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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0274

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Kunstwerke, für welche die Exportlizenz nach dem 26. Juni
1903 nachgesucht ist. — Damit wäre der grosse italienische
Kunsthandel, der von dem unerschöpflich reichen italie-
nischen Kunstbesitz doch nur einen kleinen Teil von Be-
deutung entführt, dafür aber ungezählte Millionen ins
Land gebracht hat, fast vernichtet und direkte und indirekte
schädliche Folgen dürften nicht ausbleiben.

VERMISCHTES

Von befreundeter Seite wird uns geschrieben: Frau
Louise Richter giebt im letzten Heft Ihrer Zeitschrift dem
Kummer der englischen Kunstfreunde Ausdruck über den
Verlust des Tizian'schen Originalbildes der Isabella
Gonzaga, das im Laufe des verflossenen Winters aus
England über Deutschland nach Paris (an Herrn Leopold
Ooldschmidt) verkauft worden ist. Die englischen Kunst-
freunde mögen sich trösten; das Bild ist so gut oder
vielleicht noch etwas besser als verschiedene ähnliche
Wiederholungen des erwähnten Porträts der Fürstin von
Tizian, aber für ein Original dieses Meisters wird es
gewiss kein Kenner der italienischen Malerei erklären!
Es ist schwer verständlich, wie es als solches in der »Ga-
zette des Beaux-Arts« veröffentlicht und reproduziert
werden konnte.

Gent. Der nachdrückliche Appell, den neulich Dr.
Laban durch die »Kunstchronik« an die Verwaltung der
Bavonskathedrale richtete, hat seine Wirkung nicht ver-
fehlt. Es ist nunmehr endlich gestattet worden, eine
grosse, den wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wer-
dende Photographie des Mittelteiles des Genter Altar-
werkes herzustellen und zwar ist die Photographische
Gesellschaft in Berlin damit betraut.

Eine Raffael zugeschriebene Zeichnung im Ashmo-
leanmuseum in Oxford, deren Darstellung bisher uner-
klärt war, ist (nach einer Notiz in der »Chronik des arts«
Nr. 26) von C. de Mandach als eine Studie nach der
rechten Seite des Wunders mit dem Kinde auf dem Kanzel-
relief Donatello's im Santo in Padua erkannt worden. Es
ist also ein Gegenstück zu der von Vöge besprochenen
angeblichen Raffaelstudie des Reliefs mit dem Wunder
des Geizhalses an derselben Kanzel.

Die am 2. August geschlossene VII. Kunstausstel-
lung der Berliner Secession hat einen Überschuss von
12000 Mark ergeben. Es wird die letzte Ausstellung in
den bisherigen Räumen sein und dieses Jahr keine Winter-
ausstellung stattfinden, um alle Kräfte für die nächstjährige
erste Ausstellung im neuen Ausstellungshause zu konzen-
trieren. Das neue Gebäude wird ebenfalls in der Kant-
strasse liegen und der Bau im Herbst begonnen werden.

Professor von Lenbach hat sich, wie seine Freunde
und Verehrer gern vernehmen werden, so vollständig von
seiner Krankheit im letzten Winter erholt, dass er wieder
in gewohnter Meisterschaft den Pinsel führt und eine
lange Reihe von interessanten Porträts vollendet, andere
in Angriff genommen hat. Von seiner frischen Kraft zeugt
auch sein Plan, sich seinen Sommersitz in Starnberg
prächtig mit grossen Terrassenanlagen ausbauen zu lassen.

Ein Kolossalbild des in Hannover lebenden einund-
achtzigjährigen Friedrich Kaulbach, das den Hochzeits-
morgen Julia Capulets darstellt, und an dem der Künstler
seit vierzig Jahren gemalt hat, ist von Kunstfreunden der
Stadt Hannover zum Geschenk gemacht worden. Es soll
im neuen Rathause aufgestellt werden und ist vorläufig
dem Vaterländischen Museum der Stadt überwiesen.

Arthur Kampfs Bild in der Grossen Kunstausstellung
»Zwei Schwestern«, dessen Ankauf für die Nationalgalerie
auf Einspruch des Kaisers unterblieben sein soll, ist von
der Ravene'schen Gemäldegalerie in Berlin erworben worden.

Das Strassburger Goethedenkmal. Die Enthüllung
des Jung-Goethe-Denkmals, das vor der Kaiser Wilhelms-
Universität zur Aufstellung gelangt, ist auf den 31. Oktober
festgesetzt.

Von den Skulpturen des Pergamon-Museums in
Berlin sind Photographien unter Aufsicht der Direktion
und im Auftrag der Generalverwaltung herausgegeben
worden. Die 33 Blätter, im Verlage von Georg;Reimer
in Berlin, sind einzeln zu 1,50 M. oder in Mappe zu 45 M.
käuflich.

Venedig. Es sei mitgeteilt, dass der vor zwei Monaten
gegründete Künstlerverein (Circoloartistico), mit reich aus-
gestattetem Lesesaal vereinigt, sich regster Teilnahme
erfreut. Nicht wenig trägt zum Wohlbefinden der zahl-
reichen (365) Mitglieder (nur zur Hälfte Künstler) das
schöne Lokal bei: Es besteht aus den pomphaft aus-
gestatteten Sälen der ehemaligen Societä Apollinea im
Fenicetheater. Fremde Künstler können während der Dauer
vorübergehenden Aufenthaltes leicht eingeführt werden.
Erster Vorstand ist der bekannte Akademiepräsident
P. Molmenti. 4, w0/ß

Rom. Vatikan. Eine rheinländische Dame hat dem
verstorbenen Papst Leo XIII. im Frühling dieses Jahres
mit den Kartons der sieben Sakramente von Overbeck ein
wertvolles Geschenk gemacht. Diese Kartons wurden von
Overbeck im Jahre 1857 begonnen und fünf Jahre später
vollendet. Sie waren durch die Teppiche Raffael's an-
geregt worden und sollten wie diese als Teppiche aus-
geführt werden. Eine Erklärung der einzelnen Kartons,
die von breiten Randstreifen mit alttestamentlichen Dar
Stellungen eingefasst sind, hat Overbeck selber ausgearbeitet,
und das Manuskript wird demnächst der vatikanischen
Bibliothek überwiesen werden. Seine Wünsche, die
Kartons ausgeführt zu sehen, haben sich nie erfüllt und
alle seine Hoffnungen wurden getäuscht. Die hochherzige
Frau, die den Schatz aus den Gewölben der Dresdner
Kunstakademie gehoben hat, beabsichtigt auch durch ge-
druckte Erklärungen und photographische Aufnahmen den
Freunden Overbeck's die Kartons zugänglich zu machen,
welche dieselben nicht in der Galleria delle Carte geogra-
fiche bewundern können, wo noch Leo XIII. ihnen die
denkbar würdigste Stätte angewiesen hat. Diese Galerie,
welche auch eine Reihe wertvoller antiker Hermen birgt,
läuft im linken Flügel des Belvedere über der vatikanischen
Bibliothek entlang und ist für gewöhnlich unzugänglich.
Doch sind die Kustoden der Stanzen angewiesen, den Be-
suchern die Galerie auf besonderen Wunsch zu öffnen.
Die Kartons sind wohlerhalten, zweiseitig aufgezogen und
in grosse Holzrahmen gespannt auf eisernen Gerüsten
aufgestellt. e. st.

Im Dom zu Osnabrück wurden bemerkenswerte
Bilderfunde aus spätgotischer Zeit gemacht.

Schenkung von Poniatowski-Erinnerungen. Dem
Museum für die Geschichte Leipzigs ist als Vermächtnis
des Fräulein Similde Gerhard eine zum Teil auch künst-
lerisch wertvolle Sammlung von Poniatowski-Erinnerungen
überwiesen worden. Denn sie enthält, abgesehen von
Waffen, die der Fürst bei seinem Todesritt getragen, und
Autographen seine überlebensgrosse Mannorbüste, der
Tradition nach eine Schöpfung des Bildhauers Vanozzi in
Carara, eine sehr tüchtige Arbeit in Empiregeschmack.
Ferner ein feines Pastellbildnis Poniatowski's aus dem
Jahre 1812 von der Hand des Dresdner Hofmalers H.Schmidt
und ein Gipsmodell zu Thorwaldsen's Reiterstandbild des
Fürsten. Dieses Modell erhielt Gerhard einer Inschrift
zufolge von Thorwaldsen in Rom zum Geschenk; ein
zweites Modell befindet sich bekanntlich im Thorwaldsen-
Museum in Kopenhagen.
 
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