Von Alexander Schnütgen.
33
Ausstattung sei, mag zweifelhast seiu. Keinem
Zweifel alicr kaun es uuterliegc», daß er durch
die kräftig und originell behaudelten horizon-
talen Tierfriese, durch die er die eiuzelnen Fül-
luugen scheidet, die Verwcndbarkeit seines Ent-
wnrfes wesentlich gesteigert und ihm vor allen
anderen den Vorzug gesichert hat.
Fassen wir die Eiudriicke, welche die Prü-
fung der einzelnen Entwürfe bei uns zurück-
gelassen hat, noch einmal unter einhcitliche Ge-
sichtspunkte zusammen, so drängt sich uns
zuuächst die dankbare Empfindung auf, das;
diese Koukurrenz trotz, vielleicht »och mehr wegcn
ihrcr Beschräukung in Bczug auf die Aus-
stattung eine Fülle von hvchst schätzbaren Jdeen
nnd Formcn hervorgebracht hat, was überhaupt
bei engercn Konkurrenzen die Regel, bei wei-
teren die Ausnahme zu sein pflegt. Von diesen
Entwürfen wecken diejenigcn die nieisten Sym-
Pathien, welche mit den einfachsten Mittekn,
aber in möglichst großer Rücksichtnahme auf
das auszustattende Bauwerk und in möglichst
cugem Anschlusse an seinen Formenkreis den
klar erkannten Zweck zu errcichen suchen. Nicht
so sehr neue und originelle Einsälle, noch weni'
gcr überraschendc dekorative Wirkungen er-
scheinen da maßgebend und angebracht, als viel-
mehr bestimmte und knappe ganz aus dem
Gciste des Deukmals, das sie schmückeu, wie
dcr Zeit, die sie darstellen sollen, geschöpfte und
dcm neuen Werke angepaßte Formen. Wenn
niithin ein Plan über den Rahmen seiner Be-
stimmuiig und Zcit in allewege hiuausgreist, so
wird auch die höchste Bravour in der Er-
sinduugs- und Darstcllungsgabe ihni viellcicht
die Bewunderung erlangen, aber nicht die An-
nahnie. Wenn ein Plan dagegen aus der
Stimmung des Bauwerkes derart herausge-
wachsen erscheint, daß er mit ihm entstanden
stin könnte, so wird dies sür ihn eine dcr bcsten
^uipfehlungen sein, mag er auch im einzelnen
der Verbesserung noch fähig und bedürstig sein.
Mit diesen Grundsätzen, deren Berech-
tigung sjch noch steigern mag, je ernster und
strenger der Stil, in dcm die Monumente ge-
bant sind, also vor allem den mittelaltcrlicheu
^irchenbautcn gcgenüber, scheint auch dic aus
zehn Mitglicdern bestehcnde Jury an die Be-
urteilung der Eutwürfe hcrangetreten zu sein.
^hre Entscheidung, die dcn West- und Süd-
portalthürcn von Schneider, der Nord-
pvrtalthüre von Mcngclberg dcn Vor-
zug gegeben, gcstattet wenigstcns dicses
auzuuehmen. Uud es mag um so licber an-
genommcu wcrden, als die Vcrschiedcnheit dcr
Elemcnte, aus dcueu sic zusammengesctzt Ivar,
diese Beruhignng von vornherein nicht bieten
mvchte, uud diescs Resultat als ciue besondcrc
Erruugenschast betrachtet zu werdcn verdicnt.
Denn diesen, wenn wir so sagen dürfen, strcn-
geren Anschauungen nud Gruudsätzcu gcgeu-
über suchcn sich vielfach cntgcgeugcsctztc gelteud
zu niachcu, die alles dcm Geschmackc ciuzelucr,
weun anch soust und auf anderen Gcbieten noch
so hervorragender Künstler dicnstbar machcn
wollen, die dafür eigentlich keine andere Be-
gründnng haben, als daß es eben ihr Ge-
schmack ist. Das heißt an die Stelle der Ge-
setzmäßigkeit die Willkür setzen, die am
bedenklichsten ist, wenn sie von jener noch den
Schein retten möchte. Vor ihr, vor so manchen
aus ihr hervorgehenden Abschwächungen und
Verwässerungen ist leider auch der Dom uicht
bewahrt geblieben, weder in seinem Ausbau,
noch in seiner Ausstattung. Nunmehr dürfte
die Hoffnung berechtigt sein, daß an ihm eine
neue Ära beginnt, an deren Schwelle die
Bronzethüren stehen. Jhre definitive Gestal-
tung wird ja wohl das Ergebnis näherer mit
den beiden Künstlern zu pflegender Uuterhaud-
lungen sein, bei dcnen gewiß das gesamte ge-
wouneiie Material uach Maßgabe seincr Ver-
wendbarkeit zur Geltung kommen wird, untcr
möglichstcr Bcrücksichtiguiig der Vvrschlügc,
welche die Künstler selbst zu machen haben.
Sie mögen am besten beurtcilen, was in ihre
Pläne paßt, nnd dic Vergleichung hat sie wohl
auch zu mancherlei Änderungen angercgk.
Jn dem Schneiderschen Hauptplan dürfte
das Rankenrelief der Umrahmung zu gunstcn
der kräftigen Rosetten noch eiue Milderung er-
fahren. Die phantastischen Figuren resp. Fabel-
wesen in den qnadratischen Feldern werden,
wie schon vben angedeutet wurde, einem ein-
heitlichen religiöscn Gedanken sich unterzuordnen
haben, dessen Entfaltuug für die Thüren, ihre
Stellung und Bestimmung angemessen ist. Der
figurale wie ornamcntale Schmuck braucht auch
in seiuer stilistischen Durchbildung einen noch
engercn Anschlnß an die Vorbilder am und ini
Dome nicht zu scheuen. — Auch für den Meugel-
bergscheu Plan dürften sich allerlei Änderungen
empfehlen, die sich auf die Entfernung des
Sockels, auf die Vercinfachuug dcr Schlagleistc,
33
Ausstattung sei, mag zweifelhast seiu. Keinem
Zweifel alicr kaun es uuterliegc», daß er durch
die kräftig und originell behaudelten horizon-
talen Tierfriese, durch die er die eiuzelnen Fül-
luugen scheidet, die Verwcndbarkeit seines Ent-
wnrfes wesentlich gesteigert und ihm vor allen
anderen den Vorzug gesichert hat.
Fassen wir die Eiudriicke, welche die Prü-
fung der einzelnen Entwürfe bei uns zurück-
gelassen hat, noch einmal unter einhcitliche Ge-
sichtspunkte zusammen, so drängt sich uns
zuuächst die dankbare Empfindung auf, das;
diese Koukurrenz trotz, vielleicht »och mehr wegcn
ihrcr Beschräukung in Bczug auf die Aus-
stattung eine Fülle von hvchst schätzbaren Jdeen
nnd Formcn hervorgebracht hat, was überhaupt
bei engercn Konkurrenzen die Regel, bei wei-
teren die Ausnahme zu sein pflegt. Von diesen
Entwürfen wecken diejenigcn die nieisten Sym-
Pathien, welche mit den einfachsten Mittekn,
aber in möglichst großer Rücksichtnahme auf
das auszustattende Bauwerk und in möglichst
cugem Anschlusse an seinen Formenkreis den
klar erkannten Zweck zu errcichen suchen. Nicht
so sehr neue und originelle Einsälle, noch weni'
gcr überraschendc dekorative Wirkungen er-
scheinen da maßgebend und angebracht, als viel-
mehr bestimmte und knappe ganz aus dem
Gciste des Deukmals, das sie schmückeu, wie
dcr Zeit, die sie darstellen sollen, geschöpfte und
dcm neuen Werke angepaßte Formen. Wenn
niithin ein Plan über den Rahmen seiner Be-
stimmuiig und Zcit in allewege hiuausgreist, so
wird auch die höchste Bravour in der Er-
sinduugs- und Darstcllungsgabe ihni viellcicht
die Bewunderung erlangen, aber nicht die An-
nahnie. Wenn ein Plan dagegen aus der
Stimmung des Bauwerkes derart herausge-
wachsen erscheint, daß er mit ihm entstanden
stin könnte, so wird dies sür ihn eine dcr bcsten
^uipfehlungen sein, mag er auch im einzelnen
der Verbesserung noch fähig und bedürstig sein.
Mit diesen Grundsätzen, deren Berech-
tigung sjch noch steigern mag, je ernster und
strenger der Stil, in dcm die Monumente ge-
bant sind, also vor allem den mittelaltcrlicheu
^irchenbautcn gcgenüber, scheint auch dic aus
zehn Mitglicdern bestehcnde Jury an die Be-
urteilung der Eutwürfe hcrangetreten zu sein.
^hre Entscheidung, die dcn West- und Süd-
portalthürcn von Schneider, der Nord-
pvrtalthüre von Mcngclberg dcn Vor-
zug gegeben, gcstattet wenigstcns dicses
auzuuehmen. Uud es mag um so licber an-
genommcu wcrden, als die Vcrschiedcnheit dcr
Elemcnte, aus dcueu sic zusammengesctzt Ivar,
diese Beruhignng von vornherein nicht bieten
mvchte, uud diescs Resultat als ciue besondcrc
Erruugenschast betrachtet zu werdcn verdicnt.
Denn diesen, wenn wir so sagen dürfen, strcn-
geren Anschauungen nud Gruudsätzcu gcgeu-
über suchcn sich vielfach cntgcgeugcsctztc gelteud
zu niachcu, die alles dcm Geschmackc ciuzelucr,
weun anch soust und auf anderen Gcbieten noch
so hervorragender Künstler dicnstbar machcn
wollen, die dafür eigentlich keine andere Be-
gründnng haben, als daß es eben ihr Ge-
schmack ist. Das heißt an die Stelle der Ge-
setzmäßigkeit die Willkür setzen, die am
bedenklichsten ist, wenn sie von jener noch den
Schein retten möchte. Vor ihr, vor so manchen
aus ihr hervorgehenden Abschwächungen und
Verwässerungen ist leider auch der Dom uicht
bewahrt geblieben, weder in seinem Ausbau,
noch in seiner Ausstattung. Nunmehr dürfte
die Hoffnung berechtigt sein, daß an ihm eine
neue Ära beginnt, an deren Schwelle die
Bronzethüren stehen. Jhre definitive Gestal-
tung wird ja wohl das Ergebnis näherer mit
den beiden Künstlern zu pflegender Uuterhaud-
lungen sein, bei dcnen gewiß das gesamte ge-
wouneiie Material uach Maßgabe seincr Ver-
wendbarkeit zur Geltung kommen wird, untcr
möglichstcr Bcrücksichtiguiig der Vvrschlügc,
welche die Künstler selbst zu machen haben.
Sie mögen am besten beurtcilen, was in ihre
Pläne paßt, nnd dic Vergleichung hat sie wohl
auch zu mancherlei Änderungen angercgk.
Jn dem Schneiderschen Hauptplan dürfte
das Rankenrelief der Umrahmung zu gunstcn
der kräftigen Rosetten noch eiue Milderung er-
fahren. Die phantastischen Figuren resp. Fabel-
wesen in den qnadratischen Feldern werden,
wie schon vben angedeutet wurde, einem ein-
heitlichen religiöscn Gedanken sich unterzuordnen
haben, dessen Entfaltuug für die Thüren, ihre
Stellung und Bestimmung angemessen ist. Der
figurale wie ornamcntale Schmuck braucht auch
in seiuer stilistischen Durchbildung einen noch
engercn Anschlnß an die Vorbilder am und ini
Dome nicht zu scheuen. — Auch für den Meugel-
bergscheu Plan dürften sich allerlei Änderungen
empfehlen, die sich auf die Entfernung des
Sockels, auf die Vercinfachuug dcr Schlagleistc,