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wit, etwa wie dessen flotte, farbige Hand-
zeichnungen, in denen er gerne eine Windmühle
anbringt (Fl. 155, Herr Dahl). No. 84. Stillleben:
Krabben, Austern, ein Römer, Früchte. Fein wie
ein schöner de Heem. Bez.: T. Sauts (Fl. 160).
Herr Suermondt kaufte ein schönes, grosses, farbiges
Frucht- und Blumenstück, bez.: M. Simons. Von
diesem seltenen Utrechter Maler war noch ein gutes
kleines Bild da, ebenso bezeichnet, mit kräftigerem
Helldunkel, aber nicht so gut erhalten. Ein
grosser Soolmaker von schöner Qualität (Fl.500).
Ein Jan Steen (No. 92) in flotter, breiter Manier,
mit grossen Figuren, »das Dejeuner im Freien«
wurde gut bezahlt (Fl. 1740). No. 96. Männliches
und weibliches Bildnis: bez. G. Ty nagel 1628.
Der Maler scheint nach diesen Werken ziemlich
schwach zu sein; wenn er auch einige gute Eigen-
schaften hat. No. 98. Ein Porträt der Malerin
Maria van Oosterwyck, durch Wallerant Vail-
lant 1671, kaufte das Museum (Fl. 495). Leider
ist dieses Bild wieder etwas scharf gereinigt.
No. 100, ein sehr grosser, aber etwas schwarz
gewordener Esaias van de Velde (1622), kam
in dieselbe Sammlung (Fl. 755). No. 106. Ein
sehr merkwürdiges, lebensgrosses Mädchenporträt;
das Kostüm (zinnoberrot und weiss) sehr breit
gemalt; der Kopf sorgfältiger ausgeführt und aus-
drucksvoll, wenn auch etwas sonderbar gezeichnet.
Die Malweise ist gar nicht holländisch; trotzdem
glaube ich, dass es von einem Holländer, Jan
Lys, gemalt ist, der ja lange in Venedig wohnte.
Die Attribution (Delft’scher Vermeer) des Kata-
logs war etwas kühn. Glücklicherweise wird man
das Bild im Suermondt-Museum in Aachen mit
Musse studieren können, und sehen wir dem Aus-
spruche der grossen Autoritäten verlangend ent-
gegen. Das Familienstück des älteren Malers
Johannes Voorhout (der Künstler [?] mit Frau
und Kind), bez. Joan. Voorhout f. A°. 1674
wurde Eigentum des Museum Boymans. Es
hat gute Eigenschaften, die Details sind sehr
tüchtig gemalt (Fl. 435). Ein Stilleben in der Art
des Kaiff war van Westhove bezeichnet (Fl. 90).
Ein reizender A. Storck ging Fl. 150. No. 153.
»Der verlorne Sohn«, von Cornelis Metsys,
bez. Gor. Met. 1538, ist, wenn auch viel geringer
als das schöne Berliner Bildchen, doch ein
wichtiges Werk aus dieser Periode. Die Land-
schaft ist ausserordentlich ausführlich (Museum,
Fl. 415). No. 155. Ein mit Unrecht dem Ra-
dierer Joris van Vliet zugeschriebenes Werk
(L’etoile des Rois) ist wahrscheinlich von Re-
nesse, der eine ähnliche Darstellung gezeichnet
hat. Diese Handzeichnung war bei van der
Willigen und wurde dem Rembrandt zuge-
schrieben. Herr J. Ph. van der Kellen teilte
mir mit, dass er sie jedoch als Renesse
gekannt hat. Eigentümlich ist eine prächtig ge-
malte grüne Gardine, nach links zurückgezogen,
die an Rembrandts Bild in Cassel erinnert. Sie
ist viel besser und genialer gemalt als die flauen
Figürchen, die mit dem Stern bei Nacht in einer
Strasse stehen (Fl. 200). No. 163. Ein Govert
Camphuysen mit einem Fragezeichen, ein gutes
Bild, erinnert etwas an die ähnlichen van Bors-
som’s, durch den kühlen, grauen Ton. No. 164
war ein wundervolles und interessantes Bild, das
ich hier beschreiben will, ehe es durch Kunst-
händler gefälscht wird. Holz, h. 46, br. 68 cm.
Rechts bez. EDL. Vor einer Herberge, rechts,
sitzt eine fröhliche Gesellschaft beim Trunk; ein
Bauer, der schon etwas zu viel bekam, speit,
während seine Frau schimpfend die Hände auf
seinen Kopf hält. Rechts steht ein Kerl, der sich
auf mehr natürlichem Wege des Getrunkenen
entledigt; links ist eine Mutter ihrem Kinde bei
ähnlicher Beschäftigung behülflich. Die ganze
Gruppe am Tisch ist reizend komponiert und von
schöner, harmonischer Farbe. Links im Hinter-
gründe ist Vielerlei zu sehen: Volksbelustigungen
aller Art bei einem Dorf mit Kirche u. a. m.
Leider sind die Bäume schwarz geworden; sonst
ist das Ganze schön im Kolorit und die Köpfchen
von herrlichem Charakter. Es ist um 1630 bis
1635 gemalt, wahrscheinlich von einem Haarlemer
Künstler, und verrät etwas Hals - Brouwer’schen
Einfluss. Der Händler Goedhart kaufte es für
ca. 400 Gulden. Hoffentlich lässt er dem Bilde
die alte Signatur; inzwischen forschen wir nach
diesem interessanten, sehr tüchtigen EDL. — Zwei
gute Stilleben vom seltenen Herman Steen-
wyck wurden zu Fl. 450 zurückgezogen, sie sind
fein, in kühlem Tone gemalt. Ein Dokument
belehrte mich, dass die beiden Delfter Künstler
Pieter und Herman Steenwyck um 1630 bis
1638 nach einander mehrere Jahre bei David
Bai Hy in Leiden wohnten und malten. Später
mehr davon. — No. 171. Ein gutes Stilleben von
Jan van de Velde II, bez.: Ang 1660,
so dass man genau Jan van de Velde heraus-
lesen kann. Er hat diese Schreibweise wohl dem
jüngeren Frans Hals abgesehen. Der (Amster-
damer) Meister ist selten. Äusser dem Brüsseler
Exemplar kenne ich noch ein ganz vorzügliches,
im Privatbesitz, bez.: Jan van de Velde 1647,
schön wie ein schöner Kaiff. Dieses Bild ging
billig Fl. 270. — No. 172. Eine grosse Baumstudie,
aber nicht von Verboom, eher von dem Haar-
lemer Lagoor. Eine schwache, sehr braune
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wit, etwa wie dessen flotte, farbige Hand-
zeichnungen, in denen er gerne eine Windmühle
anbringt (Fl. 155, Herr Dahl). No. 84. Stillleben:
Krabben, Austern, ein Römer, Früchte. Fein wie
ein schöner de Heem. Bez.: T. Sauts (Fl. 160).
Herr Suermondt kaufte ein schönes, grosses, farbiges
Frucht- und Blumenstück, bez.: M. Simons. Von
diesem seltenen Utrechter Maler war noch ein gutes
kleines Bild da, ebenso bezeichnet, mit kräftigerem
Helldunkel, aber nicht so gut erhalten. Ein
grosser Soolmaker von schöner Qualität (Fl.500).
Ein Jan Steen (No. 92) in flotter, breiter Manier,
mit grossen Figuren, »das Dejeuner im Freien«
wurde gut bezahlt (Fl. 1740). No. 96. Männliches
und weibliches Bildnis: bez. G. Ty nagel 1628.
Der Maler scheint nach diesen Werken ziemlich
schwach zu sein; wenn er auch einige gute Eigen-
schaften hat. No. 98. Ein Porträt der Malerin
Maria van Oosterwyck, durch Wallerant Vail-
lant 1671, kaufte das Museum (Fl. 495). Leider
ist dieses Bild wieder etwas scharf gereinigt.
No. 100, ein sehr grosser, aber etwas schwarz
gewordener Esaias van de Velde (1622), kam
in dieselbe Sammlung (Fl. 755). No. 106. Ein
sehr merkwürdiges, lebensgrosses Mädchenporträt;
das Kostüm (zinnoberrot und weiss) sehr breit
gemalt; der Kopf sorgfältiger ausgeführt und aus-
drucksvoll, wenn auch etwas sonderbar gezeichnet.
Die Malweise ist gar nicht holländisch; trotzdem
glaube ich, dass es von einem Holländer, Jan
Lys, gemalt ist, der ja lange in Venedig wohnte.
Die Attribution (Delft’scher Vermeer) des Kata-
logs war etwas kühn. Glücklicherweise wird man
das Bild im Suermondt-Museum in Aachen mit
Musse studieren können, und sehen wir dem Aus-
spruche der grossen Autoritäten verlangend ent-
gegen. Das Familienstück des älteren Malers
Johannes Voorhout (der Künstler [?] mit Frau
und Kind), bez. Joan. Voorhout f. A°. 1674
wurde Eigentum des Museum Boymans. Es
hat gute Eigenschaften, die Details sind sehr
tüchtig gemalt (Fl. 435). Ein Stilleben in der Art
des Kaiff war van Westhove bezeichnet (Fl. 90).
Ein reizender A. Storck ging Fl. 150. No. 153.
»Der verlorne Sohn«, von Cornelis Metsys,
bez. Gor. Met. 1538, ist, wenn auch viel geringer
als das schöne Berliner Bildchen, doch ein
wichtiges Werk aus dieser Periode. Die Land-
schaft ist ausserordentlich ausführlich (Museum,
Fl. 415). No. 155. Ein mit Unrecht dem Ra-
dierer Joris van Vliet zugeschriebenes Werk
(L’etoile des Rois) ist wahrscheinlich von Re-
nesse, der eine ähnliche Darstellung gezeichnet
hat. Diese Handzeichnung war bei van der
Willigen und wurde dem Rembrandt zuge-
schrieben. Herr J. Ph. van der Kellen teilte
mir mit, dass er sie jedoch als Renesse
gekannt hat. Eigentümlich ist eine prächtig ge-
malte grüne Gardine, nach links zurückgezogen,
die an Rembrandts Bild in Cassel erinnert. Sie
ist viel besser und genialer gemalt als die flauen
Figürchen, die mit dem Stern bei Nacht in einer
Strasse stehen (Fl. 200). No. 163. Ein Govert
Camphuysen mit einem Fragezeichen, ein gutes
Bild, erinnert etwas an die ähnlichen van Bors-
som’s, durch den kühlen, grauen Ton. No. 164
war ein wundervolles und interessantes Bild, das
ich hier beschreiben will, ehe es durch Kunst-
händler gefälscht wird. Holz, h. 46, br. 68 cm.
Rechts bez. EDL. Vor einer Herberge, rechts,
sitzt eine fröhliche Gesellschaft beim Trunk; ein
Bauer, der schon etwas zu viel bekam, speit,
während seine Frau schimpfend die Hände auf
seinen Kopf hält. Rechts steht ein Kerl, der sich
auf mehr natürlichem Wege des Getrunkenen
entledigt; links ist eine Mutter ihrem Kinde bei
ähnlicher Beschäftigung behülflich. Die ganze
Gruppe am Tisch ist reizend komponiert und von
schöner, harmonischer Farbe. Links im Hinter-
gründe ist Vielerlei zu sehen: Volksbelustigungen
aller Art bei einem Dorf mit Kirche u. a. m.
Leider sind die Bäume schwarz geworden; sonst
ist das Ganze schön im Kolorit und die Köpfchen
von herrlichem Charakter. Es ist um 1630 bis
1635 gemalt, wahrscheinlich von einem Haarlemer
Künstler, und verrät etwas Hals - Brouwer’schen
Einfluss. Der Händler Goedhart kaufte es für
ca. 400 Gulden. Hoffentlich lässt er dem Bilde
die alte Signatur; inzwischen forschen wir nach
diesem interessanten, sehr tüchtigen EDL. — Zwei
gute Stilleben vom seltenen Herman Steen-
wyck wurden zu Fl. 450 zurückgezogen, sie sind
fein, in kühlem Tone gemalt. Ein Dokument
belehrte mich, dass die beiden Delfter Künstler
Pieter und Herman Steenwyck um 1630 bis
1638 nach einander mehrere Jahre bei David
Bai Hy in Leiden wohnten und malten. Später
mehr davon. — No. 171. Ein gutes Stilleben von
Jan van de Velde II, bez.: Ang 1660,
so dass man genau Jan van de Velde heraus-
lesen kann. Er hat diese Schreibweise wohl dem
jüngeren Frans Hals abgesehen. Der (Amster-
damer) Meister ist selten. Äusser dem Brüsseler
Exemplar kenne ich noch ein ganz vorzügliches,
im Privatbesitz, bez.: Jan van de Velde 1647,
schön wie ein schöner Kaiff. Dieses Bild ging
billig Fl. 270. — No. 172. Eine grosse Baumstudie,
aber nicht von Verboom, eher von dem Haar-
lemer Lagoor. Eine schwache, sehr braune