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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Gerland, Otto: Die Werke der Kleinkunst in der Kirche zum heiligen Kreuze zu Hildesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0030

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DIE WERKE DER KLEINKUNST IN DER KIRCHE ZUM HEILIGEN KREUZE ZU HILDESHEIM 23

PETRUS UND

PAULUS

stein gemeißelter Grabstein
(siehe nebenstehendeAbbildung)
eingemauert, der in sehr hüb-
scher Ausarbeitung die Gestalt
eines Geistlichen im Meßornate,
den Kelch, über dem eine Hostie
sichtbar wird, in der linken Hand
haltend, zeigt. Neben dem lin-
ken Fuße ist eine Tartsche mit
einem von je einem sechsspitzi-
gen Stern begleiteten rechten
Schrägbalken, auf dem Schräg-
balken sind die Buchstaben
X P C angebracht. Auf dem
Rande des Grabsteins, am Ende
über der rechten Schulter be-
ginnend, ist in gotischen Minus-
keln die Inschrift eingemeißelt:
anno dni m cccc x I v ii mensis
nou. die xxix obiit. dns Jo-
hannes. Xriani de aluelde. decan.
eccl. sancte f canoni. verden.
cui' aia requiescat i. pace. X.
Wir haben es hier mit dem Grab-
stein des aus Alfeld gebürtigen
Dekans der Kreuz- (f) Kirche
und Kanonikus zu Verden Jo-
hannes Christiani zu tun, und
wie sein Namen in der Form
Xriani wiedergegeben ist, so
bedeutet die Inschrift auf den
Querbalken des Wappenschildes
die griechische Abkürzung für
das Wort Christus, griechisch
XPICTOC; ein nicht allzuhäufig
vorkommendes interessantes Bei-
spiel eines sogenannten reden-

ORABSTEIN DES DEKANS CHRISTIANI
AN DER KREUZKIRCH

den Wappens und der Wieder-
gabe eines Familiennamens. Der
Stein ist ganz hervorragend schön
gearbeitet und gut erhalten.

3. Als Kuriosität mag auf
die beiden arg verstümmelten
kopflosen Statuen verwiesen
werden, die (siehe Abb. oben)
in einer mit einem flachen Bo-
gen überwölbten Nische über
dem Grabstein Christianis ein-
gemauert sind. - Sie stammen
aus guter gotischer Zeit und
sind nach den schwachen, noch
sichtbaren Resten ihrer Attribute
als Darstellungen der Schutz-
heiligen der Kreuzkirche, Petrus
und Paulus, anzusprechen. Daß
man diese Figuren trotz ihrer
Verstümmelung hier einmauerte,
beweist, daß man ihnen eine
große Bedeutung beimaß, und
wir haben daher in ihnen sicher
die Reste der beiden Statuen
zu erblicken, die früher den
Treppenaufgang von der Straße
zum Kirchhof an dessen Ein-
gangspforte zierten und gelegent-
lich der Reformationsstürme am
11. Dezember 1542 zerstört wur-
den. Diese Zerstörung schildert
uns der damalige Dechant des
Kreuzstiftes, Johannes Oldecop,
in seiner Hildesheimer Chronik,
in jetzige Sprache übersetzt,
folgendermaßen: Des anderen
Tages nach Papst Damasus waren
 
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