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Kunstwart und Kulturwart — 32,4.1919

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Heft 20 (2. Juliheft)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14424#0106

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Hamsterzweck geborgt gehabt, wobei er
Mühe hatte, seine Buchtungen hinein-
zuzwängen.

Man hätte meinen sollen, Ende lM
sei die Gattung ausgestorben. Keine
Spur. Mit den Aktenmappen licfen
sie von Rednerpult zu Rednerpult,
schwangen Arme: . um für die

Rechte der Entrechteten zu kämpfen,
haben wir keine Gefahr gescheut..."
tzeute sind die Revolutionskopfhinhal-
ter an der Reihe. Kommen morgen
die Gegenrcvolutions - Kopfhinhalter
dran?

Hätte doch die neue Zeit mit dieser
Art ausgeräumt! Mir will aber schei-
nen, dichter seien sie gesät als je.
„Wir, wenn nicht wären, wir..." Ia:
sie wcnn nicht wären, ja, sie wäre
wieder lebenswerter, diese Zeit. Wo
sind die, die die Seele hingehalten
haben, daß die wilde Zeit in ihren
Saiten endlich wieder Harmonien
griffe? FritzZüricher

Llnter uns

n dcm Natorpschen Aufsatze „Ein
Weg zurRcttung" sind bei derKunst-
wartleitung bis jetzt 96 Zuschriften ein-
gelaufen. Wir haben sic dem Herrn
Verfasser übermittelt. Weiterc Ein-
sendungen bitten wir an diesen un°
mittelbar zu richtcn. (Geh. Reg.-Rat
Dr. Paul Natorp, o. Profcssor an der
Universität Marburg i. H.)

Aber Volkshochschulen beginnen
wir mit einem unserer nächsten Hefte
eine kleine Aufsatzfolge. Es wird selbst
auf diescm Gebictc so viel dilettiert,
als wenn's die gute Absicht allein
durchaus „täte". Mit ein paar kurzen
Wortcn läßt sich das aber nicht kriti-
sieren, wenn man nicht selber ober-
flächlicher wcrden will, als man's
bei so knappem Raume ohnehin sein
muß.

Ein recht sinnstörender Druckfchler
ist im Bilderbegleittext von Heft (9
stehen geblieben. Dort war von dem
üblen Brauchc die Rede, immer mög-
lichst vicl Bildcr vorzuführen, statt
wenige, aber möglichst gute und mög-
lichst gut verviclfältigte, diese aber
untcr Umständcn auch wiederholt, so
daß z. B. Meisterwerkc, wie Klingers
„And dochl", mit der vollen Lmpfäng-
lichkcit der gegebenen Stunde wirkten.

Zu dem „schwarzen Tage" dieses Frie»
dens gehört nach unserm Gefühl ein
so gewaltiges Werk, ganz gleichviel,
ob man es schon früher ein- oder auch
mehrmals gebracht hat. Es muß also
im Bildertext heißen: „Hat man mehr
davon, in Tagen tiefsten Ernstes mindcr
gehaltvolle Bilder zum ersten Male
vor's Auge zu nehmen", statt „wieder
gehaltvolle Bilder" usw.

Hugo Riemann ist gestorben. Der
Nachruf, für diesen verehrten Mann,
der auch unser Mitarbeiter war, kann
erst im nächsten Hefte crscheinen.

Schiller zu diesem Fricden...

der nein, eigentlich nicht zu diesem,
sondcrn zu dem von Luneville —
und doch auch zu diesem!

Darf der Deutsche in diesem Augen-
blick, wo er ruhmlos aus seinem
tränenvollen Kricge gcht, wo zwei übcr-
mütige Völker ihren Fuß auf seinen
Nacken setzen und der Sieger sein Gc-
schick bestimmt — darf cr sich fühlen?
Darf er sich seines Namens rühmen
und freuen? Darf er sein Haupt er-
heben und mit Selbstgefühl auftretcn
in der Völker Reihe?

Ia, er darf's! Er geht unglücklich
aus dem Kampf, aber das, was seinen
Wert ausmacht, hat er nicht verloren.
Deutsches Neich und dcutsche Nation
siud zweicrlei Dinge. Die Majestät der
Deutschcn ruhte nie auf dem Haupt
sciner Fürsten. Abgesondert von dem
Politischen hat der Deutsche sich einen
eigenen Wert gegründet, und wcnn auch
das Imperium unterginge, so bliebe
die deutsche Würde unangefochten. Sie
ist eine sittliche Größe, sie wohnt in
dcr Kultur und im Charakter der
Nation, der von ihren politischen Schick-
salen unabhängig ist. Der Deutsche ist
erwählt von dcm Weltgeist, während
des Zweikampfes an dem ewigen Bau
dcr Menschenbildung zu arbeiten; nicht
im Augenblick zu glänzen und scine
Rolle zu spielen, sondern den großen
Prozeß der Zeit zu gewinnen. Iedes
Volk hat seincn Tag in der Geschichte,
doch der Tag des Deutschen ist die Ernte
der ganzen Zeit. Denn dem, der den
Geist bildet, beherrscht, muß zuletzt die
Herrschaft werden, wenn anders die
Welt einen Plan, wenn des Menschen

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