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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1923 (April-Septembert)

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Nr. 30
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39788#0087

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Literatur

585

Wagen, von allem, was diefes Leben er»
füllte, und was diefer Künltler unfterblich
gemacht hat. Die leidenschaftliche Ver»
ehrung für den Maler, der feite Glaube
an fein Werk ifi nur der Unterton jeder
Zeile, die Vorbedingung für die Teil»
nähme des Schriftftellers an feinem Helden,
dem er das fchöne Freundfchaftsdenkmal
errichtete.
Es gibt nicht viele Bücher von fo wefent»
lieber Art über Künltler unferer Zeit. Es
ifi eines der klaflifchen Dokumente, das
man kennen muß, wenn man den Maler
und fein Werk aus feinem perfönlichen
Wefen und feiner Umwelt begreifen will.
Es ifi eines der Bücher, die nur einmal
gefchrieben werden können, und die dar»
um ein Recht auf Übertragung in fremde
Sprachen haben. Carl Einfiein hat die
VerdeutSchung mufiergülrig beforgt, und
der Verlag hat mit 48 Lichtdrucktafeln
für eine würdige Illufirierung des auf
Schönem Bütten gedruckten Werkes geforgt.
Gfafer
Jofeph Braun S.J.,Liturgifches Hand-
lexikon. Verlag Jofef Köfel '© Fried»
rieh Pufiet, Regensburg 1922.
Zu einer kritiSchen Befprechung diefes
Buches kann Sich der Berichterfiatter nicht
berufen fühlen. Zweck diefer Zeilen ifi
allein, darauf aufmerkfam zu machen, daß
auch dem Kunfthifioriker, der Sich mit
mittelalterlicher Kunft befaßt, damit ein
gediegenes Hilfsmittel in die Hand ge»
geben wird. Es »hat zum Gegenfiand
die heutige liturgifche Terminologie, die
jetzigen liturgifchen Funktionen und Zere»
monien unter Einbeziehung ihrer gefdiidit»
liehen Entwicklung fowie namentlich auch
die mittelalterliche liturgifche Terminologie.
Für den lateinifchen Ritus wurde nach
Möglichkeit allfeitige Vollständigkeit ange»
firebt, für den griechifchen annähernde,- die
übrigen Riten des Ofiens konnten . .. vor»
erfi nur in beschränktem Maße berücksichtigt
werden.« So hat der Verfaffer den Inhalt
feiner Arbeit kurz umSchrieben. Die ein»
zelnen Artikel Sind trotz ihrer Knappheit,
die von der Handlichkeit des Bandes ge-
fordert wurde, überrafchend inhalts» und
aufschlußreich, befonders wenn man be-
denkt, daß die inhaltliche und begriffliche

Wandlung der einzelnen Titel durdi den
Ablauf der Jahrhunderte hin kurz ver»
folgt und gekennzeichnet wird. Das ge»
fchieht überall mit der Beherrfchung und der
Sicherheit deffen, der aus reichffem Willen
und ausgebreiteter Erfahrung überlegen
zu Schöpfen vermag. Ob es Sich um die
rituelle Feier felbfi mit ihren verschiedenen
und wechfelnden Gebräuchen, ob es Sich
um die dabei getragenen Gewänder des
Priefiers oder der geringeren Diener der
Kirche, ob es Sich um die dabei benutzten
Geräte und Bücher handelt, immer fühlt
man Sich durch ein gewiß nicht leicht zu
durchSchreitendes Gebiet von der kundig»
fien Hand geleitet, die überall von der
echten Wärme für ihren Gegenfiand ge-
führt wird. Der Verfaffer, der, von feinen
gediegenen Büchern her, den Kunfthifto»
rikern kein Fremder ifi, wollte mit diefem
Bändchen einen gewiffen Erfatz bieten für
du Canges Glossar, eine Abficht, die auch
erreicht wird. Eine vortreffliche Zufammen-
Stellung der Literatur am Schluß des Buches
ermöglicht, überall rafch den Weg zu den
einzelnen Quellen zu finden. Sie ifi in zwei
AbSchnitte gegliedert, der erfte »Quellen«
behandelt die liturgifchen Texte und die
liturgifchen Traktate bis zum Ausgang des
Mittelalters, der zweite »Bearbeitungen«
beginnt mit dem AbSchnitt über liturgifche
Werke allgemeineren Charakters und führt
über »Eucharifiie und Meffe«, »Sakra»
mente«, »Benediktionen«, »Officium«,
»Kirchenjahr« ufw., bis zur nicht unbe»
rüdcfichtigt gebliebenen kirchlichen Mufik.
— Die Schwere der Zeit legt der ernft»
haften wiffenlchaftlidien Belchäftigung des
Kunfihiftorikers harte Feffeln an, Arbeiten
Solcher Art find heute feiten, aber es fiheint.
Sie find es nicht nur aus diefem Grunde
geworden. Man glaubt des Soliden Unter»
baues häufig entraten zu können, achtet
die Kleinarbeit gering und möchte in die
Breite wirken, eine Aufgabe, die mit Ernfi
und Verantwortungsgefühl gelöft — es
gibt doch große Beifpiele dafür — wahr»
lidi nicht niedrig eingefchätzt werden foll.
Wo es lidi um ältere, befonders um mittel»
alterliche Kunft handelt, wird die heute
vielfach beliebte, allzuleicht gefchürzte Art
der Betrachtung und Deutung wenig Ge»
winn bringen. Denn Sie täufcht mit einem
 
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