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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

DOI Artikel:
Luthmer, Ferdinand: Eglomisirte Gläser
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0119

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Knnstgewcrbeblatt. Iakrgang.

Uo. 6.

Kasten mit drei Eglomisstfüllungen. Jtalien. 17. Jlihrhnndert.

Lglomisirte Gläser.

Von F. Luthmer.

Mit Abbildungen.

Die folgende Studie hat den Zweck, einige
Beiträge znr Kenntnis und richtigen Beurteilung
einer Technik zu liefern, die, bei den Sammlern
hinreichend bekannt und geschätzt, merkwnrdiger-
weise in der knnsttechnischen Litteratur kaum
Beachtnng gefunden hat. Das augenscheinlich
dem Französischen angehörige Wort sucht man
in technischen Wörterbüchern ebenso vergeblich
wie in Vokabularien. Wo es Erwähnung findet,
erscheint der damit verbundene Begriff so wenig
Präzisirt, daß beispielsweise eine Verwechselung
von „äAloinisä" mit dem zwar wortverwandten,
der Sache aber grundverschiedenen „aMlomorö"
mehrfach unterläuft; auch der Verwechselnng
unserer Technik mit Emailmalerei begegnet man,
z. B. bei Rade, Das kgl. historische Mnseum zu
Dresden. I. Tafel 78 und 79. Die Rand-
verzierungen, sowie die Spitzen des Puffspiels
dieses dem 17. Jahrh. angehörigen und als
Nürnberger Arbeit bezeichneten Dambrettes
sind keineswegs emaillirt, sondern richtiges
Eglomisä.

Bei der Unbestimmtheit der Begriffe möchte
es sich empfehlen, über eine festumschriebene Be-
deutung der Worte sich zu vereinigen. Jch möchte
borschlagen, unter agglomerirten Gläsern
unr diejenigen zu verstehen, welche aus zwei
Glasdicken zusammengeklebt sind. Solche Gläser
ioinmen, meines Wissens allerdings nur Hohl-
Kunstgewcrbcblatt IV.

gläser, überaus häufig vor. Jhre Dekoration
besteht darin, daß das änßere Glas an seiner
Rückseite vergoldet und ausradirt ist, sodaß die
Zeichnung im Golde stehn bleibt. Diese Ver-
goldnng ist nicht wie bei den venezianischen
Gläsern eingebrannt, sondern nur dadurch ge-
schützt, daß ein zweites Glas hinter das erste
wahrscheinlich mit Kanada-Balsam oder einem
anderen wasserhellen Harz festgeklebt ist. Selbst-
verständlich müssen zu diesem Zwecke die beiden
Gläser sehr genau auf einander passen, was bei
den meist konischen Formen dieser Trinkgefäße
durch Einschleifen leicht zu erreichen ist.

Für jede andere Dekoration hinter Glas,
bei welcher Metall zur Anwendung kommt, und
welche nicht durch Einbrennen befestigt ist, wäre
dann die Bezeichnung „öKloiniss" vorzubehalten.
Wir werden sehen, daß die hier zu Gebote
stehenden Verfahrungsweisen ziemlich mannig-
faltige sind und daß sie einzeln und vereinigt
zur Anwendung kommen.

Am wenigsten Anspruch auf den Namen
einer selbständigen Kunstübung hat das Auf-
kleben kolorirter Kupferstiche und Holzschnitte
auf die Rückseite der Gläser, welches Demmin
(Keramikstudien IV, S. 100) erwähnt.

Als besonders schwierige Kunstleistung
dagegen muß das Umgekehrtmalen mit Tempera-
oderÖlfarbe ans derRückseite des Glases bczeich-

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