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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,3.1911

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9032#0480
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nicht davon überrascht, denn der
deutsche Sinn, der Flug in die
Ferne, das offene Auge für alles,
was die Zeit bewegt, das schnelle
Erfassen dcr großcn Gedanken und
Aufgaben seitens der Stadt und
der Provinz Hannover habe ich
kennengelernt."

»Ich fand eine Marine vor,
deren vortreffliches Material in
bezug auf das Offizierkorps nicht
das volle Gefühl hatte der abso-
luten Zugehörigkeit zu der Per-
son des Allerhöchstcn Kriegsherrn.
Es konnte auch nicht anders sein
bei der historischen und bei dcr
militärisch-politischen Entwicklung
unsrer Wehrmacht, die es also
mit sich gebracht; und es ist mir,
wie ich es heute übersehe, in
jcder Beziehung geglückt."

„Sie haben die Güte gehabt, die
Gedankcn zu erwähnen, welche Sie
bewcgten bei früherer Gelegenheit
in diesem selben Raume. Sie ent-
sprechen in jeder Beziehung voll-
kommcn dem, was ich auch da°
mals gedacht habe. Ich habe,
als ich als Iüngling vor dcm
Modell des Brommyschiffes ge-
standcn habe, mit Ingrimm die
Schmach empfunden, die unsrer
Flotte und unsrer damaligen
Flagge angetan worden ist; und
vielleicht, da doch mal von meiner
Mutter Seite ein Stück Seeblut
in meinen Adern geflossen ist, ist
das der Weg gewesen, der für
mich die Richtschnur geben sollte
für die Art und Weise, wie ich
die Aufgaben aufzufassen hatte,
die nunmehr dem Deutschen Reiche
bevorstanden."

»Die Sammlung (Schacksche Ga-
lerie in München) sei aber zu°
gleich dem Besucher ein Maßstab
für die Beurteilung der jetzigen
Kunst. Sie zeigt, daß der Künst-
ler die schönc Aufgabe hat, nicht
nur Vorkommnisse des alltäglichen

Lebens in zum Teil drastischer,
sensationeller und abstoßender
Form zur Darstellung zu bringen,
sondern vielmehr unter dem Ein-
fluß der Asthetik mit reinem Sinn,
in vornehmer Auffassung, die
Flamme des Ideals in der Brust
seine Zeitgenossen über die Misere
des alltäglichen Lebens emporzu-
heben und das Schönheitsgefühl
des Volkes zu pflegen und zu
stärken."

»Die herrlichen Schiffe, die zur
Bewunderung nicht nur der Deut-
schen, sor.^rn gerade auch der
Fremden, mit so schneller Fahrt
die Flut durchschneiden, bringen
überallhin erstens dic Erzeugnisse
unsres Vaterlandes und z., eitcns
sind sie das Zeichen unsrer Schiffs-
bautechnik, unsrer Arbeitsleistung
und zu gleicher Zeit auch das
Zeichen der Leistungen unsrcr Han-
delsmarine; und ich glaube wohl
ohne Aberhebung sagen zu dürfen,
wo sie hinkommen, können sie sich
mit Recht und mit Stolz vor der
Welt zcigen urch blicken lassen."

»Der damals noch im Werden
bcgriffenen Marine ist cs nicht
beschieden gewesen, in der Weise
markierend einzugreifen in die
Vcrhältnisse des Kricges durch
Aufopfern von Leben und Blut
und Material, wie sie es hätte
wünschen können. Es hat daher
die Reihe der Feste und Feiern
für sie gewissermaßen etwas Be-
drückendes gehabt bei dem Gefühl,
daß sie nicht so voll hat daran tcil-
nehmen können, wie sie es wohl
gemocht hätte. Aber gerade die
Teilnahme und die Beziehungen
zu der von dem ganzen deutschen
Volke vergötterten Persönlichkeit
des dahingegangenen Kaisers sind
doch für unsre Marine nicht ohne
große Vedeutung."

»Das aber glaube ich hervor-
heben zu dürfen, daß Eure Ex-

2. Iuniheft Ml _ 389
 
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