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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,3.1911

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Heft 13 (1. Aprilheft 1911)
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Rundschau
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9032#0087
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Arbeitsausschuß des Dürer-
bundes

der s. Schriftführer:

Prof. vr. P. Schumann

Drei Worte von Guhkow

ie besten und edclsten Menschen
gleichen zuweilen schönen Gegen-
den, die im Nebel und Negen das
nicht sind, was im Sonuenschein.
Erst unsre Liebe uird der Glaube
an sie gibt ihnen die rechte Bcleuch-
tung. So ist es zumeist auch nur
unsrc Schuld, wenn uns so viele
Menschen nicht in ihrem vollen
Werte aufgehen.

G

Es ist Menschen von Geist und
Herz eigen, sich gern einfach und
gemütlich zu geben. Gleichgestimm-
ten Seelen gegenüber kommen sie
damit vortrcfflich aus. Aber mit
dummen Menschen ist diese Um-

! gangsform gefährlich. Die Dummen
nehmen die künstliche oder frei-
willige Schwäche der Starken meist
für eine natürliche und können, da
sie gewohnt sind, immer geradeaus
zu tappen, es wirklich dahin brin-
gen, daß sogar der gescheiteste
Mensch ihnen gegenüber durch sein
Inkognito ins Gedränge kommt.

Dahin haben wir es denn doch
gebracht, daß unsre Geheimräte,
die wirklichen mit Exzellenzrang,
einsehen, Politik treiben heißt einen
Puls mit bedeutend mehr als sieb-
zig Schlägen in der Minute haben.
Sie brauchen nur auf ihre Chefs,
die Herren Minister, zu sehen, wenn
diese aus den Kammern kommen
oder nene Wahlen anordnen. Die
Vorläufer des Fortschritts, unsre
armen Märthrer aus den Zeiten
nach den Befreiungskriegen, schickte
man, nur wegen dieses beschleunig-
ten Pulsschlages, auf Festungen und
in die Zuchthäuser.

Unsre Bilder und Noten

schöne Bild von Otto Hesselbom wirkt zunächst einmal
V-T I„dekorativ", und so ist mancher Betrachter wahrscheinlich geneigt,
es mit einem „hübsch, wo's hinpaßt" beiseitezulegen. Aber es
ist eine seltsame Sache mit dem „Dekorativen": es läßt sich auch da
recht wohl zwischen guter aber nur augengefälliger äußerlicher Dekoration
und guter seelisch stimmunggebender unterschciden. Der Begriff „dekorativ",
so frischweg er gebraucht wird, ist überhaupt nicht so einfach, wie er den
mcisten scheint. In manchen Fällen wird es sogar schwierig sein, „deko-
rative" Werke von solchen zu unterscheiden, die das sind, was man
zumeist gerade als das Gegcntcil vom Dekorativen ansicht, „monumcn-
tal". Unser Bild ist nicht nur ein Schmuckstück, es ist auch ein starkes
Naturbild, das sich schwerlich irgendwclchen Augen verschließen wird,
die es daraufhin in Ruhe betrachten. Man sollt es freilich betrachten,
wie's der Maler erschaut hat: aus dcr Höhe herab, das Auge
ungefähr dcm Monde gcgenüber.

Die bciden Bilder nach Eduard von Gebhardt werden ganz
gut die Worte unseres Rundschauaufsatzes über die religiöse Kunst dieses
Meistcrs illustrieren, wcnn die Erinnerung an seine cigentlichen Haupt-
bilder mitschwingt. Einigc davon hat ja früher auch der Kunstwart
in ziemlich großen Reproduktionen gebracht, wir erinnern besonders an
dic Gestalt und den herrlichen Kopf dcs Mädchens (Kw. XVIII, 9), das

b Aprilheft >M

7(

Lebende Worte
 
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