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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Swarzenski, Georg: Die Ausstellung künstlerischer Innenräume der Firma A. S. Ball in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0214

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DIE AUSSTELLUNG KÜNSTLERISCHER INNENRÄUME DER FIRMA A. S. BALL IN BERLIN 207

Auslande findet man einen Wiener, einen Engländer,
einen Schotten, einen Schweden: L. Bauer-Wien, O.
Walton-London, Ch. R. Mackintosh-Glasgow, C. West-
nan-Stockholm. Aus der Zusammenstellung ergibt
sich, daß hier auch Namen zweiter Ordnung ver-
treten sind; Wien und München z. B. haben keinen
ihrer wirklich führenden Künstler in dieser Aus-
stellung. Aber darauf konnte es bei dem Charakter
des ganzen Unternehmens gar nicht abgesehen sein,
und überdies weiß jeder, daß es oft schwer ist, ge-
rade die Künstler, die man haben will, zu einer
solchen privaten Veranstaltung zu gewinnen. Jeden-
falls — und das ist die Hauptsache — handelt es
sich auch in den hier ausgestellten Arbeiten zweiten
Ranges um achtbare Leistungen, und alles unkünst-
lerische, aller »Kitsch« ist mit einer lobenswerten
Energie ferngehalten.

Nicht nur wegen seiner Verdienste um das Zu-
standekommen dieser Ausstellung ist es billig, die
Arbeiten Grenanders an erster Stelle zu nennen, son-
dern auch deshalb, weil diese Arbeiten tatsächlich das

Bild der Ausstellung beherrschen. Man findet hier
vier Innenräume dieses Künstlers, und in jedem dieser
Räume erweist sich Grenander als ein Meister von
großem Können, von sicherer Gestaltungskraft, als
Mensch von einer hohen Kultur des Geschmackes
und erlesenem künstlerischen Taktgefühl. Dies gilt
für alle vier Räume, die der Künstler für die Aus-
stellung beigesteuert hat: die Eingangshalle des Erd-
geschosses, ein Vorzimmer, ein Herrenzimmer und
ein Musiksalon. Diese Zimmer bieten sehr viel an
interessanten, überraschenden und knifflichen Einzel-
heiten. Aber es ist wichtiger, zunächst einmal zu be-
tonen, daß diese Räume vor allem als Ganzes wirklich
gestaltet und geformt sind; sie sind architektonisch
empfunden, besonders die drei Zimmer des Oberge-
schosses. Damit ist natürlich nicht etwa jenes falsche
Streben nach einer deplacierten Monumentalität ge-
meint, ohne das sich viele heute eine architektonische
Wirkung gar nicht vorstellen können. Sondern es
handelt sich nur um das notwendige Gefühl für die
Werte, welche das Zustandekommen einer räumlichen

CH. R. MACK1NTOSH, GLASGOW, SPEISEZIMMER
 
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