Llnser Reiseheft,
das der Leser mit diesen Blättern
in der Hand HLlt, erhcbt nicht etwa
die ungcheuerliche Arroganz, das
Thema „Reisen" von allen Seiten
beleuchten zu wollen. Der Leser
weiß, es ist auch nicht das erste,
es ist eigentlich schon das vierte
„Reiseheft" des Kunstwarts, auch
zum Beginn der nächsten Sommer
denken wir je eins herauszugeben.
Das Reisen hat nicht nur als „Ver-
kehr", es hat als Kulturmittel
eine so große Bedeutung erlangt,
daß eine regelmäßig wiederkehrendc
Aussprache der Gebildeten über
allcrlei, was damit zusammenhängt,
wohl sicher an der Zeit ist. Wir
bittcn deshalb auch unsre Freunde:
Erfahrungen, Bcobachtungen, Wün-
sche, die damit zusammcnhängen,
uns recht früh schon, womöglich
gleich nach dem „Erleben", zur
Vcrwertung oder Bearbeitung für
weitere Reisehefte unü vielleicht auch
für Dürerbund-Veröffentlichungen
mitzuteilen.
sich afterkritisch über den Iean
Paul hergemacht, und in Möl-
lers Aufsatz „Gipfclturnerci" be°
hauptet, der Mann aus dem Fich-
telgebirge habe gesagt, „Knaben-
streiche müßten gewagt werden",
während Iean Paul doch nicht bloß
die Streiche, sondern die Iungen
selber zu wagen empfahl: „Kna-
ben müssen gewagt werdenl"
Die „Sonnensinsternis"
von Arno Holz, die im vori-
gen Heft besprochen wurde, ist wie
die meisten Werke von Holz im
Verlag I. Sassenbach, Berlin, er-
schienen.
Verschiedene Meinungen
^cr^elche Qual gewährt das Rei-
-^Usen! (Scribe, Fra Diavolo)
G
Welche Lust gewährt das Reisen!
(Saint Iust, Iohann von Paris)
K
Die Reise gleicht einem Spiel;
es ist immer Gewinn und Verlnst
dabei und meist von der unerwartc-
ten Seite; man cmpfängt mehr oder
weniger, als man hofft, man kann
ungcstraft eine Weile hinschlendern,
und dann ist man wieder genötigt,
sich einen Augenblick zusammenzu-
nehmen. Für Naturen wie die
meine, die sich gerne festsetzen und
die Dinge festhalten, ist eine Neise
unschätzbar, sie belebt, berichtigt, be°
lehrt und bildet.
(Goethe an Schiller, Stäfa
Okt. (797)
Der Verleseteufel,
mit dem wir so im allgemeinen
jetzt in friedlicheren Beziehungen
stehn als früher, hat sich beim letz-
ten Hcfte doch wicder sehr unge-
bührlich benommen. Zunächst: er
hat mitgeholfen, daß wir zum
crstenmal in all den Kunstwart-
Iahrcn eine „Doublctte" brachten,
daß dcr kleine Aufsatz von Po-
lenske über Damaschkes Ge-
schichte dcr Nationalökonomie zwei-
mal gckommen ist. Dann: er hat
Unsre Bilder und Noten
nser Bild vom Traum, der über die Lander schwebt — nicht nur
»^cins dcr schönsten, sondern merkwürdigerweise zugleich cins der
^^berühmtcstcn, die Hans Thoma je gemalt hat ist nicht
nur dcm Borwurf, sondern auch der Stimmung und, fast möchte man
sagen, der Malweise nach durchaus „Traum". Seliger hemmungloser
I 2. Juniheft Ml ^
Anter unL
Lebende Worte
das der Leser mit diesen Blättern
in der Hand HLlt, erhcbt nicht etwa
die ungcheuerliche Arroganz, das
Thema „Reisen" von allen Seiten
beleuchten zu wollen. Der Leser
weiß, es ist auch nicht das erste,
es ist eigentlich schon das vierte
„Reiseheft" des Kunstwarts, auch
zum Beginn der nächsten Sommer
denken wir je eins herauszugeben.
Das Reisen hat nicht nur als „Ver-
kehr", es hat als Kulturmittel
eine so große Bedeutung erlangt,
daß eine regelmäßig wiederkehrendc
Aussprache der Gebildeten über
allcrlei, was damit zusammenhängt,
wohl sicher an der Zeit ist. Wir
bittcn deshalb auch unsre Freunde:
Erfahrungen, Bcobachtungen, Wün-
sche, die damit zusammcnhängen,
uns recht früh schon, womöglich
gleich nach dem „Erleben", zur
Vcrwertung oder Bearbeitung für
weitere Reisehefte unü vielleicht auch
für Dürerbund-Veröffentlichungen
mitzuteilen.
sich afterkritisch über den Iean
Paul hergemacht, und in Möl-
lers Aufsatz „Gipfclturnerci" be°
hauptet, der Mann aus dem Fich-
telgebirge habe gesagt, „Knaben-
streiche müßten gewagt werden",
während Iean Paul doch nicht bloß
die Streiche, sondern die Iungen
selber zu wagen empfahl: „Kna-
ben müssen gewagt werdenl"
Die „Sonnensinsternis"
von Arno Holz, die im vori-
gen Heft besprochen wurde, ist wie
die meisten Werke von Holz im
Verlag I. Sassenbach, Berlin, er-
schienen.
Verschiedene Meinungen
^cr^elche Qual gewährt das Rei-
-^Usen! (Scribe, Fra Diavolo)
G
Welche Lust gewährt das Reisen!
(Saint Iust, Iohann von Paris)
K
Die Reise gleicht einem Spiel;
es ist immer Gewinn und Verlnst
dabei und meist von der unerwartc-
ten Seite; man cmpfängt mehr oder
weniger, als man hofft, man kann
ungcstraft eine Weile hinschlendern,
und dann ist man wieder genötigt,
sich einen Augenblick zusammenzu-
nehmen. Für Naturen wie die
meine, die sich gerne festsetzen und
die Dinge festhalten, ist eine Neise
unschätzbar, sie belebt, berichtigt, be°
lehrt und bildet.
(Goethe an Schiller, Stäfa
Okt. (797)
Der Verleseteufel,
mit dem wir so im allgemeinen
jetzt in friedlicheren Beziehungen
stehn als früher, hat sich beim letz-
ten Hcfte doch wicder sehr unge-
bührlich benommen. Zunächst: er
hat mitgeholfen, daß wir zum
crstenmal in all den Kunstwart-
Iahrcn eine „Doublctte" brachten,
daß dcr kleine Aufsatz von Po-
lenske über Damaschkes Ge-
schichte dcr Nationalökonomie zwei-
mal gckommen ist. Dann: er hat
Unsre Bilder und Noten
nser Bild vom Traum, der über die Lander schwebt — nicht nur
»^cins dcr schönsten, sondern merkwürdigerweise zugleich cins der
^^berühmtcstcn, die Hans Thoma je gemalt hat ist nicht
nur dcm Borwurf, sondern auch der Stimmung und, fast möchte man
sagen, der Malweise nach durchaus „Traum". Seliger hemmungloser
I 2. Juniheft Ml ^
Anter unL
Lebende Worte