Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben (24,3.1911)

von edlem Zeit- und Danergehalt,
geschaffen haben. Denn sie wollen
sich erziehn, diese neuen Wanderer:
znm Sehen, zum Glück der Augen,
zu besseren Frenden als denen der
Kneipe, zur Freiheit vom Zwang
der Stadt und all der ertötenden
Künstlichkeit unsres Daseins; zu
gesünderen Lebensformen und zu
starkem Verantwortungsgefühle. Sie
wollen sich mehr erwandern als
nur gesunden Schlaf und guten

Sehnsucht im Blut zu wecken, die
sie selbst so fröhlich leitet. Wer alle
die höheren und höchsten Aufgaben
und Hoffnungen, die das neue
Wandern beseelen, recht frisch und
beherzt ausgesprochen finden will,
der lese das prächtige Büchlein von
E. W. Trojan: Wanderkunst —
Lebenskunst (im Verlag von Gu--
stav Lammers, München). Darin,
in der steten und zielbewußten Her-
ausbildung einer Wandergesin-

Zeichnung von Franz Pocct

Appetit: die Liebe zum heimischen
Land und seinen Schönheiten und
den Willen, diesem Lande und sei°
nem Gedeihen aufs beste zu die°
nen. Und sie hoffen, schon durch
ihr Wandern etwas wirken zu kön-
nen: Stadt und Dorf, die sich so
wenig verstehen, einander näher zu
bringen, da und dort den Blinden
die Augen zu öffnen über die Bar-
bareien, mit denen sie ihre Natur-
schätze verunstalten, und vielleicht
durch ihr frisches freies Kommen
und Scheiden den allzu Seßhaften,
den Langschläfern und immer Sat-
ten die heilsame, gnadenspendende

nung, eines besonderen Geistes, aus
dem alles Wandern erfolgen soll,
liegt auch das Verdienst der Zeit-
schriften, die dic verschiedenen Ver-
bände herausgeben, des „Wande-
rers", des „Wandervogels", des
„fahrenden Gesellen". Völlig leib-
haft und verwirklicht leben viele der
fröhlichsten Wandergedanken, be-
sonders angewandt aufs Iugend-
wandern, in den „Zwei Wander-
fahrten deutscher Iungen durch
deutsche Lande", beschrieben in dem
Buche E. Neuendorffs: Hin-
aus in die Ferne (Teubner,
Leipzig).

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Kunstwart XXIV, (8