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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Pabst, Arthur: Beobachtungen über gewerbliche Erziehung und praktischen Unterricht in den Schulen der Vereinigten Staaten von Nordamerika: Nach einem Vortrage, gehalten im Kunstgewerbeverein zu Leipzig am 31. Januar 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0199

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ig2 BEOBACHTUNGEN ÜBER GEWERBLICHE ERZIEHUNG UND PRAKTISCHEN UNTERRICHT

liehen Staa- primitivsten Stufe und fortgeführt bis zu den Ele-

ten wird sie menten der hochentwickelten Technik der Gegenwart,

mit großer Ein ganz eigenartiges System zeigt auch der

Geschick- Mormonenstaat Utah, insbesondere dessen Hauptstadt

lichkeit ge- Salt Lake City. Dieses System beruht darauf, die

übt. Die Pro- Kindergartenidee auf allen Stufen durchzuführen, so

dukte, die daß die Selbsttätigkeit der Kinder und die Übertragung

hier von ge- der Formen des wirklichen Lebens auf die Schule

schickten den Ausgangspunkt aller Belehrung bildet. Auch das

Schülern, Zeichnen wird in den Schulen der Mormonen in

Knaben so- weitgehendster Weise berücksichtigt. Es beginnt mit

wohl als einfachen Übungen aus dem Gedächtnis, an die sich

Mädchen,an- Pinselübungen anschließen; auf den höheren Stufen

gefertigt wird das Illustrieren von Heften sehr gepflegt.

werden, ha- Besondere Pflege finden die praktischen Arbeiten

ben einen in allen Schulen, die speziellen Erziehungszwecken

weithöheren dienen, z. B. in den Anstalten für schwachbefähigte

Kunstwert und verwahrloste Kinder, in den Blinden- und Taub-
ais das, was Stummenanstalten usw. Für alle diese Anstalten macht
in einigen sich die Bedeutung der Handarbeit nach zwei Rich-
Verkaufsge- tungen hin geltend: zum ersten ist sie ein unentbehr-

ALBIN MULLER,
MAGDEBURG,

SCHRANK UND
HEIZKÖRPER

Schäften in New York für teures Geld feilgeboten wird.
In ähnlicher Weise wie in den genannten Städten
ist der Arbeitsunterricht in den anderen größeren
Orten der Union ausgebildet, derart jedoch, daß Ver-
schiedenheiten in der Wahl der einzelnen Fächer und
in der Durchbildung der Technik stark hervortreten.
Der eine Ort bevorzugt die Holzarbeiten, ein anderer
die Basketryarbeiten, hier findet man Anklänge an
das schwedische System, dort hat man Modelle aus
Deutschland, insbesondere aus der Papparbeit der
Leipziger Schülerwerkstatt übernommen. Die Arbeiten
in Metall treten im ganzen zurück, dagegen ist das
Bestreben, die Handarbeit mit dem Zeichnen zu ver-
binden, fast überall zu erkennen. Besonders originelle
Systeme zeigen einige auf eigenartigen Prinzipien auf-
gebaute Erziehungsschulen. Derartige Schulen stehen
z. B. mit den Universitäten in New York und Chicago
in Verbindung; sie stellen die manuelle Arbeit der
Kinder in den Mittelpunkt des Unterrichtes und bauen
so ein Unterrichtssystem auf ganz eigenartiger Grund-
lage auf.1) Bemerkenswert ist, daß unter den Hand-
arbeiten in diesen Schulen das Weben eine große
Rolle spielt, beginnend mit der Technik auf der

1) Näheres hierüber findet sich in einem Aufsatze des
Verfassers: »Amerikanische Erziehungsschulen.«. »Deutsche
Schule« Heft 1, 1905.
 
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