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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Gerland, Otto: Die Werke der Kleinkunst in der Kirche zum heiligen Kreuze zu Hildesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0033

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26 DIE WERKE DER KLEINKUNST IN DER KIRCHE ZUM HEILIGEN KREUZE ZU HILDESHEIM

JtJ

VORDERSEITE KREUZ HEINRICHS DES LÖWEN

RUCKSEITE

sein können, weil jede Spur einer Einfassung dafür
fehlt.

Dies Kreuz, das seine Verwandtschaft z. B. mit
dem zu b zu besprechenden Kreuze, sowie mit dem
Bernwardskreuze in der Magdalenenkirche zu Hildes-
heim und dem herrlichen Kreuze in der Stiftskirche
zu Fritzlar nicht verleugnet, hat Bischof Hezilo der
von ihm umgebauten und zur Stiftskirche erweiterten
Kreuzkirche geschenkt. Da die Kirche 1079 kurz
vor Hezilos Tode geweiht wurde, das Kreuz aber
zu dieser Weihung geschenkt wurde, so geht die
Annahme nicht fehl, daß es im Jahre 1079 oder nur
kurz vorher, jedenfalls aber nicht später angefertigt
wurde. Bei der Geschicklichkeit der Hildesheimer
Goldschmiede, und weil wir von keiner Beziehung
Hezilos zu auswärtigen Kunststätten wissen, haben
wir das Kreuz als eine Hildesheimer Arbeit anzu-
sprechen.

b) Würdig zur Seite steht ihm das Kreuz Heinrichs
des Löwen (siehe Abb. oben). Als dieser Herzog von
seiner Reise aus Palästina zurückgekehrt war, schenkte

er dem Kreuzstift, das ihn dafür in seine Bruderschaft
aufnahm, das heißt nach jetzigem Sprachgebrauch zu
seinem Ehrenmitglied ernannte, eine von ihm aus dem
gelobten Lande mitgebrachte Reliquie vom heiligen
Kreuze, durch eine Urkunde, die zwar undatiert ist,
von den Gelehrten aber auf das Jahr 1172 gesetzt
wird, so daß wir also auch hier die Zeit der Her-
stellung dieses Kreuzes genau bestimmen können.

Das ganz im romanischen Stile gehaltene Kreuz
hat, ohne den in sehr später Zeit an Stelle des ver-
loren gegangenen Fußgestells angefertigten stilwidrigen
und häßlichen Fuß, eine Höhe von neunundvierzig
Zentimetern, ist gleichfalls ein lateinisches Kreuz mit
einem Quadrat auf der Balkenkreuzung und mit vier
Eckpotenzen, es besteht wie das Hezilokreuz aus Holz
mit Goldplatten überzogen. Auf dem Kreuzungs-
quadrate liegt ein viereckiger Kristall, unter dem der
(große) Kreuzessplitter sichtbar ist. Jede Potenz zeigt
einen mit Edelsteinen besetzten oder besetzt ge-
wesenen Rand, innerhalb dessen ein kleineres Quadrat
hervortritt, in dessen Mitte ein von kleineren Steinen
 
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