Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 32,4.1919

DOI Heft:
Heft 21 (1. Augustheft 1919)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14424#0162

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
schrift bin und mit der Veröffentlichung
jenes Aufsatzes in keiner Hinsicht
etwas zu tun gehabt habe.

Leipzig. Friedrich Brandes

Auch etwas zur Reisezeit

chiller hat einen „Tell" geschrieben,
>^wie ihn kein anderer geschrieben
hätte, der die Schweiz wie seine eigene
Tasche gekannt. Dies ist nicht ohne
tiefere Bedeutung. Es war eben noch
die Zeit, wo große Dichter jahrelang
nicht dazu kameu, die alte Mutter zu
sehen, die im nächsten deutschen Länd-
chen wohnte, und dennoch Welt und
Leben mit einer so sichern Ahnung,
mit einem Hellsehen erfaßten, wovon
der, so die Nase unmittelbar in alles
stecken muß, seinerseits keine Ahnung
hat. Ansere heutigen Dichter verreisen

jeden Taler, den sie aufbringen können.
Durch ein abgetriebenes Touristen-
leben suchen sie sich die höchste Weihe,
den letzten Schliff zu geben. And was
ist die Frucht von all der rastlosen Be--
wegung? Hier ein Reisebildchen, dort
ein Genrebildchen, und zuletzt ein
schwindsüchtiges Drama, dessen tacitei--
schs Kürze lediglich der Deckmantel ist
für die verlorene Iutuition, für das
verzettelte Auschauungsvermögen. Die
unmittelbare Beschreibung, sobald sie
sich für Dichtung geben will, bleibt
immer hinter der Wirklichkeit zurück;
aber die dichtcrische Anschauung, die sich
gläubig und sehnsuchtsvoll auf das
Hörensagen beruft, wird sie gewisser--
maßen überbieten und zum Ideal er--
heben, ohne gegen die Natur zu ver--
stoßen. (Keller, Am Mhthenstein)

Unsre Bilder

^L^arl Grimm hat das ^Friede auf Erden" mehr als ein Gebet gefühlt,
denn daß er damit eine symbolische Darstellung des Friedens hätte geben
der leider ist. Mie ein Gebet u m Frieden wirkt sein Blatt auch
heute. Möge die Nacht aus dem Bordergrund weichen und er endlich vom
Himmel her treten, der Friede, der heilt, versöhnt und mit Arbeit segnetl

Das farbige Blatt nach einer Studie von Ernst Pfannschmidt steht
hier, daß wir's offen bekennen, heuts ein wenig als Lückenbüßer; ein anderes, das
besser ins Heft gepaßt hätte, ist infolge der Kriegsverhältnisse uicht rechtzeitig
fertig geworden. Es war schon vor Kriegsbeginn gedruckt und sollte zu einer Be-
trachtung über Skizze und Kuustwerk kommen. Hier ist augenscheinlich eine Studie
nach gestelltem Modell. Beachtlich dabei ist nun, wie das Bild in die Studie
hinein vorgewirkt hat. Der Ausdruck des Frauen--, der Ausdruck des Kind-
gesichtes sind nicht vom Modell her da, mit ihnen scheint das Bild voraus.

Die Kopfleiste ist ein Hausbuchbild von Fritz Philipp Schmidt, wie
auch das Anfangs- und Schlußbildchen der „Loscn Blätter". Das Schluß-
bildchen des Heftes ist eine zierliche Spielmann-Kleinigkeit von Willi-
bald Weiugärtner.

tzerausgcber: vr. d. c. Ferd. Avcnarius in Drerden-Blalewitz; vcrantwortlich: der herausgebcr —
Derlag vog: Seorg D. W. Lallwey, Druck von Kastncr « Lallwcy, Buchdruckeret in MLnchen — gn
dsterrcich-Ungarn für tzcrausgabc und Schriftleitung verantwortlich: vr. «ichard Batka in Wien Xlllii
 
Annotationen