danke, daß jenes Telephongcspräch über den Ozean eine Sinnlosigkeit ist, die
mit dem Schweiß und Blut von Tausenden und Abcrtausenden von Sklaven
erkauft werden mußte, heute in Millionen von Menschengehirnen sich zur
Empörung geballt hat, welche dann in den Irrtum führte, daß man mit dem
Einschlagen ciner anderen Richtung den Weg selbst los wird.
Doch nähern wir uns dem Gegenstand unserer Untersuchung so, daß Einzcl-
heiten zu unterscheiden sind.
Der Funke der Empörung und des Irrtums zündete in Rnßland. In dem
Lande Tolstojs, Gogols, Dostojewskis, in welchem eine naive und empfindsame,
phantasiestarke und willcnsschwache Menschheit an der Brust einer übcrfrucht-
baren Natur in jahrtausendlangem innigen Zusammenlcbcn lag, unberührt
von dem gott- und naturvergessenen Geiste des Westens, in diesem Lande und
in diesem Volke mußte durch die gewaltsame Aufdrängung jenes Geistes vom
Ozeanferngespräch und von der Himalaha-Äberfliegung jener Brand entstehn,
der sich heute über die Erdc wälzt. Nicht nur die Nrt des Zündstofss, sondern
auch Ort und Menge dcs Zündstoffs mußten ihn unwiderstehlich machen. So
hat er denn auch in jenen Ebenen schon all das, worauf die Möglichkeit von
Ozeantelephon, Himalahaflugzeug und sbO Kilometer-Geschützen bcruhte, ver-
nichtet, schneller, sicherer und dauernder wohl, als dies irgendeinem Völkerbund
westlicher Herkunft je hätte gelingen können,
Man hat gesagt, Deutschland ist nicht Rußland. Das ist wahr und nicht
wahr je nach der Richtung von Wünsch.en und Befürchtungen. Für beide wird
es schließlich sich sowohl als wahr, als auch nicht wahr erweisen. Wer hente auf
einer baherischen Eisenbahn fährt und sich des Rußlands vor der Revolution
erinnert, der wird sagen, daß der Unterschicd zwischen der bayerischen Eisen-
bahn von heute und vor einem halben Iahre nicht kleiner ist, als der Untcr-
schied der vorrevolutionären russischen Eisenbahn und der heutigen. Und wer
sein Glück im Lisenbahnfahren sieht, der mag die Hoffnung auch in Baycrn
aufrichtig vcrtagen. Anderseits wird sich der deutsche Schulsack stärker crweisen,
als die analphabctischen Maschinengewehre der russischen Kommunisten.
Auch der Bolschewismus selbst ist nichts anderes als eine, als die jüngste
Äußerung jenes erwähnten überspannten Bestrebens zur Aberwindung von
Raum und Zeit. Alle die früheren gleichen Bestrebungen der Menschheit»
Phönizicr, Römer, Völkerwanderung, Entdcckung Amcrikas, Duell England—
Deutschland, Weltkrieg unterscheiden sich voneinander nur dadurch, daß die fol-
gende immer weiter um sich griff und.immer hcftiger wurde. So wird ider
Bolschewismus, wenn nicht alle Zeichen trügen, zunächst die Welt umfassen
und wie keiner seiner Vorgänger auf sie einwirken.
Doch müssen wir uns den Vorgang wie irgendeinen natürlichen Prozcß
in einem lebendcn Organismus vorstellen. Ein jeder solcher Prozeß weist in
die Vergangenheit, er scheint insoferne der Gcgenwart wie ein „Rückfall", wie
etwas von Krankheit, und er wcist zugleich in die Zukunft uud hat insofcrne
etwas von Genesung. Ein Geschwür ist ja auch ebensosehr die Folge einer
Störung als die Bedingung ihrer Beseitigung. Indem die einzelnen Zellen
des Geschwürs zerfallen, schaffen sie sich nicht nur selbst aus dem Wege und
machen sich unschädlich, sondern geben dcn andern Zellen Wirkungsmöglichkeit,
dem Ganzen Kraft. Wenn im Wcltkrieg das Geschwür aufgebrochen ist, so
dürfen wir annehmen, daß es im Bolschewismus ausläuft. Als Bedingung,
aber nicht Wesen dcr Genesung wird der Bolschewismus den Inhalt des Ge-
schwürs Weltkrieg abführen, und gleichzeitig wird er aus dem genesenden Or-
ganismus selbst wieder verschwinden. Freilich, der Organismus der Mensch-
heit ist zu groß, als daß seine Gesundheit odcr Krankheit ir^endeinem mensch-
lichen Doktor oder Apotheker zugänglich wärc.
Doch müssen wir den Anspruch dcr Verkünder der Lehre, daß der Bolsche-
wismus nicht ein Bcstandteil des Geschwürs, sondern die heilende Natur-
kraft sclbst sei, näher untersuchen. Da mag nun von vornehcrein allerlei zu°
gegeben werden. Alle ehrlichen Weltverbesserer müssen naturnotwendig die
mit dem Schweiß und Blut von Tausenden und Abcrtausenden von Sklaven
erkauft werden mußte, heute in Millionen von Menschengehirnen sich zur
Empörung geballt hat, welche dann in den Irrtum führte, daß man mit dem
Einschlagen ciner anderen Richtung den Weg selbst los wird.
Doch nähern wir uns dem Gegenstand unserer Untersuchung so, daß Einzcl-
heiten zu unterscheiden sind.
Der Funke der Empörung und des Irrtums zündete in Rnßland. In dem
Lande Tolstojs, Gogols, Dostojewskis, in welchem eine naive und empfindsame,
phantasiestarke und willcnsschwache Menschheit an der Brust einer übcrfrucht-
baren Natur in jahrtausendlangem innigen Zusammenlcbcn lag, unberührt
von dem gott- und naturvergessenen Geiste des Westens, in diesem Lande und
in diesem Volke mußte durch die gewaltsame Aufdrängung jenes Geistes vom
Ozeanferngespräch und von der Himalaha-Äberfliegung jener Brand entstehn,
der sich heute über die Erdc wälzt. Nicht nur die Nrt des Zündstofss, sondern
auch Ort und Menge dcs Zündstoffs mußten ihn unwiderstehlich machen. So
hat er denn auch in jenen Ebenen schon all das, worauf die Möglichkeit von
Ozeantelephon, Himalahaflugzeug und sbO Kilometer-Geschützen bcruhte, ver-
nichtet, schneller, sicherer und dauernder wohl, als dies irgendeinem Völkerbund
westlicher Herkunft je hätte gelingen können,
Man hat gesagt, Deutschland ist nicht Rußland. Das ist wahr und nicht
wahr je nach der Richtung von Wünsch.en und Befürchtungen. Für beide wird
es schließlich sich sowohl als wahr, als auch nicht wahr erweisen. Wer hente auf
einer baherischen Eisenbahn fährt und sich des Rußlands vor der Revolution
erinnert, der wird sagen, daß der Unterschicd zwischen der bayerischen Eisen-
bahn von heute und vor einem halben Iahre nicht kleiner ist, als der Untcr-
schied der vorrevolutionären russischen Eisenbahn und der heutigen. Und wer
sein Glück im Lisenbahnfahren sieht, der mag die Hoffnung auch in Baycrn
aufrichtig vcrtagen. Anderseits wird sich der deutsche Schulsack stärker crweisen,
als die analphabctischen Maschinengewehre der russischen Kommunisten.
Auch der Bolschewismus selbst ist nichts anderes als eine, als die jüngste
Äußerung jenes erwähnten überspannten Bestrebens zur Aberwindung von
Raum und Zeit. Alle die früheren gleichen Bestrebungen der Menschheit»
Phönizicr, Römer, Völkerwanderung, Entdcckung Amcrikas, Duell England—
Deutschland, Weltkrieg unterscheiden sich voneinander nur dadurch, daß die fol-
gende immer weiter um sich griff und.immer hcftiger wurde. So wird ider
Bolschewismus, wenn nicht alle Zeichen trügen, zunächst die Welt umfassen
und wie keiner seiner Vorgänger auf sie einwirken.
Doch müssen wir uns den Vorgang wie irgendeinen natürlichen Prozcß
in einem lebendcn Organismus vorstellen. Ein jeder solcher Prozeß weist in
die Vergangenheit, er scheint insoferne der Gcgenwart wie ein „Rückfall", wie
etwas von Krankheit, und er wcist zugleich in die Zukunft uud hat insofcrne
etwas von Genesung. Ein Geschwür ist ja auch ebensosehr die Folge einer
Störung als die Bedingung ihrer Beseitigung. Indem die einzelnen Zellen
des Geschwürs zerfallen, schaffen sie sich nicht nur selbst aus dem Wege und
machen sich unschädlich, sondern geben dcn andern Zellen Wirkungsmöglichkeit,
dem Ganzen Kraft. Wenn im Wcltkrieg das Geschwür aufgebrochen ist, so
dürfen wir annehmen, daß es im Bolschewismus ausläuft. Als Bedingung,
aber nicht Wesen dcr Genesung wird der Bolschewismus den Inhalt des Ge-
schwürs Weltkrieg abführen, und gleichzeitig wird er aus dem genesenden Or-
ganismus selbst wieder verschwinden. Freilich, der Organismus der Mensch-
heit ist zu groß, als daß seine Gesundheit odcr Krankheit ir^endeinem mensch-
lichen Doktor oder Apotheker zugänglich wärc.
Doch müssen wir den Anspruch dcr Verkünder der Lehre, daß der Bolsche-
wismus nicht ein Bcstandteil des Geschwürs, sondern die heilende Natur-
kraft sclbst sei, näher untersuchen. Da mag nun von vornehcrein allerlei zu°
gegeben werden. Alle ehrlichen Weltverbesserer müssen naturnotwendig die