken, bei der Aus-
schmückung der übrigen Räume wird Wilhelm Kreis mit-
wirken. Die Kuppelhalle des Ausstellungspalastes wird
Professor Gussmann künstlerisch ausschmücken. Einen
kleinen Fehlbetrag von der Ausstellung 1901 hat der Rat
zu Dresden übernommen. — Für die Sächsische Ausstel-
lung 1903 hat der Rat 8000 Mark zu Ankäufen bewilligt.

an

WETTBEWERBE

Dresden. An dem staatlichen Wettbewerb für Klein-
plastik der sächsischen Bildhauer haben sich 42 Dresdner
und Leipziger Künstler mit 131 Arbeiten beteiligt, und der
Staat hat auf Vorschlag des akademischen Rates der König-
lichen Kunstakademie 30 Arbeiten von 23 Künstlern an-
gekauft. Es handelte sich bei diesem Wettbewerb zunächst
um die Unterstützung der sächsischen Bildhauer, zugleich
aber sollte die /(/«'«plastik gefördert werden, denn nur
durch sie dringt ja die Bildhauerkunst in die Privathäuser
ein, wird sie ein Teil der häuslichen Kunstpflege. Eine
weitere Bedingung war, dass die Arbeiten der Bewerber
in echtem Material ausgeführt würden, damit die Künstler-
entwürfe den Materialstil beachten lernten, und nur aus-
nahmsweise sollte erlaubt sein, dass eine Arbeit in Gips
abgeliefert werde, dieser sollte dann aber so behandelt sein,
dass man die eigentlich beabsichtigte Wirkung erkenne.
— Überschaut man die eingelieferten Arbeiten, so darf
man ein erfreuliches Niveau der Leistungen anerkennen.
Ausser den an der Dresdner Akademie angestellten Bild-
hauern, ferner ausser Max Klinger und Karl Seffner in
Leipzig, Hans Hartmann, Peter Pöppelmann, Friedrich
Offermann und einigen anderen in Dresden haben sich
so ziemlich alle namhaften Bildhauer in Sachsen an dem
Wettbewerb beteiligt. Der Zwang aber, dass jeder Be-
werber seinen Namen nennen musste, hat erfreulicherweise
dahin geführt, dass alle jene Auchkünstler und Anfänger,
die sonst bei Wettbewerbungen das Niveau herabzudrücken
pflegen, fern geblieben sind. Als besonders gelungene
Werke mögen genannt sein: von Bronzen: der binden-
anlegende Athlet nach dem Kampfe, ein vorzügliches Werk
von Richard König, der Ruderer von Ernst Röder, Mädchen
im Winde in Empiretracht von Otto Pässler, Träumerei
(eine weibliche Gestalt) von Paul Sturm; von Marmor-
werken: die reizvolle Gruppe Erste Liebe von Felix Pfeiffer
und Selmar Wemer's Herme des Dresdner Architekten
 
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