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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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309

Institute — Sammlungen und Ausstellungen — Ausgrabungen und Funde — Vom Kunstmarkt

310

INSTITUTE

Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom
20. Februar entwickelte Professor Mau die Ansicht, dass
die Cacus-Stiege auf dem Palatin, deren oberer Ausgang
durch ein Lavapflaster angezeigt wird, von hier nicht in
gerader Linie zum Zirkus hinabgegangen sein könne. Der
steile Abfall des Hügels und die von Mau nachgewiesene
Fortsetzung der über ihm liegenden Kammern quer durch
jene Linie des Aufganges verbieten es. Der Vortragende
nahm also die Umbiegung jener Strasse im rechten Winkel
an, dahin, wo ein anderes Stück lavagepflasterter Strasse
gegen den nordwestlichen Hügelrand verläuft. An diesem
Abhang wies er die Möglichkeit der eigentlichen Treppe
nach. Professor Hülsen schloss sich der Ansicht Mau's
an, die er durch richtigere Auslegung antiker, litterarischer
Zeugnisse zu stützen suchte. Professor Petersen war
erfreut, seine schon im alten Rom ausgesprochene Ansicht
über den Lauf der Strasse bestätigt zu sehen. Dann er-
örterte Professor Hülsen die in H. Nissen's italienischer
Landeskunde (im soeben erschienenen dritten Bande) aus-
gesprochene Hypothese, dass das älteste Rom nicht auf
dem Palatin, sondern auf dem Esquilin gelegen habe. Die
Inschrift aus Tivoli, welche ein Esquilinisches Thor daselbst
zu nennen scheine, sei von zweifelhafter Ergänzung. Auch
bestätigten sowohl die älteren Gräberfunde auf dem
Esquilin, wie auch die neuesten am Forum das höhere
Alter der palatinischen Stadt. Zum Schlüsse legte Professor
Petersen die von Dr. Pollak herausgegebene vornehme
Publikation klassisch-antiker Goldschmiedearbeiten im Be-
sitz des russischen Botschafters in Rom A. J. von Nelidow
vor, indem er den hohen künstlerischen Wert dieser Samm-
lung hervorhob und dem anwesenden Besitzer zugleich
für das der Bibliothek des Archäologischen Institutes über-
wiesene Exemplar seinen Dank aussprach. Dann wandte
sich Professor Petersen noch mit kurzen Worten gegen
den Versuch von Professor Emil Reisch in Wien, die Zu-
sammensetzung des Ära Pacisfrieses wieder aufzulösen
und wies die Unhaltbarkeit der Methode und der Resultate
nach. e. St.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Das Städel'sche Kunstinstitut in Frankfurt a. M.
erhielt durch Schenkung des Herrn Leopold B. H. Gold-
schmidt in Paris eine sehr interessante Bereicherung an
Gemälden der grossen französischen Malerkunst im
ig. Jahrhundert, dem »grand siecle«, das in deutschen
Sammlungen nur in wenigen Proben vertreten ist. Die
neuen Bilder sind: eine an Millet erinnernde Landschaft
mit einem Ochsengespann von Alex. Gabriel Decamps,
eine grosse Flachlandschaft von Antoine Chintreuil, eine
kleine »Pietä« von Gustave Moreau und ferner von dem
beliebtesten französischen Architekturmaler des 18. Jahr-
hunderts, Hubert Robert, eine nächtliche Landschaft mit
römischen Ruinen vorn und einer brennenden Stadt im
Hintergrunde.

Erfurt. Bei Gelegenheit der vierten Tagung für Denk-
malpflege soll hier den September dieses Jahres hindurch
eine kunstgeschichtliche Ausstellung stattfinden, die im
wesentlichen dazu bestimmt ist, den Werdegang der sächsi-
schen, thüringischen und fränkischen Malerei zu veran-
schaulichen, aber auch Architekturdarstellungen, Kunst-
gewerbliches und dergleichen mehr bringen wird. Als
Ausstellungsräume sind der Kreuzgang und die anstossen-
den Kapellen, Säle und Zimmer am Dome in Aussicht
genommen. Den Ehrenvorsitz führt der Oberpräsident
der Provinz Sachsen, Herr Dr. v. Boetticher. Wir denken

in Kürze näheres über das interessante Unternehmen mit-
teilen zu können.

Die Frühjahrsausstellung der Münchner Secession

wurde am 28. Februar eröffnet. Der Katalog giebt 306
Nummern an, darunter 41 graphische Werke. Fremde
Künstler sind wenig vorhanden, aber einen eigenen Saal
nimmt die holländische Künstlergruppe des eigenartigen
Malers Jan Toorop ein. Bei den Radierungen sieht
man in grösseren Sammlungen den geistvollen L. Legrand
aus Paris und den originellen Norweger E. Münch. Die
Frühjahrsausstellung wird zwei Monate dauern.

Die Kgl. Gemäldegalerie im Haag hat kürzlich
| von Herrn des Tombe zwölf Gemälde geschenkt bekommen,
t unter denen sich ein Studienkopf eines Mädchens vom
Delftcr Vermeer befindet. Das Bild ist voll bezeichnet und
in kunstwissenschaftlichen Kreisen schon seit langer Zeit
bekannt. Ferner sind aus diesem Legat hervorzuheben ein
Kinderporträt von Flinch, bezeichnet und datiert 1640, eine
Landschaft von Esaias van de Velde, von 1624, ein Bild
von van Beyeren, eines von Zwaerdecroon u. s. w.

Das Rotterdamer Museum hat kürzlich ein kleines
weibliches Bildnis von Oerard Don und eine kleine Land-
schaft von van Ooyen erworben.

AUSGRABUNGEN .UND FUNDE

Rom. Entdeckung der Krypta von Papst Damasus I.
(366—384). Fünfzig Jahre lang hat De Rossi nach der
■ Krypta des hl. Damasus geforscht, ohne dass es ihm ge-
lungen wäre, sie topographisch zu bestimmen. Jetzt ist
I dem Nachfolger De Rossi's, J. Wilpert, die für die christ-
i liehe Archäologie unendlich wertvolle Entdeckung nach
j langen, mühevollen Forschungen gelungen. Seit November
vorigen Jahres war Prälat Wilpert an der Arbeit. Seine
I Ausgrabungen an der Ardeatinischen Strasse hatten von
vorne herein dies Ziel ins Auge gefasst, und auf Grund
alter Itinerarien konnte er nicht mehr zweifeln, dass ihm
die Auffindung der Damasuskrypta gelingen würde, nach-
dem die Katakombe der Heiligen Markus und Marcellinus
aufgedeckt worden war (vergleiche Kunstchronik S. 242).
Etwa zehn Meter von dieser Katakombe entfernt ist nun
die Krypta des hl. Damasus entdeckt worden, dadurch,
dass die Grabinschrift der Mutter des Papstes an Ort und
Stelle gefunden wurde. Dem Papst ist von der schönen
Entdeckung bereits Mitteilung gemacht worden; näheres
über dieselbe hat Prälat Wilpert gelegentlich des histo-
rischen Kongresses zu geben versprochen. Die Ausgra-
bungen werden fortgesetzt. f.. st.

VOM KUNSTMARKT
Die Versteigerung der Sammlung Hayashi im

I Hotel Drouot in Paris nahm vier Tage in Anspruch und
brachte für die ca. 1700 Nummern 418000 Franken, dabei

! ausgeschlossen das Hauptstück der Sammlung: ein Kake-
mono auf Seide, Bildnis des Priesters Genjo Sanzo, das
mit 100000 Franken angesetzt und zurückgekauft wurde.
Das Dresdner Museum erwarb für 5400 Fr. eine sitzende
Statue des Miroku aus lackiertem Thon, 7. Jahrh., ein Meister-
werk der Tori. Von derselben Künstlerfamilie stammte
ein Jünglingskopf aus bemaltem Thon, den das Louvre für
2450 Fr. erstand. Eine sitzende Amida, 12. Jahrhundert,
brachte 2000, ein bemaltes Standbild des Schiudssi-men
Kwannon 2500, die sitzende Statuette des Priesters Mon-
gaku, Holz, 12. Jahrhundert, 3800, ein goldlackierter Schreib-
kasten 4650, andere weniger feine 2000—200 Fr., eine
Bauchvase aus Tschiun-Yao-J^orzellan 3900, eine chine-

I sische Bronze: grosse Kufe, Daiban, 7100, eine japanische
 
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