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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 4.1888

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4161#0140

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Kleine Mitteilungen.

Ein Anhang bcsaßt sich dann noch mit allerlei
Tingen, die dem Dekorationsmaler nahe liegen, mit
dem Vergolden, Bronziren, Firnissen, der Schriften-
malerei rc., aber auch mit der s>,mbolischen Bedeutung
der Farben und der sinnbildlichen Löiedergabe ab-
strakter Begriffe (Allegorien).

Die Veröffentlichung hat kciuen künstlerischcn
Anstrich und soll auch keinen habeu. Sie rechnet aus
das praktische Bedürfnis des Handwerkes und wird
diesem offenbar auch zweckdienlich sein.

Lechiiischcs.

Ncue galvanoplastische Reproduktionen.

L. 1t. Jm Auftrage der Ilnion Löntrale äs8
nrts ckseoratiks in Paris, welche einc groß angelegte
Sammlung vou galvanoplastischen Reproduktionen
vorbereitet, hat die Firma Christofle L Co. eine erste
Serie von 6V Stücken neu hergestellt. Das Louvre-
Museum, Versaillcs (Bronze-Thürbeschläge) und
Limoges haben dazu beigesteuert. Es ist ein kleiner
Katalog darüber ausgegeben worden, der im Anhang
die Reproduktionen des Hildesheimer Silbersundes
und des Fundes von Bernay auszählt.

Bei der großcn Anzahl der verschiedenen Firmen,
welche sich an der plastijchen Wiedergabe älterer
Metallgeräte beteiligt haben, wäre es sehr erwünscht,
wenn sich jemand der Mühe unterziehen wollte, eine
chronologische Liste der reproduzirten Arbeiten zu-
sammenzustellen. Jetzt, wo dieselben schon sämtliche
Kulturperioden (auch das orientalische Altertum und
die Zeit der Völkerwanderung) unisassen, würde ein
solches Berzeichnis den Museen, den Sammlern und
den Forschern wesentliche Dienste leisten. Der erste
in dieser Richtnng unternommene Bersuch, ein An-
hang von 7v Seiten im Katalog der Goldschmiede-
arbeiten des South-Kensington-Museums, liegt schon
10 Jahre hinter uns.

Lur Heschichte des truiistliewerdes,.

Zur Geschichte der Meißncr Porzcllan-Manufaktur
zur Zeit I. F. Böttgcrs lieserte in dcr !«. Sitzung der
kunsthistorischcn Gesellschaft zu Berlin Herr W. v-
Sehdlitz aus Dresden auf Grund aktenmäßigen Ma-
terials einige interessante Beiträge. Wir entnehmen
den Sitzungsberichten der Gesellschast nachstehende
kurze Mitteilungen; aussührlich wird Herr v. Seid-
litz das Thema in dcm „Neuen Archiv sür sächs.
Geschichte'' behandeln. Als die Fabrik zu Ende des
Jahres 1707 in Dresden gegründet wurde (erst 1710
siedeltc sie nach Meißen über), da handelte es sich —
wie aus verschiedenen Angaben hervorgeht — that-

sächlich gleich von vornherein um die Herstcllung
vou Porzellan und nicht etwa uin Vorschiebung eines
solchen Betriebes zur Verheimlichung anderer Ber-
richtungen. Und wenn auch anfangs, besonders bis
1713, in der Hauptsache nur rote, sogenannte Bött-
ger-Ware (Steingnt) geliefert wurde und diese Pro-
duklion bis zu Böttgers i. I. 1719 erfolgtcm Tode
überhaupt die durchans vorherrschendc blicb, so läßt
sich doch feststellen, daß das weiße Porzellan
bereits im Jahre 1709 erfunden war; nur
verging noch ein gutes Jahrzehnt über den Versuchcn
zur Herstellung umsänglicher Stücke, bcsonders mit
fest hastender Bemalung. Auf die Fabrikation der
roten Ware tvirst ein aus dem Jahre 1711 stam
mendes Verzeichnis der damaligeii Bestände erwüusch-
tcs Licht. Danach waren schon damalS fast alle hier-
bei üblichen Verzierungswcisen, wie das Poliereu,
die eingeschnittenen Ornamente, die Plastisch aufge-
setzten Blumen, die Vergoldung (gewöhnlich Email
lierung genannt) in Gebrauch und die Produktion
erstreckte sich nicht bloß auf Geschirr. sondern auch schou
auf cinige, noch in der Dresdener Porzellansammlung
und anderwärts bewahrte Köpfchen nnd Figuren.
Auch gehört die braunc Glasur dieser Gattung,
welchc in vereinzelten F-ällen noch bisgegen
die Mitte des vorigcn Jahrhunderts in Ver-
wendnng kam (während die unglasierte Ware seit
1730 nicht mehr hergcstellt worden zu sein scheint)
zu den allerfrühesten, bereits im Jahre 1708 nach-
weisbaren Leistungen der Manusaktur. Schwarz
lackierte, mit goldcnen Figuren bemaltc Gefäße wer-
dcn schon 1710 crwähnt. Von einem solchen Thee-
schälchen heißt es gar, daß es in Venedig „cmaillicrt"
worden sei. Bisweilcn wnrdcn auch wirkliche Schmelz-
farben angewendet, um die Wirkung aufgcsetzter
Edelstcinc nachzuahmcn; mcisr aber begnügte man sich
in diesen crsten Zeiten mit der Ölsarbe zur Aus-
führung der Malereien.

Die frühesten weißen Gefäße zeigen im Ganzen
die gleichen Formen wie die braunen und sind in
ähnlicher Weise verziert, nur daß bei ihnen die Ver-
wendung Plastisch auSgesührter Blumensträuße eine
größere Rolle spielt. Jhre Masse ist, im Gegensatz
zu den späteren Erzeugnissen, von leicht gelblicher
Sahnensarbe. Versuche mit dcm Einbrennen von
Farbcu wurden bereits seit 1710 angestellt, sührten
jcdoch erst unmittelbar nach Böttgers Tode, im Jahrc
l720, zu einem völlig befriedigenden Nesultnt.

Damals gelang es mehreren Angestelltcn der
Mannsaktur gleichzeitig das Blau unter Glasur voll-
ständig herzustellen. Von dieser Zeit an datiert der
glänzende Aufschwung, Ivclchcr durch den Ramcn des
im Jahre 1720 angestellten Malers Heroldt seinen
Stempel erhält.
 
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