Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,1.1912

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1912)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9024#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Mitglieder müssen auch süh-
len, daß es von den bestehenden
Ordnungen, Zeiten, Gebräuchen
kein willkürliches Abweichsn gibt.
Gesetz und Sitte sind heilig, Leiter
und Helfer sind ihre Hüter. Wer
vor dem Vortrag weggehen will,
verabschiedet sich vom Leiter. Im
ganzen ist dies Weggehen uner-
wünscht. Der Verein ersährt etwa
einmal im Halbjahr, daß, wenn
diese Sitte bestehen bleibt, der
Leiter den Verein auflöst.

Während des Vortrags wird
nicht geraucht. Die Schulbeete
werden nicht zertreten, die Leitern
Sonntags nicht benutzt, weil ein-
mal einer fast den Hals gebrochen,
die Benutzung der Stäbe für Frei-
übungen und gewisser Geräte steht
uns nicht zu, in den Schaukel-
ringen wird nicht mit Stiefeln
gestanden. Alle Neulinge werden
freundlich auf diese Sitten bei
Gelegenheit aufmerksam gemacht
und gewöhnen sich schnell. Wer
oft und eigsnsinnig widerstrebt,
muß sich fügen lernen oder gehen.
Gästen habe ich manchmal unter
vier Augen mitgeteilt, rechten
Rowdys mitten am Sonntagabend,
daß sie nicht wiederzukommen hät-
ten. Bei alten Mitgliedern bin
ich manchmal so scharf aufgetreten,
daß ich meinte, sie kämen nie
wieder; und siehe, sie kamen doch,
und die Freundschaft war besser
als vorher.

Unsre beste Kraft aber ist die
Begeisterung, die weiter wirkt als
Liebe zum Verein. Diese zu
wecken dienen am meisten glückliche
Vorträge (Persönlichkeiten, An-
schauung, Ereignisse!) und wohl-
vorbereitete, gute Wanderungen.
Am aber immer neu und jung die
Begeisterung und Liebe zu wecken,
bedarf es vor allen Dingen einer
freundlichen Aufmerksamkeit auf die
neuen Mitglieder. Die alten aus-

gezeichneten Mitglieder lernt man
schon von selbst kennen. Aber die
neuen, namentlich die stillen und
die jungenhaften, bedürfen es, daß
man sich ihrer annimmt. Dies zu
erfahren ist für sie immer neu und
weckt das Gsfühl des Wohlbehagens.
Man soll sich's nie verdrießen las-
sen, daß von zwei Gästen nur einer
ein gutes Mitglied wird. Mancher
kommt noch nach einem halben
Iahr und wird dann Mitglied.
Gerade das persönliche Freund-
schaftsuchen hat noch immer schließ-
lich seine Frucht getragen, und sei
es auch nur ein guter Ruf, den
wir draußen bei den „Briten" und
armen Teufeln bekommen.

Walter F. Llassen

Die Geutsche Jugend-
bücherei,

die bisher von den „Vereinigten deut-
schen Prüfungsausschüssen für Iu-
gendschriften" herausgegeben wurde,
ist von diesen Vertretern der deut-
schen Lehrerschaft dem Dürer-
bunde übergeben worden. Die
Mitarbeit der Prüfungsausschüsse
soll uns bleiben, auch der bisherige
Verlag (Hermann Hillger in Berlin)
bleibt, die Herausgeberschast aber
verwaltet fortan der Dürerbund.
Wir danken den deutschen Lehrern
sür das ehrende Vertrauen, das sie
damit unserm Bunde bezeigt haben
und werden uns bemühen, auch die
„Deütsche Iugendbücherei" in dem
Geiste weiterzuführen, der sie ge-
schaffen und ausgebildet hat, so gut,
wie die Anternehmungen des Dürer-
bundes.

SpitLeler und der Kunst-
wart

ir meinen, es wird uns keiner
verargen, wenn wir heute ein
kleines „inneres Iubiläum" auch
öffentlich erkennen lassen: heute
genau vor fünfundzwanzig Iahren

(56 Kunstwart XXVI, 2
 
Annotationen