Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

DOI Artikel:
Luthmer, Ferdinand: Eglomisirte Gläser
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0124

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
106

Eglomisirte Gläser.

durchschimmern. Die Unterlage bildet endlich eine
Kupferplatte, auf welcher die Stellen, worauf die
hellen Massen des Bildes zu liegen kommen, weiß
polirt sind. Das übrige ist mit schwarzer Farbe be-
deckt. Ähnliche, aber sehr unvollkommene Glasbilder
werden noch heute in Tirol verfertigt."

Bei Bourgeois in Köln befcind sich im
Oktober 1886 ein höchst merkwürdiges Stück
dieser Technik, eines der sehr selten vorkom-
menden Trinkgefciße: ein cylindrischer Trink-
krug, ca. 15 ciu hoch, ohne Deckel. Der Körper
aus drei gebogenen, eglomisirten Scheiben ge-
bildet, durch ein hinkergelegtes Glas geschützt;
diese drei verdoppelten Scheiben durch silherver-
goldete Fassung (oberer und unterer Reif, drei
aufrecht stehende Stäbe) mit einander verbun-
den; Boden und Henkel aus Silber. Die
Darstellungen in bunten Farben waren biblischen
Jnhaltes.

Jn der Sammlung Felix, Aukt.-Katalog
Nr. 300, kleines rundes Medaillon aus Berg-
kristall, 2'/., oru Durchmesser, in leuchtenden
Farben und reicher Goldanwendung. Dar-
stellung: ein Kaiser in vollem Ornat auf dem
Thron; Umschrift iu Gold: 6ax>ituluiu dam-
dorAsosis (sio) 16—01.

Ebenda, Aukt.-Katalog Nr. 301, Bild:
Venus und Amor, ganz opak gemalt, nur
Gewand rot translucid mit goldradirten Lich-
tern, 21 ow hoch, 12 breit, gezeichnet VUU (als
Monogramm zusammengezogen).

Herzogliches Museum in Gotha: Kleines
ovales Döschen in vergoldeter Fassung, 2'st
auf 2 oiii, mit dem eglom. Porträt einer Prin-
zessin. (Die große Schale mit Venus, ebenda,
wurde oben bereits erwähnt).

Früher Sammlung Ricard, Abenheimer-
Frankfurt: kleiner ovaler Anhänger, Glas in
Silber gefaßt mit bunter Unterlage.

Sammlung Wilhelm Metzler, Frankfurt:
Zwei kleiue Bilder in silbervergoldeter Fassung
aus achteckigen, fassetirten Bergkristall-Platten,
0,32 auf 48 ow, Darstellungen der Geburt und
Kreuzigung, (früher vielleicht vereinigt als
Vorder- und Rückseite eines Medaillons). Sie
zeigen alle oben beschriebenen Hilfsmittel der
Eglomisömalerei vereinigt und dürfen, was
Kunstwert und miniaturartige Reinheit der Ge-
mälde betrifft, vielleicht für das Vollendetste
gelten, was in dieser Technik existirt.

C. v. Rothschild'sches Museum, Frank-
surt. Gürtelspiegel. Oval, die Fassung Gold mit
Email, umgeben von einem vierkantigen, ge-

wundenen Goldstab. Die Rückseite bildet ein
eglomisirtes Bild (sehr gedunkelt), die Anbetung
der Könige darstellend, eingerahmt von eglo-
misirtem Ornament in acht abgeteilten, schmalen
Kompartimenten. Ebenfalls höchst wertvolle
Miniatur. Wahrscheiulich Jtalien, 16. Jahr-
hundert.

Ebenda. Kleiner Anhänger aus länglich
achteckigen Kristallplättchen von 4^ ow Höhe
mit doppelseitigem Eglomisobild; Anbetung und
Ruhe auf der Flucht darstellend.

Sammlung Jul. Jeidels, Frankfurt.
Fingerhnt aus Silber mit Überzug aus Silber-
filigran mit Emailausfüllung. Die Kappe ist
abzunehmen, darunter ein kleines eglomisirtes
Rundbildchen von 9 ww Durchmesser; 2 Köpf-
chen darstellend. Fleischteile versilbert, Haarc
und Kragen vergoldet, radirt, rückseitig rot
lackirt, mit Stanuiol unterlegt.

R. Accademia, Vencdig. (Sale Pala-
dianep Votivbild in sehr exakt gearbeitetem archi-
tektonischen Rahmen aus Silber. 8 ow breit,
11(2 om hoch. Maria und Joseph an der
Krippe darstellend. Schönste Miniatur der
frühvenezianischen Schule. Alle Lokaltöne,
außer Grau und Fleischfarbe, welche opak ge-
malt, sind durch farbige Hinterspiegelung her-
gestellt; Gold in überaus zarter Pinselbehand-
lung als Lichter auf den Gewändern rc. vvn
vorn auf das Glas aufgesetzt.

Städtisch-Historisches Museum, Frank-
furt. Eglomisöbild, in Rahmen 21 ow breit, 16 (lr
ow hoch. AllegorischeDarstellung in eineni Braut-
gemach, von geringem Kunstwert, aber inter-
essanter Technik, richtige Malerei hinter Glas-
Hinter das sehr blasige und dünne Glas sind
zuerst schwarze Konturen, dann große Lokaltöne
aufgesetzt, Hauptfarbe ein opakes Braun, die
Gewänder rot und grün translucid. Dann sind
die Lichter mit der Nadel sehr zart ausradirt
und mit abwechselndem Silber und Gold die
Hinterspiegelung ausgeführt. Ein starker meniiig-
roter Schutzüberzug läßt vermuten, daß diese
Belegung nicht mit Stanniol, sondern durch Ver-
gvldung und Versilberung ausgeführt ist.

?lußer diesen Beispielen eincr mehr kunst-
mäßigen Verwendung der Eglomisirungstcchnik
hat dieselbe vielfach zur Verzierung von Ge-
räten gedient; namentlich war sie im 16. Jahr-
hundert für Wappen im Fuß oder Deckcl von
silberncn Bechcrn belicbt. Jch könntc cim'
ziemliche Anzahl svlcher Wappen, zum Tci
 
Annotationen