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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0042

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KLEINE MITTEILUNGEN

35

werden die Künstler ihn stolz nennen, ist bei uns
so stark, daß diese eine große Gesellschaft begründen,
unter deren Zwecken einer, wenn nicht der Haupt-
zweck in den Augen zahlreicher Mitglieder, der
Kampf gegen die Fabrikanten ist.

Mittlerweile aber werden in Österreich wie in
Deutschland Vereinigungen begründet und Werkstätten
errichtet, wo in praktischer Weise neue und zwar
gute Modelle hergestellt werden. Und in nicht ferner
Zeit werden wir das Eindringen der Ausländer an
die Stelle der französischen Überlegenheit treten sehen,
an welche noch diejenigen glauben, die zu Hause
bleiben. Und wir selbst werden das herbeigeführt
haben.

Mögen doch diejenigen, die nicht sehen wollen,
ein wenig reisen. Mögen sie doch die Ausstellungen
in Dresden, Berlin, Wien und anderswo besuchen; sie
würden überall Nützliches lernen können. Glauben
sie, daß die dortigen Künstler wohlerworbene Rechte
nicht wahrnehmen? Durchaus nicht. Aber sie ver-
einigen sich auf Grund verständiger Abmachungen
mit den Fabrikanten, sie produzieren, sie verkaufen,
und sie finden ihren Vorteil dabei.

Das moderne Kunstgewerbe ist bei uns, von nur
allzu seltenen Ausnahmen abgesehen, eine Kunst des
einzelnen Stückes, eine Kunst der Nippsachen ge-
blieben. Die Keramik versteift sich darauf, nur
Museumsstücke herzustellen, ebenso die Goldschmiede-
kunst, und auch alle übrigen Zweige des Kunst-
gewerbes befinden sich auf dem gleichen Irrwege.
Würde es nicht bei weitem besser sein, praktische
Modelle zu schaffen und sie zu verständigen Preisen
herauszubringen? Man würde uns dann Fortschritte
machen sehen. Und die Käufer würden die jetzt
widerstrebenden Fabrikanten unbedingt mit fortreißen,
die sich schnell genug der Bewegung anschließen
würden, sobald sie ihre Interessen dabei gewahrt
sähen, anstatt dieselbe zu hemmen. Es kann gar
nicht oft genug wiederholt werden, daß es vor allem
der praktische Sinn ist, an dem es mangelt, nicht
die Künstler.

Seht, was unsere kunstgewerblichen Ausstellungen
sind, und wenn ihr auch noch so wenig gereist seid,
seht, was sie im Auslande sind. Nehmt beispiels-
weise die Wiener Sezession. Dort finden niemals
zwei gleichartige Ausstellungen statt; die Anordnung
gleichwie die Dekoration der Räume ist jedesmal eine
andere. Die Anordner wissen es genau, daß sie ihre
Hauptsorge auf die Art zu verwenden haben, in
welcher die Ausstellungsgegenstände dargeboten, und
daß Gelegenheitskäufer um so leichter herbeigezogen
werden, wenn das Schauspiel ihnen jedesmal in anderer
Gestalt vorgeführt wird. Und die Praxis gibt der
Theorie Recht. Man darf deshalb keineswegs glauben,
daß das erschrecklich kostspielige Veranstaltungen
sind; es werden mit einfachen Mitteln und be-
scheidenen Werkstoffen, aber mit vielen künstlerischem
Sinn reizvolle und harmonische Ensembles geschaffen.

Welch ein Unterschied gegen die der dekorativen
Kunst eingeräumten Säle in den beiden Pariser
Salons. Eine armselige Aufstellung, wo die einander

unähnlichsten Arbeiten dicht beisammen stehen, ohne
daß auch nur der Versuch unternommen würde, die
Gegenstände, ihrer Bedeutung entsprechend, ins rich-
tige Licht zu bringen. Wo fehlt es nun? Immer
und immer wieder am praktischen Sinn. Man sage
nicht, daß die Maler und Bildhauer einen Wettbewerb
des Kunstgewerbes fürchten und ihm, im Falle eines
solchen, ihre Ausstellungen verschließen würden.
Gebietet es denn nicht ihr eigenstes Interesse, so viele
Besucher wie nur möglich herbeizuziehen, und haben
sie selber nicht von diesem Zustrom Vorteile?«

Hieran anknüpfend schließen die einleitenden Be-
trachtungen mit Vorschlägen von rein lokaler Bedeutung
für eine Besserung dieser Zustände und es folgt so-
dann die kritische Besprechung der beiden Aus-
stellungen im einzelnen. l.

MUSEEN

BASEL. Dem Jahresbericht des Oewerbemuseums
für das Jahr 1Q03 zufolge standen in den
Kommissionssitzungen neben den laufenden Ge-
schäften zur Beratung besonders der Ankauf der
Geigesschen Glasscheiben sowie böhmischer und slavi-
scher Bauernstickereien und die Neubeschaffungen
für die Bibliothek und Vorbildersammlung. Auch
war die Erwerbung der Fischbachschen Textilsamm-
lung ins Auge gefaßt, die von Mitte März an in
ihrem ganzen Umfang ausgestellt war. Der Ankauf
kam des hohen Preises wegen nicht zustande. An-
läßlich der hundertjährigen Feier von Ludwig Richters
Geburtstag konnte auch das Baseler Museum durch

PROFESSOR L. HABICH, DARMSTADT,
BRONZEBÜSTE DES GROSSHERZOGS VON HESSEN
 
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