Hoffen wir! Daß noch viei mehr
bis jetzt noch Unerweckte das alte
Wanderglück kennen und lieben
lernen. Diese „Gottbeherzte, Nie-
verscherzte Erstlingsparadieses-
wonne". Daß wir wirklich so etwas
wie einen allgemeinen deutschen
Brauch des Wanderns bekommen,
der sich im Volksbewußtsein Hei-
mat und Geltung verschafft, der
dem Wanderer die Wege bereitet
und uns mit einer ncuen Gastlich-
keit, öffentlichen und privaten, zu
und elend verkümmern. Aber da-
vor ist sie ja wohl gefeit: durch
sich selbst und alle die guten Gei-
ster, die das Wandern weckt.
Hermann Ullmanü
Soll man ein Reisetage-
buch führen?
^>er Zweifel darüber dürfte meist
-2^auf eine gewisse Ahnung zu-
rückzuführen sein, wie schwer es ist,
eine Chronik des eignen Lebens
recht einzurichten. Wie oft liest
Holzschnitt nach Franz Pocci
der ja auch schon die AnsLtze vor-
handen sind, beschenkt. Einen
Brauch, wohlgemerkt, keine Mode!
Dreimal gebannt seien alle Teufel
des Massenbetriebs! Alles Wan-
dern in übergroßen Haufen tötet
seine feinsten und wesentlichen
Werte, denn der Genuß beim Wan-
dcrn muß persönlich sein können.
Alle Zentralisation und Organisa-
tion (die wir noch brauchen) bleibe
Mittel, werde niemals Zweck! Es
wäre jammerschade, wenn diese, ge-
rade diese „Bewcgung" dort stecken-
bliebc, wo so viele heutige stecken
man sogar gedruckt Nichtigkeiten
wie diese: „(O.SI kamen wir nach
sechzehnstündiger Fahrt in Rom an
und gingen sogleich ins Hotel, wo
schon Zimmer bestellt waren. Wir
konnten leider nur eine Woche da
bleiben, obwohl die Bedeutung des
Ortes . . ."
Der.Gefahr inhaltloser Triviali-
tät ist entgegengesetzt die poetisie»
render Pathetik. „In dunkler Nacht
brauste unser von fernen nordischen
Gefilden Europas herbeigeeilter
Zug in die donnernde Halle ein,
welche mit ihrer modern-praktischen
2. Iuniheft l9ll
bis jetzt noch Unerweckte das alte
Wanderglück kennen und lieben
lernen. Diese „Gottbeherzte, Nie-
verscherzte Erstlingsparadieses-
wonne". Daß wir wirklich so etwas
wie einen allgemeinen deutschen
Brauch des Wanderns bekommen,
der sich im Volksbewußtsein Hei-
mat und Geltung verschafft, der
dem Wanderer die Wege bereitet
und uns mit einer ncuen Gastlich-
keit, öffentlichen und privaten, zu
und elend verkümmern. Aber da-
vor ist sie ja wohl gefeit: durch
sich selbst und alle die guten Gei-
ster, die das Wandern weckt.
Hermann Ullmanü
Soll man ein Reisetage-
buch führen?
^>er Zweifel darüber dürfte meist
-2^auf eine gewisse Ahnung zu-
rückzuführen sein, wie schwer es ist,
eine Chronik des eignen Lebens
recht einzurichten. Wie oft liest
Holzschnitt nach Franz Pocci
der ja auch schon die AnsLtze vor-
handen sind, beschenkt. Einen
Brauch, wohlgemerkt, keine Mode!
Dreimal gebannt seien alle Teufel
des Massenbetriebs! Alles Wan-
dern in übergroßen Haufen tötet
seine feinsten und wesentlichen
Werte, denn der Genuß beim Wan-
dcrn muß persönlich sein können.
Alle Zentralisation und Organisa-
tion (die wir noch brauchen) bleibe
Mittel, werde niemals Zweck! Es
wäre jammerschade, wenn diese, ge-
rade diese „Bewcgung" dort stecken-
bliebc, wo so viele heutige stecken
man sogar gedruckt Nichtigkeiten
wie diese: „(O.SI kamen wir nach
sechzehnstündiger Fahrt in Rom an
und gingen sogleich ins Hotel, wo
schon Zimmer bestellt waren. Wir
konnten leider nur eine Woche da
bleiben, obwohl die Bedeutung des
Ortes . . ."
Der.Gefahr inhaltloser Triviali-
tät ist entgegengesetzt die poetisie»
render Pathetik. „In dunkler Nacht
brauste unser von fernen nordischen
Gefilden Europas herbeigeeilter
Zug in die donnernde Halle ein,
welche mit ihrer modern-praktischen
2. Iuniheft l9ll