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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Ausgrabungen und Funde — Wettbewerbe — Vom Kunstmarkt

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auch für die diesjährige internationale Kunstausstellung im
Münchner Glaspalaste ein eigener Saal bewilligt worden.

Die 71. grosse Kunstausstellung des hannoverschen
Kunstvereins ist am 24. Februar eröffnet worden und.ent-
hält ca. 1500 Kunstwerke, Ölgemälde, Aquarelle und Pla-
stiken deutscher und ausländischer Meister, unter denen
sich , die" bedeutendsten Künstlernamen der Gegenwart be-
finden. Besonderes Interesse erweckt eine Porträtkollektion
des Professors Fritz August von Kaulbach und ferner eine
Aquarellausstellung von sechzig römischen und etwa eben-
soviel^deutschen Künstlern.

Württembergische Porträtausstellung, rür den
Monat Mai ist "im Königsbau jn Stuttgart eine Ausstellung
von Porträts — Gemälden, Miniaturen, Stichen, Handzeich-
nungen und plastischen Werken — aus württembergischen
Privalbesitz geplant, welche bezweckt, einen möglichst
vollständigen Überblick über die Porträtkunst hauptsächlich
des 19 Jahrhunderts zu geben.

Das Kestnermuseumhat, wieder »HamburgerCourier«
berichtet, in diesen Tagen eine bedeutende Erwerbung
gemacht: es ist ein lebensgrosser romanischer Bronzekopf
aus dem Kloster Fischbeck bei Hameln. Das Kloster
musste seine Kirche restaurieren und entschloss sich, um
den Baufond auf die erforderliche Höhe zu bringen, zu
dem Verkaufe jenes alten Besitzes. Das Königliche Kultus-
ministerium hat den Verkauf und zwar an die Stadt
Hannover für das Kestnermuseum genehmigt. Der Kopf
war in der Litteratur bekannt, so hat ihn Lübcke in seiner
Jugendzeit gesehen und mehrfach als das einzig vor-
handene Stück seiner Art erwähnt. Der Kopf ist offenbar
ein Reliquiar und war zur Aufbewahrung des Schädel-
knochen eines Heiligen bestimmt. Er ist aus Bronze
gegossen und vollständig vergoldet, die Augen jedoch
aus Silber eingelegt und ihre Sterne in Niello. Es ist ein
Kopf mit Schnurrbart und kurzem Backenbart, Bart- und
Kopfhaar ist fein ciseliert und an seinen Endungen in
regelmässigen Abständen zu kleinen knopfartigen Löck-
chen gedreht. Die Modellierung des Gesichtes ist sehr
einfach. Die Nase hat einen individuellen und zwar
niedersächsiscben Zug mit schmalem Rücken und einem
kleinen Höcker in der Mitte. Der ganze Kopf macht in
seiner strengen Stilisierung zunächst einen befremdlichen
Eindruck, dann aber, je mehr man sich hineinsieht, wirkt
er imponierend und packend. Es ist ein rechtes Stück
monumentaler Kunst. Allem Anschein nach gehört der Kopf
in die hohe ernste Zeit der romanischen Kunst des
11. Jahrhunderts und zwar der niedersächsischen romanischen,
die von Bernward von Hildesheim begründet wurde. Als
prachtvoll erhaltenes Stück der Grossplastik dieser Zeit ist
der Fischbecker Kopf geradezu ein Unikum.

Prof. Max Liebermann hatte im vorigen Jahre von der
Hamburger Kunsthalle den Auftrag auf ein grösseres für
das Museum zu malendes Bild erhalten. Nunmehr hat er
aber an Stelle des vereinbarten einen verschiedene seiner
in der letzten Zeit entstandenen Arbeilen an die Kunst-
halle gegeben und zwar Gemälde, Pastelle und Zeich-
nungen. Es sind darunter drei Gemälde, »Landhaus bei
Hamburg«, »Polospiel«, Garten des Restaurant Jacob in
Nienstedten.

Nürnberg. Das Gemeindekollegium bewilligte die
vom Magistrate beschlossene Summe von 50000 M. für
die Landesausstellung im Jahre 1906.

Budapest. Die Nachlassausstellung der im vorigen
Sommer verstorbenen ungarischen Maler Gust. Kelety und
Ant. Tahi hatte den grossen Erfolg, dass von den insge-
samt 822 Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen in der
ersten Woche schon 400 Nummern im Werte von ca.
32000 Kronen verkauft wurden. Auch der Staat beteiligte

j sich mit Ankäufen. Kelety war Landschafter, Schüler der
Münchner Akademie unter Joh. Fischbach, Friedr. Voltz
und Schleich; Tahi war Schüler von Munkacsy in Paris
und pflegte neben der Landschaft das Historienbild.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Wiedergefundene Rubensbilder. Im kunsthisto-

; rischen Hofmuseum in Wien wurde vor einigen Tagen
die »Heilige Familie« von Rubens aufgestellt. Das Ge-
mälde war in einem kaiserlichen Lustschlosse entdeckt
worden und eine vorgenommene Restaurierung und Be-

; freiung von den Übermalungen ergab die Echtheit der
Signatur P. P. Rubens 1630. Dr. Th. von Frimmel schreibt
über dieses Bild in einem Aufsatze in der Wiener »N.
Freien Presse«: »Für mich unterliegt es keinem Zweifel,

I das Bild ist ein echter Rubens, aber einer, der wiederholt

I böse Zeiten durchgemacht und sein ursprüngliches Relief
verloren hat. Daher gewisse Schwierigkeiten, ihn als

| Beispiel Rubens'scher Kunst vorzuführen.« — In Königs-
berg ist gegenwärtig in dem Teichert'schen Salon eine
Wiederholung der Antwerpener »Heiligen Familie von
Rubens, der sogenannten »Vierge au perroquet« ausgestellt,
welch erstere der Porträtmaler Eug. Voss restauriert hat

j und in einer Broschüre als das eigenhändige Original
zur Antwerpener heiligen Familie bezeichnet. Falls sich
die Zuweisung an Rubens vor der fachmännischen Unter-
suchung irgendwie bewähren sollte, werden wir darauf zu-
rückkommen.

Überlingen. In der um die Mitte des 15. Jahrhun-
derts erbauten spätgotischen St. Jodokuskapelle sind Wand-
malereien aus dem 15. Jahrhundert entdeckt und zum Teil
von der Tünche befreit worden. An den Wänden des
: Langhauses sind die vierzehn Nothelfer dargestellt, ferner
Christus am Ölberg, die Verkündigung Mariä, Veronika
mit dem Schweisstuch, der Triumph des Todes; im Chor
die Geburt der Maria. Die Freilegung der wertvollen
Bilder wird fortgesetzt.

WETTBEWERBE
Für den neuen Repräsentationsraum im Moabiter
Kunstausstellungshause war ein Wettbewerb ausgeschrieben.
Die Entwürfe, neun an der Zahl, sind jetzt im Bureau in
Moabit ausgestellt. Gewählt wurde ein Entwurf von
Alfred Balcke.

VOM KUNSTMARKT
Die Versteigerung von Ölgemälden alter Meister
u. s. w. in Lepke's Kunstauktionshause in Berlin bot trotz
| der sehr ungleichen Qualität der Objekte eine Reihe von
i interessanten Porträts der holländischen, vlämischen, fran-
zösischen und englischen Schule und von tüchtigen hollän-
i dischen Blumenstücken und Tafelstillleben. Bei reger
j Kauflust erreichten die Preise fast durchweg eine verhält-
nismässig beträchtliche Höhe. So brachte ein vornehmes
Männerporträt in lebensgrosser Vollfigur von J. A. van
Ravesteyn 18000 M.; eine dem van Dyck zugeschriebene
lebensgrosse Porträtgruppe von drei Personen 12900 M.;
eine vielfigurige, farbenfrische Auferweckung des Lazarus,
j dem Holbein d. ä. zugeschrieben, 5000 M.; ein vornehmes
Frauenporträt, dem Verspronck zugeschrieben, 4900 M.;
das Brustbild einer jungen Frau, seltsamerweise dem Ver-
meer van Delft zugeschrieben, 2475 M.; das lebensgrosse
Kniestück eines Mr. Thomas Nichols von H. Raeburn
2800 M.; die Pendants eines jungen Mannes und seiner
Frau von M. J. Miereveit zusammen 4000 M.; ein Still-
leben von W. Heda 2180 M.; das Hüftbild eines Knaben,
 
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