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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0174

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325

Sammlungen und Ausstellungen — Ausgrabungen und Funde — Denkmäler

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als Wahlempfehlung. Die metrischen Anstösse suchte Pro-
fessor Mau teils durch das Widerstreben der Eigennamen,
teils durch Annahme eines Schreibversehens zu erklären.
Professor Hülsen legte eine Gruppe von Fragmenten der
Forma urbis vor, die bei der im Gange befindlichen Neu-
ordnung der Fragmente des Stadtplanes teils von Lanciani,
teils darauf weiter bauend von ihm selbst zusammengesetzt
worden waren. Man liest darauf das Wort D1VORVM,
das sei die bekannte Porticus divorum. Der Vortragende
verwarf andere Erklärungen dieses Namens, um ihn auf
einen Bau Domitians zu Ehren der beiden Divi Flavii,
Vespasian und Titus, zu beziehen. Er deutete den Grund-
riss als 200 m lange und 50 m breite Säulenhalle und
wies darin doppelte Tempel und doppelte Bogen nach für
die Divi, Vespasian und Titus. Eine mittelalterliche Über-
lieferung von Gebäuden, die nach einem »Tiburium« —
aus Divorum entstellt — orientiert werden, halfen Professor
Hülsen dann weiter die Porticus Divorum zu lokalisieren,
und andere Vom Vortragenden angereihte Fragmente
setzten weiter die Porticus in Zusammenhang mit dem
Serapeum, desien Lage bekannt und in einer Boden-
erhebung hinter Palazzo Altieri noch angezeigt wird. Ein
Brunnenbau, der durch Grundriss wie durch Beischrift
kenntlich, in der Nähe liegt, wurde auf die berühmte
Bronze-Pigna bezogen, die vor ihrer Aufstellung im Atrium
der alten Peterskirche schon hier — auch hier allerdings in
zweiter Verwendung — als Wasserspeier in jenem runden
Brunnen gedient haben möchte. Die Form des Serapeums,
ein grosser, halbkreisförmiger Bau, wurde namentlich durch
Hinweis auf den Kanopus in der Hadriansvilla erläutert.
Zum Schluss gab Professor Hülsen seinem Dank gegen
die städtischen Behörden Ausdruck, welche die Heraus-
nahme des Stadtplanes aus der Wand des Kapitolinischen
Museums veranlasst und dadurch erfolgreiche Forschungen
überhaupt erst ermöglicht hätten. Er knüpfte daran den
Wunsch, dass diese für den bevorstehenden Kongress
unternommene und in der That höchst anerkennenswerte
Neuordnung nicht aus einseitigem Interesse überhastet
werde. Er wies mit Nachdruck auf den Hauptzweck der
mühevollen Arbeit hin, die doch die möglichst endgültige
Ordnung der Fragmente jetzt in Verbindung mit den noch
neuerdings gefundenen herbeiführen müsse. e. St.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Die Jury für die grosse Berliner Kunstausstellung
1903 ist jetzt vollständig zusammengesetzt. Die Akademie
der Künste wählte als Mitglieder die Maler Konrad Kiesel,
Georg Koch und Karl Salzmann, die Bildhauer Ad. Brütt
und Ludwig Manzel, sowie den Architekten Karl von Gross-
heim ; als Ersatz die Maler Julius Jakob und Josef Scheuren-
berg, den Bildhauer Gustav Eberlein und den Kupfer-
stecher Gustav Eilers.

Die Münchner Kunstgewerbeausstellung 1904
findet nicht statt. Die Generalversammlung des bayrischen
Kunstgewerbevereins hat mit Hinblick auf die äusseren
Schwierigkeiten in grosser Mehrheit den Entschluss gefasst,
die Ausstellung auf unbestimmte Zeit zu vertagen.

Die Kunstausstellung in Köln 1903, welche mit
der Jubel-Generalversammlung der Katholiken Deutsch-
lands verbunden werden soll, findet in den Räumen des
erzbischöflichen Diöcesanmuseum statt und wird im Juli
eröffnet und wird bis Ende September dauern. Im unteren
Saale wird eine kunsthistorische Abteilung, nämlich die
Schnitzwerksammlung des Bildhauers Moest, ausgestellt
werden. In den oberen Räumen soll die christliche Kunst
des letzten halben Jahrhunderts, besonders in der Rhein-
provinz, vorgeführt werden. In erster Linie wird es sich

um Tafelgemälde handeln, von den Werken der Nazarener
anfangend bis zu den neuesten Schöpfungen. Sodann um
plastische Erzeugnisse der Bildhauer, Ciseleure, ferner um
kunstgewerbliche Arbeiten auf dem Gebiete der Gold-, Silber-
und Eisenschmiedetechnik und Emaillerie, darunter Glas-
malerei und Mosaik namentlich auch der kirchlichen
Weberei und Stickerei. Ausgeschlossen bleiben alle der-
artigen Arbeiten, die schon im Vorjahre auf der Düssel-
dorfer Ausstellung zu sehen gewesen sind. Den Vorsitz
der Kunstkonimission haben Baurat Heimann und Dom-
kapitular Professor Dr. Schnütgen übernommen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Von zwei verschollenen Bildnissen von der Hand
Michelangelo's handelt eine Nozzepublikation des Heraus-
gebers der Rassegna bibliografica dell' arte Italiana,
Professor Egidio Calzini. Er veröffentlicht zwei Briefe
des Herzogs Guidubaldo della Rovere vom 12. und 18. No-
vember 1557. Im ersten bittet der Herzog durch einen
Kommissar die Gattin des langjährigen Dieners Michel-
angelo's Urbino um die Übersendung zweier Bildnisse,
im zweiten dankt er für die Übersendung derselben. Leider
war Calzini nicht bekannt, dass auch im schwer zugäng-
lichen Archivio Buonarroti ein Dokument über diese Ge-
mälde erhalten ist, welche die beiden Söhne Urbino's dar-
stellten, von Michelangelo gemalt wurden und endlich für
hundert Golddukaten in den Besitz des Herzogs von
Urbino übergingen. Hoffentlich giebt die wertvolle Publi-
kation Calzini's den Anlass zur Veröffentlichung des wich-
tigen Dokumentes im Archivio Buonarroti, das uns noch
immer ungebührlicherweise vorenthalten wird. e. St.

DENKMÄLER

Das Kaiserin Elisabethdenkmal. Die Jury, welche
zur Beurteilung der Konkurrenzentwürfe für das Kaiserin
Elisabethdenkmal in Wien eingesetzt war, hat ihre Ent-
scheidung gefällt. Ein erster Preis wurde nicht verliehen.
Den zweiten Preis erhielt der Bildhauer Professor Hans
Bitterlich, der Schöpfer des Wiener Gutenbergdenkmals,
den dritten Preis der Bildhauer Franz Müller, den
vierten der Bildhauer Franz Metzner, den fünften der
Bildhauer Alexander Jaray, Charlottenburg, den sechsten
Professor Georg Winkler, Graz. — Die Jury hat am
Schlüsse ihrer Beratung beschlossen, dem Exekutiv-Komitee
zu empfehlen, einen zweiten sechsten Preis im Betrage
von 1000 Kronen dem Entwürfe Nr. 10, Motto »Frühling
1903« zu widmen. Nach Bekanntgabe des Abstimmungs-
resultates wurde noch ein Minoritätsvotum zu Protokoll
gegeben, welches sich zu Gunsten des Modells von dem
Bildhauer Franz Metzner besonders aussprach. In Künstler-
kreisen findet die Entscheidung keinen allgemeinen Beifall.
Eine zahlreich besuchte Piotestversammlung vereinbarte
folgende Resolution: Die im Hotel de France versammlten
Wiener Künstler und Kunstfreunde protestieren gegen die
Art der Urteilsfällung von Seiten der Jury in Sachen des
künstlerischen Wettbewerbes um das Denkmal der Kaiserin
Elisabeth. Sie erklären das Urteil als irreführend, als
nicht im Sinne der Ausschreibung, als vertragswidrig zu-
stande gekommen und sprechen der Jury das Misstrauen
aus. Sie fordern, dass eine neue, ihrer Verantwortung
bewusste Jury, ohne Ausschreibung einer neuen Konkin-
renz, auf Grund der vorliegenden Entwürfe, ein abschliessen-
des Urteil unter Zuerkennung sämtlicher ausgeschriebener
Preise fälle. — Die Ausstellung der Modelle, 67 an der
Zahl, ist nunmehr dem Publikum zugänglich gemacht
worden und die Entscheidung über die Ausführung steht
 
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