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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0246

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469

Denkmäler — Vom Kunstmarkt — Vermischtes

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wie sie heute erscheint, darf als eine wohlgelungene be-
zeichnet werden. Das reiche Material ist kritisch gesichtet
worden und nach historischen Gesichtspunkten geordnet.
Die Säle der Konservatoren im ersten Stockwerk sind im
wesentlichen unverändert geblieben, wie auch der Saal der
Fasten, die Kapelle und der Porzellane. Neugeordnet und
ausgebaut wurden vor allem die Säle, die an den zweiten
Hof des Palastes stossen, welcher als Garten hergerichtet
ist mit grünem Rasen und plätscherndem Wasser und
schnell emporgeschossenen Lorbeeren und Orangen. Nichts
könnte erfreulicher wirken auf den Besucher als solch eine
Oase mitten in den ernsten und oft kalten Räumen eines
Museums. Auch sind hier mitten im Grün einige weniger
wertvolle Antiken in zwangloser Weise aufgestellt: einen
der Eingänge bewacht ein herrlicher sitzender Hund; im
Grase schlummern Amoretten; ein kniender Silen hält einen
Schlauch, aus dem das Wasser in den Brunnen plätschert;
und um die berühmte Gruppe des von einem Löwen an-
gefallenen Pferdes ist gleichfalls ein Brunnenbassin auf-
gemauert. Vor allem aber ist in diesem Gärtchen an einer
der hohen Wände der älteste Plan von Rom, die Forma
Urbis, eingemauert, wie man sie im Altertum auf dem
Forum am Templum sacrae urbis sah. Im Korridor
nebenan, der sogenannten »Sala degli Orti Lamiani« ist
unter anderen Antiken in der Mitte die sogenannte esqui-
liniscrie Venus aufgestellt, am Ende die Halbfigur des
Kaisers Commodus mit den Attributen des Herakles.
Gegenüber in den Sälen der esquiünischen Gräber, der
Terrakotten und Bronzen ist nichts Wesentliches erneuert
worden, aber auch hier hat man sich bestrebt gezeigt,
historisch zu gruppieren und in den erweiterten Räumen
die Monumente übersichtlicher aufzustellen. Die grosse
Freitreppe des Konservatorenpalastes führt hinauf in den
zweiten Stock, wo in langer Reihe die Mosaiken und Glas-
gefässe aufgestellt sind, wo der vergoldete Herakles, den
schon Sixtus IV. der Kapitolinischen Sammlung geschenkt
hatte, am Ende des langen Korridors einen besonders
würdigen Platz gefunden hat. Hohe Säle mit reichlichem
Oberlicht sind für die Pinakothek hergerichtet worden,
deren Gemälde erst zum Teil ihren Platz gefunden haben.
Eine grosse Marmorinschrift gedenkt der Neuordnung des
Museums unter Viktor Emanuel III., dessen Regierung,
wie zu hoffen ist, noch andere Ruhmesthaten auf dem
grossen Gebiete der Kultur zu verzeichnen haben wird,
wie die Einweihung des Museo Baracco unweit der Engels-
brücke und des Palastes der Anquillara am Tiber. e. st.

Die Königliche Gemäldegalerie in Dresden hat
von Herrn Ed. Cichorius in Leipzig als wertvolles Geschenk
drei Landschaften von Joh. Anton Koch und zwei Land-
schaften von Ludwig Richter erhalten. Die letzteren sind
für die von Quandt'sche Sammlung 1827 und 1828 gemalt;
sie stellen Civitella und Ariccia dar und befinden sich
gegenwärtig in der Richter-Ausstellung auf der BrühFschen
Terrasse.

Reichenberg. Das Nordböhmische Gewerbemuseum
in Reichenberg bereitet soeben eine Ausstellung von
Miniaturen vor.

Die Ausstellung des k. k. Wandermuseums, eine
Gründung des österreichischen Ministeriums für Kultus
und Unterricht, welche über 200 mustergültige photogra-
phische Wiedergaben der hervorragendsten Werke der
Malerei und Bildhauerei des 19. Jahrhunderts umfasst,
wurde in den letzten Monaten in sechs Städten Mährens
ausgestellt und durch Skioptikonvorträge erläutert. Der
Besuch dieser Veranstaltungen war in allen Städten ein
ungemein starker, und hat sich der Gedanke des Ministe-
riums in Städten, die weniger mit Ausstellungen über-
füttert sind, ein derartiges umfassendes Gesamtbild der

Kunst des 19. Jahrhunderts vorzuführen, auf das Glänzendste
bewährt.

DENKMÄLER
Das erste deutsche Kriegerdenkmal in Amerika,

vom Hauptverbande der Veteranen und Krieger des
deutschen Heeres errichtet, ist am 30. Mai in Philadelphia
feierlich enthüllt worden. Das von dem Berliner Bild-
hauer Albert Moritz Wolff geschaffene Denkmal stellt
einen Krieger in voller Ausrüstung mit hochgeschwungener
Fahne in der Hand dar. Die Figur ist in Bronze ge-
gossen und misst 2,30 m, die Fahne ist in Kupfer ge-
trieben. Es hat seinen Platz auf dem Friedhofe des
Hauptverbandes der amerikanischen Veteranen und Krieger
des deutschen Heeres in einer prachtvollen Anlage erhalten.

VOM KUNSTMARKT
In der Galerie Helbing in München finden Montag
den 15. und Montag den 22. Juni Versteigerungen alter
und moderner Ölgemälde statt. Die erste umfasst Ge-
mälde aus dem Besitze der Gräfin Pauline Lüttichau auf
Schloss Stein und den künstlerischen Nachlass des Malers
A. von Swieszewski; die zweite Ölgemälde alter Meister
aus dem Besitze des verstorbenen Rentiers J. A. Squindo
in München. Über beide Versteigerungen sind illustrierte
Kataloge ausgegeben, der eine mit zwölf Lichtdrucktafeln.

VERMISCHTES
Der am 26. Mai in Dresden stattgehabte Delegierten-
tag der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft

protestierte gegen das Vorgehen des Reichskommissars be-
züglich der Ausstellung in St. Louis und beschloss, ein
durch eine Deputation zu überreichendes Schreiben an
den Reichskanzler zu richten, worin die Berechtigung der
Ansprüche der Genossenschaft dargethan wird, und er-
mächtigte den Vorstand zur Erwerbung der juristischen
Persönlichkeit.

Bilderrestauration. Die erste Fassung von Böcklin's
Villa am Meere (von 1864) war hinsichtlich ihrer Erhal-
tung von Anfang an ein Sorgenkind für die Schack'sche
Galerie. Graf Schack schrieb seiner Zeit über das Bild:
»Leider hatte der Künstler, der das Experimentieren liebt,
dasselbe mit unsolider Technik gemalt. Als es in München
anlangte, bemerkte ich, dass die Farben sich nicht gehörig
mit der Leinwand verbunden hatten; es waren, glücklicher-
weise an Stellen, die leicht ausgebessert werden konnten,
ganze Stücke herausgefallen. So bestellte ich, da ich die
Vergänglichkeit des einen Exemplars erkannte, das Ge-
mälde noch einmal.« Man hat es nun, um es weiter
zu erhalten, in jüngster Zeit festgebügelt und gefirnist.
Gegenwärtig hat sich infolge des frischen Firnissens der so-
genannte Blaulauf auf dem Bilde eingestellt, der in
Laienkreisen Aufsehen erregte, der aber erfahrungsgemäss
wieder nach einiger Zeit verschwindet. — Auch das köst-
liche Bild »Altrömische Weinschenke« zeigt einen alten
Schaden, der hier nicht in der Malerei, sondern in der
fehlerhaften Beschaffenheit der Holztafel liegt. Es ist ein
starker Sprung, der sich schräg durch den oberen Teil
hinzieht und eine gründliche Sicherung nötig macht.

Von dem vielbesprochenen Paumgärtner-Altare in
der Münchner Pinakothek ist nun auch das Mittelstück,
die Geburt Christi, von Professor Hauser soweit von
seiner entstellenden Übermalung befreit, dass die kleinen
Stifterfiguren, die nach Massgabe der alten in der Lorenz-
kirche zu Nürnberg befindlichen Kopie unter der neuen
Farbenschicht zu erwarten waren, glücklich blossgelegt sind.
 
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