Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0239

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
455

Vermischtes — Anzeigen

456

Nachdem die dekorative Kunst glücklich aus dem Glas-
palast herausgetrieben sei, gäbe es nunmehr in München
keine Stelle, wo sich das moderne Münchner Kunst-
gewerbe im grossen Stile zeigen könne. Die schaffenden
Münchner Künstler wären also geradezu darauf angewiesen,
sich an auswärtigen Veranstaltungen zu beteiligen. Von
der geplanten Ausstellung im Jahre 1904 hätte man sich
etwas Gutes versprechen können, aber sie ist ins Wasser
gefallen und das hat dem Ansehen Münchens sehr ge-
schadet, aber auch wenn sie wirklich zur Ausführung ge-
kommen wäre, so hätte die Idee, die Berlepsch von An-
fang an bekämpft hat, die Ausstellung im Glaspalast
unterzubringen, niemals ein genügendes Resultat ergeben.
Es fehlt eben in München an einem grossen Heim, wo
sich die dekorative Kunst grossen Stiles repräsentieren
kann. Berlepsch tritt nun unbedingt dafür ein, dass die
Münchner Künstlerschaft sich aufraffen müsse, um ein
solches den neuzeitlichen Anforderungen entsprechendes
Gebäude zu errichten, das zunächst sich nur in beschei-
denen Grenzen zu halten habe, dessen Bedingungen aber
so gestellt sein sollten, dass eine allmähliche Erweiterung
möglich sei. Als das Ideal eines Ausstellungshauses be-
zeichnet Berlepsch (und wie uns scheinen will mit vielem
Rechte) Olbrich's Wiener Secessionshaus, dass durch die
Verschiebbarkeit der Wände u. s. w. bei jeder Ausstellung
den jeweiligen Bedingungen angepasst, ein ganz neues An-
sehen habe. Überhaupt erklärt der Verfasser die einmütige
strebsame repräsentative Art der Wiener Secession für
etwas wirklich Vorbildliches. Auch die Schulleistungen
in München unterzieht er einer scharfen Kritik und weist
auf das hin, was in Dresden, insonderheit durch Karl
Gross geleistet wird. Der Berliner Kunstgewerbeverein,
meint er, hätte neulich sein Jubiläum durch die grosse
Kraftanstregung einer Ausstellung gefeiert, der Münchner
Verein bezeichnenderweise durch italienische Maskerade
und durch ein Kellerfest, bei dem viel gesprochen und
noch mehr getrunken worden sei.

Professor Albert Krüger in Berlin hat die Reihe
seiner vortrefflichen Farbenholzschnitte um ein neues
meisterhaftes Blatt vermehrt. Es ist eine Wiedergabe des
Porträts des Dogen Loredano von Bellini in der National
Gallery in London. Es wurde im Auftrage eines eng-
lischen Kunstverlegers hergestellt und in einer Auflage

von 300 Exemplaren gedruckt, und ist schon jetzt vergriffen.
Man muss bedauern, dass durch die kleine Auflage der
Verbreitung dieses Blattes, in dem sich Krüger's feine
Technik auf dem Höhepunkt zeigt, so enge Schranken ge-
zogen sind.

Die Scherrebeker Webeschule in Bedrängnis.

Wohl noch niemals hat eine zu neuem Leben erweckte
alte Hausindustrie eine solche sympathische Aufnahme er-
fahren als die Scherrebeker Webeschule, die Schöpfung
des rührigen Pastors Jacobsen. Aber trotzdem diese
Webereien von Museen ausgestellt, angekauft und em-
pfohlen worden sind und trotzdem viele kunstsinnige
Damen durch Arbeiten in Scherrebeker Art das Interesse
für diese Webereien weit verbreitet haben, hatte die Anstalt
keinen finanziellen Erfolg aufzuweisen und musste liqui-
dieren. Es wäre zu wünschen, dass staatliche oder private
Unterstützung dieser zweifellos verdienstvollen Kunst-
industrieschule zu teil würde, bis sie sich aus eigenen
Mitteln zu halten vermag.

Über Fälschungen im Pariser Kunsthandel. Die
freche Antikenfälschung, deren Opfer die Louvreverwaltung
geworden ist, giebt in der internationalen Presse die Ver-
anlassung zur Erörterung alter und neuer Kunstfälschungen.
Museumsbeamte und Sammler berichten von ihren Erfah-
rungen und Erlebnissen, Eudel selbst, der Verfasser des
bekannten Werkes »le truquage«, erzählte Altes und Neues
von den Fälscherkünsten, aber noch beachtenswerter und
lehrreich für jeden, auch den sehr erfahrenen Sammler,
ist die Studie über die Fälschungen im Pariser Kunst-
handel, die unser Mitarbeiter K. E. Schmidt in der Frank-
furter Zeitung vom 21. Mai veröffentlichte. Es sind nicht
so sehr die bewussten und totalen Fälschungen, die den
Käufer irreleiten, als die unbewussten oder partiellen
Fälschungen unter geradezu verblüffenden Verhältnissen.
Man gewinnt bei dieser Lektüre die Überzeugung, dass
im Pariser Kunsthandel niemand, wirklich niemand aus-
lernt und vor Täuschungen sicher ist.

Der vermisste Rembrandt, den Herr Dr. Hofstede
de Groot am 14. Februar nach Petersburg sandte, ist noch
nicht aufgefunden worden. Der Adressat heisst nicht
P. Laraf, wie in unserer Nummer 25 berichtet wurde, son-
dern P. Delarof. Das Bild, auf Eichenholz gemalt, ist
21,5:16,5 Centimeter gross und 1633 datiert.

Kunstauktionen in München

in der GaleHe Helbillg, Wagmüllerstrasse 15
Montag, den 15. Juni 1903

Ölgemälde alter und moderner Meister

aus dem Nachlasse der Gräfin Paulino Lüttichau geb. Dortn auf Schloss
Stein (Schlesien), sowie aus dem Nachlasse des Herrn 0. in St. und aus dem
Nachlasse des in München verstorbenen Kunstmalers A. von Swieszewski.
- Der illustrierte Katalog gratis. -----

Montag, den 22. Juni 1903 Ölgemälde alter Meister

aus der Verlassenschaft des verstorbenen Rentiers Jos. Ant. Sqnindo, München.
Besichtigung die letzten fünf Tage vor der Auktion. — Preis des ill. Kataloges
mit 12 Lichtdrucktafeln M. 2.—. ■ » «« •

Hugo Helbing,

Liebigstrasse 21 München Wagmüllerstr. 15

Muther,

Gesch. d. Malerei d. 19. Jalirh.

komplett, tadellos erhalten, gut ge-
bunden

-zu verkaufen. =z

Offerten unter S. S. 1652 an
die Geschäftsstelle dieses Blattes.

Aktstudien f. Künstler

2 Kab. 50 Min. 3 M., 4 Kab. 100 Min.
5 M. Karl Weijel, Bayreuth

Ein neues Madonnenrelief Donatello's ? Von Wilhelm Bode. — Pariser Brief. Von Karl Eugen Schmidt. — Internationale Kunstausstel-
lung in Budapest. Von Karl Lyka. - Alexander Calandrelli t; J- Straub t- - Wiederherstellung des grossen Radleuchters im Dom zu
Hildesheini; Wandgemälde im Rathaus zu Stolp. — Ausstellung im Wiener Künsllerhaus ; Münchner |ahresausstellung 1003 im Kgl. Olas-
palast; Ausstellung von Bucheinbänden in Berlin; Ausstellung alter Gemälde aus Privatbesitz in Aachen ; Graphische Aussiellung in Buda-
pest; Verleihung von Medaillen. — Architektonischer Wettbewerb. — Versteigerung der Galerie Henneberg in Zürich; 300000 Mark für
einen Raeburn; Auktion französischer und englischer Qemälde. — Bedeutung Münchens als Kunststadt; Farbenholzschnitt von Professor
Albert Krüger; Die Scherrebeker Webeschule in Bedrängnis; Ueber Fälschungen im Pariser Kunsthandel; Ein vermissler Reinbrandt.
— Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
 
Annotationen