Irrtum erwachsen durch Rückschlutz
von meiner bekannter gewordenen
Knnstart auf die seine. Iene
Werke, welche seinem Stil und
seiner Ausstellung das Gepräge
geben, die Gestalten zur „Kinüer-
musik" und der große Schattenfries
„?sr sspers sä astra",* — diese
Werke, zn denen ich einst als Diefen-
bachs Schüler ausführend meine
Härrde geliehen habe, werden mehr
und mehr als die meinigen hin-
gestellt, ja die öffentliche Meinung
Iahren nach meiner Schülerschaft.
Die Wirklichkeit ist aber nur, das;
ganz wie in den Werkstätten der
alten Meister die jeweiligen Schü-
ler an Diefenbachs Werken lernend
mithalfen und mit ihren tzänden
im Geiste des Meisters schufen. Auch
bei jenen Meistern kam es wohl vor,
daß ein Schüler dem Meister eben-
bürtig wurde oder ihn überwuchs,
oder zur rascheren Geltung kam;
nicmand hat aber deshalb die Werke
aus der Meister Werkstätten als
Zeichnung vonKari Wilhelm Diefenbach
vergreift sich soweit, Diefenbach auch
von seinen andern Werken die Ar-
heberschaft abzusprechen, weil auch
bei diesen meistens Schüler mit-
geholfen haben, wenigstens in den
* Diesen beabsichtigt der Kunst-
wart neu herauszugeben, doch sind
dabei ziemlich große Schwierig-
kciten zu übcrwinden. Zwei Stücke
daraus finden die Leser hier im
Text, eine größere Anzahl in der
endgültigen Fassung, über deren
Entstehung dicsc Zeilen hier be-
richten, sind im „Fröhlichen Buch"
von Avenarius verkleinert wieder-
gegeben.
unecht vcrleumdet oder später den
Schülern zugeschrieben.
Dies ist nun alles mehr rechtlich
gesprochen; sachlich jedoch muß ich
einen großen Einspruch erheben
gegen unsere hentige einseitige
Kunstbeurteilung, die sich fast ganz
auf das technische Könncn be-
schränkt; sie ist ein Ausdruck unseres
materialistischcn Zeitgeistes. Diese
Anschauung hat auch oft dem Worte
vom „Naffael ohne tzändc" jedc Be-
rechtigung abgesprochen. Ihr ist
ganz das Verständnis für Geist und
Inhalt eines malerischen Kunst-
werkes abhanden gekommcn, außer
wenn sie solchen ganz in den tech-
i' Maiheft >9U
203
von meiner bekannter gewordenen
Knnstart auf die seine. Iene
Werke, welche seinem Stil und
seiner Ausstellung das Gepräge
geben, die Gestalten zur „Kinüer-
musik" und der große Schattenfries
„?sr sspers sä astra",* — diese
Werke, zn denen ich einst als Diefen-
bachs Schüler ausführend meine
Härrde geliehen habe, werden mehr
und mehr als die meinigen hin-
gestellt, ja die öffentliche Meinung
Iahren nach meiner Schülerschaft.
Die Wirklichkeit ist aber nur, das;
ganz wie in den Werkstätten der
alten Meister die jeweiligen Schü-
ler an Diefenbachs Werken lernend
mithalfen und mit ihren tzänden
im Geiste des Meisters schufen. Auch
bei jenen Meistern kam es wohl vor,
daß ein Schüler dem Meister eben-
bürtig wurde oder ihn überwuchs,
oder zur rascheren Geltung kam;
nicmand hat aber deshalb die Werke
aus der Meister Werkstätten als
Zeichnung vonKari Wilhelm Diefenbach
vergreift sich soweit, Diefenbach auch
von seinen andern Werken die Ar-
heberschaft abzusprechen, weil auch
bei diesen meistens Schüler mit-
geholfen haben, wenigstens in den
* Diesen beabsichtigt der Kunst-
wart neu herauszugeben, doch sind
dabei ziemlich große Schwierig-
kciten zu übcrwinden. Zwei Stücke
daraus finden die Leser hier im
Text, eine größere Anzahl in der
endgültigen Fassung, über deren
Entstehung dicsc Zeilen hier be-
richten, sind im „Fröhlichen Buch"
von Avenarius verkleinert wieder-
gegeben.
unecht vcrleumdet oder später den
Schülern zugeschrieben.
Dies ist nun alles mehr rechtlich
gesprochen; sachlich jedoch muß ich
einen großen Einspruch erheben
gegen unsere hentige einseitige
Kunstbeurteilung, die sich fast ganz
auf das technische Könncn be-
schränkt; sie ist ein Ausdruck unseres
materialistischcn Zeitgeistes. Diese
Anschauung hat auch oft dem Worte
vom „Naffael ohne tzändc" jedc Be-
rechtigung abgesprochen. Ihr ist
ganz das Verständnis für Geist und
Inhalt eines malerischen Kunst-
werkes abhanden gekommcn, außer
wenn sie solchen ganz in den tech-
i' Maiheft >9U
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