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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Pabst, Arthur: Beobachtungen über gewerbliche Erziehung und praktischen Unterricht in den Schulen der Vereinigten Staaten von Nordamerika: Nach einem Vortrage, gehalten im Kunstgewerbeverein zu Leipzig am 31. Januar 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0201

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194 BEOBACHTUNGEN ÜBER GEWERBLICHE ERZIEHUNG UND PRAKTISCHEN UNTERRICHT

ALBIN MÜLLER, MAGDEBURG, EINGANGSHALLE ZUM RESTAURANT-NEUBAU
DANKWARTH UND RICHTER IN MAGDEBURG

wie die frühere Zeit. Diese Erkenntnis hat zur Grün-
dung von Fachschulen geführt. Die älteste dieser
Art ist die »New York Trade School«. Sie wurde
im Jahre 1881 von dem reichen Privatmann Auchmuty
begründet und erfreute sich im Anfange keineswegs
einer Begünstigung von Seiten der Arbeiter. Es hängt
dies zusammen mit den eigentümlichen Verhältnissen
in der Ausbildung von Lehrlingen, die namentlich
durch den Einfluß der großen Arbeitervereinigungen,
der sogenannten »Unions«, entstanden sind. Diese
»Unions« lassen in den meisten Gewerben nur eine
ganz beschränkte Anzahl von Lehrlingen zu, so daß
es unter Umständen selbst dem Sohne des Meisters
nicht erlaubt wird, das Geschäft seines Vaters prak-
tisch zu erlernen. Andererseits hat die gewerbliche
Erziehung durch die weitgehende Spezialisierung der
Arbeitsweisen in mancher Beziehung eigenartige For-
men angenommen, die auf eine schulmäßige Ausbil-
dung hindrängen. Auch sind in vielen Gewerben
durch die Einführung von Maschinen die Lehrlinge

überflüssig geworden, da deren Arbeiten überall durch
Maschinen verrichtet werden. In solchen Fällen kann
die Handwerkerschule eintreten, und so hat sich die
New Yorker Schule als die erste ihrer Art trotz des
anfänglichen Mißtrauens und offenen Widerstandes
kräftig entwickelt und ihre Leistungsfähigkeit erwiesen.
Sie istgegenwärtigeinebedeutende Anstalt mitHunderten
von Schülern, die in Tagesklassen und Abendklassen
theoretisch und praktisch unterrichtet werden. In den
Tagesklassen werden Zeichnen, Modellschreinerei,
Stuckarbeiten, Schriftmalerei, Zimmern, Schlosserei,
Maurerei, Anstreichen, Freskomalen, Rohrlegen, Ein-
richtung von Dampf- und Heißwasserheizung, elek-
trische Lichtanlagen usw. gelehrt, kurzum überhaupt
fast alles, was in den zum Baugewerbe gehörenden
Handwerken vorkommt. Ähnliche Kurse finden abends
statt. Jeder Kursus dauert vier Monate und wird mit
einer Prüfung abgeschlossen, über deren Erfolg ein
Zeugnis ausgestellt wird. Die Mehrzahl der jungen
Leute, welche die Schule besuchen, sind im Gewerbe
 
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