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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Swarzenski, Georg: Die Ausstellung künstlerischer Innenräume der Firma A. S. Ball in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0210

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DIE AUSSTELLUNG KÜNSTLERISCHER INNENRÄUME DER FIRMA A. S. BALL IN BERLIN 203

P. L. TROOST, MÜNCHEN, SCHLAFZIMMER

sagen, daß die vielbeklagten Schattenseiten der modernen
Welt- und Arbeitsstadt, das Parvenutum und der Bau-
schwindel, — wie alle bösen Dinge! — auch ihre
guten Seiten hatten: Sie hielten durch unerhörte An-
sprüche die Produktion in Atem und erzeugten die
reibenden — freilich auch aufreibenden — Kräfte der
Konkurrenz in einer ungeahnten Weise. Das Zu-
sammenströmen des Kapitals trieb ein kaufkräftiges
Publikum in die Höhe, das die produzierenden
Künstler ebenso anzieht, wie eine schöne Gegend
oder ein gemütliches Leben, und einem erstaunlichen
Aufschwung des Sammler- und Liebhaberwesens ent-
spricht es, daß die Kunstsalons wie die Pilze aus der
Erde schössen. Auch für den besseren Geschmack
auf kunstgewerblichem Gebiete sorgten schon seit
Jahren eine Reihe von Instituten, die auch die breiteren
Kreise des Berliner Publikums mit der feineren Kost
des Auslandes vertraut machten und somit seine Ge-
schmacksansprüche steigerten. Dabei ist es für die
Berliner Verhältnisse charakteristisch, daß der in Süd-
deutschland vielfach eingeschlagene idealistische Weg
der Künstlervereinigungen, der Werkstattsverbände,
nur selten betreten wurde (Steglitzer Werkstätten,
»Neue Gruppe«, »Werkring«) und daß statt dessen

die künstlerische Kraft sich mit dem ausführenden
Unternehmertum vereinigte. (Die Künstler behaupten
in beiden Fällen gleich schlecht abzuschneiden!) Diese
Tendenz beobachtete man schon auf den kunstgewerb-
lichen Abteilungen der »Großen Ausstellung« der letzten
Jahre, und auch der immer größere Wertheim hat sie
zum Prinzip erhoben. Auf dieser Basis steht auch die
jüngste Veranstaltung dieser Art, die am Beginn dieses
Frühjahrs dem Berliner Publikum geboten wurde: Gre-
nanders Ausstellung künstlerischer Innenräume bei Ball.
Die bekannte Möbelfirma A. S. Ball hat nicht nur
die Räume für diese Ausstellung in einem Teil der
Lokalitäten ihres Geschäftshauses auf der Potsdamer-
straße zur Verfügung gestellt; auch der Vertrieb liegt
in den Händen der Firma und ebenso die durchweg
vorzügliche technische Ausführung der ausgestellten
Arbeiten. Freilich hierbei setzt schon der Anteil
Alfred Grenanders ein, der die künstlerische Ober-
leitung in den Händen hielt und den Gang der Aus-
führung mit seinen hohen Ansprüchen überwachte.
Die Sachkenntnis und das organisatorische Geschick,
das zum Zustandekommen eines solchen Unter-
nehmens notwendig ist, wurde bereits bei Grenanders
Tätigkeit in St. Louis allgemein anerkannt.

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