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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0282

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541

Archäologisches — Wettbewerbe — Vom Kunstmarkt

542

seite bilden zwei Jungen, die mit den Attributen der Kraft
— Eichenzweig, Keule und Löwenfell des Herkules —
spielen, eine reizvolle Gruppe, welche die Rückseite des
Denkmals trefflich belebt. Ein architektonisch-plastischer
Umgebungsbau bildet den Hintergrund des Denkmals, das,
in der Achse der Strasse stehend, keinen solchen an den
Häusern finden kann. Er besteht aus einer freistehenden
Balustrade, auf deren kulissenartig vorgeschobenen seit-
lichen Postamenten je eine Greifengruppe Platz gefunden
hat. Der Greif zur Linken zerfleischt einen besiegten
Drachen, der andere strebt, von einem Putten umschlungen,
himmelan. Somit sind die beiden Gruppen lebendige
Symbole von Kampf und Sieg und bezeichnen in pathe-
tischer Weise den Schwung jener grossen Zeit, da das
Deutsche Reich unter Bismarck's Führung wieder erstand.
Auch in der Silhouette und in der harmonischen Abwägung
der Massen in Stein und Bronze sind diese Gruppen vor-
züglich gelungen, während sie in ihrer vor- und aufwärts
drängenden Gestalt einen wirksamen Gegensatz zu der
ruhig und sicher vorschreitenden Gestalt Bismarck's bilden.
Noch sei bemerkt, dass die wichtigsten Teile des Denk-
mals — Kopf und Hände nebst Ärmelaufschlag, Helm
und Degenkorb, sowie der gesammte dekorative Unterbau
des Postaments — im Wachsausschmelzverfahren herge-
stellt sind. Bei diesem Verfahren bleiben bekanntlich alle
Feinheiten der Modellierung unberührt erhalten. In Frank-
reich utfd Italien, auch in München, Berlin und Lauch-
hammer hat man dieses edelste der Bronzegiessverfahren
schon längst wieder angewendet, in Dresden ist es jetzt
endlich zum erstenmal angewendet worden. Alles in allem
hat Dresden in seinem Bismarckdenkmal ein Kunstwerk
von reifer Vollendung erhalten, dazu ein in seiner Auf-
fassung durchaus eigenartiges Werk, das sich in keiner
Weise an die zahlreichen übrigen Bismarckdenkmäler an-
lehnt, p. Sek.

ARCHÄOLOGISCHES
Rom. Ausgrabung der Ära Pacis Augustae. Dank
der Bemühungen des ersten Sekretärs des archäologischen
Institutes, Professor E. Petersen, hat sich der Besitzer des
Palazzo Fiano bereit finden lassen, umfassende Ausgra-
bungen in Hof und Kellern seines historischen Palastes
zu gestatten. Der Sindaco von Rom hat seinerseits die
Erlaubnis gegeben, auch vor dem Palast in Via Lucina zu
graben. Gerade hier ist man vor wenigen Jahrzehnten,
als die Fundamente des Palastes verstärkt wurden, auf
Marmorfragmente der Ära Pacis gestossen. Man schenkte
diesen Resten damals keine Beachtung, die man jetzt mit
Eifer sucht. Die Ausgrabungen werden vom Ministerium

des Unterrichts, unter Leitung des früheren Direktors der
Diokletiansthermen, Professor Pasqui, geführt, dem der
Ingenieur Canizzaro mit technischem Rat zur Seite steht.
Man hat bereits ein neues Stück des Frieses gefunden,
welches von Professor Petersen auf seinen Wert unter-
sucht und in seine bekannte Restauration der Ära Pacis
eingereiht worden ist. Trotz aller Zerstörung lässt sich
auf diesem Relief der berühmte Ficus ruminalis erkennen,
der beim Lupercal stand, welches Augustus hergerichtet
hatte. Leider werden die Ausgrabungen in den Kellern
des Palastes durch das aufsteigende Wasser und durch
unzählige bauliche Hindernisse ausserordentlich erschwert.
Doch wird man voraussichtlich noch den ganzen September
graben. Man darf den Resultaten dieser Ausgrabung mit
Spannung entgegensehen. Der erste Schritt zur Verwirk-
lichung eines grossen Planes ist gethan. Das nächste
rde sein, dass sich die Academie de France entschlösse,
sich der Fragmente der Ära Pacis an der Gartenfassade
der Villa Medici zu entäussern. Dann würde auch Florenz
seine Schätze hergeben müssen, die den Hauptbestandteil
aller Reste des Augustus-Heiligtums ausmachen. Und in
den Thermen Diokletian's, wo schon jetzt die römischen
Fragmente zusammengesetzt sind, wird man vielleicht in
absehbarer Zeit die Ära Pacis Augustae neu erstehen
sehen. e. st.

WETTBEWERBE
Venedig. Wie schon mitgeteilt, bot der Wettbewerb
um die Medaille der hiesigen Ausstellung (3000 Lire Prämie)
ein solch ungenügendes Resultat, dass man unter den vier
besten Einsendern der Entwürfe einen neuen Wettbewerb
auszuschreiben sich genötigt sah. Es sind jene vier,
»welche einzig und allein in Betracht kommen konnten«
(wie die langatmige Mitteilung der Beurteiler lautet), be-
zeichnet mit den Mottos: Metagrano, Spine e Rose, Tizian,
Rose. Am 15. Oktober müssen die vier neuen Entwürfe ein-
gesandt sein. Es fiel allgemein auf, dass trotz solch hoher
Prämie und solch schöner Aufgabe die besten Medaillen-
künstler nicht Teil genommen hatten an dieser Konkurrenz.

A. Wolf.

VOM KUNSTMARKT

Die berühmte kunstgewerbliche Sammlung des ver-
storbenen Bürgermeisters a. D. Karl Thewalt in Köln
wird vom 4. bis 14. November durch Peter Hanstein im
Saale der Bürgergesellschaft in Köln versteigert. Der
illustrierte Grossfolio-Katalog mit 31 Tafeln (Preis 15 M.
ungeb.) soll in den nächsten Tagen erscheinen.

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Hundert Meister
der Gegenwart

Heft 13 (Worpswede) enthält:

61. Fritz Mackensen, Alte Frau

62. Otto Modersohn, Spätsommer
im Moor

63. Hans am Ende, Frühlingsblüten

64. Fritz Overbeck, StürmischerTag

65. Heinrich Vogeler, Maimorgen

Einzelne Bilder geschmackvoll ge-
rahmt zu M. 5.— ; Porto und Ver-
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Leipzig E. A. Seemann
 
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