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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 24.1981

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Steinthal, Hermann; Haag, Erich [Gefeierte Pers.]: Erich Haag zu Ehren
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https://doi.org/10.11588/diglit.33080#0003

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Erich Haag zu Ehren
Einer der großen alten Männer des DAV, Oberstudiendirektor i. R. Prof. Dr.
Erich Haag in Tübingen, beging am 19. Januar 1981 seinen 80. Geburtstag.
Nach dem Studium der klassischen Philologie und Geschichte in Tübingen und
Berlin trat Erich Haag 1925 in den Schuldienst, seit 1928 am Uhland-Gymna-
sium in Tübingen. Seine Wirksamkeit dort wurde durch die Kriegs- und Nach-
kriegszeit unterbrochen: Als der 46jährige aus der Gefangenschaft zurückkam,
war er einer der wenigen, die über reiche Berufserfahrung verfügten, sich aber
nicht durch die Mitgliedschaft in der Hitlerpartei kompromittiert hatten. So
kam Erich Haag als Leiter der Gymnasialabteilung in das Kultusministerium des
damaligen Landes Württemberg-Hohenzollern. Doch hielt es ihn nicht lange in
der reinen Verwaltungstätigkeit. 1948 übernahm er die Leitung des Uhland-
Gymnasiums und hatte sie bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1966 inne:
Ein allseitig aufgeschlossener, souveräner Chef und Repräsentant dieser Schule.
Daneben wurde Erich Haag im Laufe der Jahre mit vielen zusätzlichen Auf-
gaben betraut, von denen hier nur zwei erwähnt seien: Als Honorarprofessor an
der Universität Tübingen führte er junge Menschen insbesondere in die Bildungs-
ideen und die Bildungswirkung der Antike ein. Von 1956—1960 war er 1. Vor-
sitzender unseres Verbandes, und in Würdigung der Verdienste, die er sich um
ihn erworben hat, wurde er später zum Ehrenmitglied des DAV ernannt. Beide
Tätigkeiten standen mit dem Hauptberuf des Schulleiters in engem Zusammen-
hang und sind Zeugnis dafüjr, daß Erich Haag diesen Beruf in sehr weiten Be-
ziehungen sah: Zur geschichtlichen Herkunft der abendländischen Bildung eben-
so wie zur aktuellen Bildungspolitik. Im Jahre 1960 legte er zusammen mit
Eduard Spranger ein schmales, aber gewichtiges Buch vor: „Der Sinn des alt-
sprachlichen Gymnasiums in der Gegenwart“, worin diese beiden Männer die
Summe ihres Wissens und ihres Nachdenkens über Probleme und Notwendig-
keiten höherer Bildung zogen. Noch in die letzten Jahre der aktiven Dienstzeit
Erich Haags fiel jene hektische bildungspolitische Bewegung, die mit dem
Schlagwort von der „Deutschen Bildungskatastrophe“ auch an die breite Öf-
fentlichkeit drang. Erich Haag hat in diesem Kampf der Geister mahnend und
richtungweisend seine Stimme erhoben, in der Überzeugung, daß der junge
Mensch befähigt wird, sein Leben zu meistern und das Notwendige — auch das
gesellschaftlich Notwendige — zu tun, gerade wenn ihn die Bildung nicht
immer nur an das Lebensnotwendige und Zeitgemäße anpaßt, sondern ihn be-
fähigt, nach Möglichkeit über den Umständen zu stehen, die ihm von Natur und
Kulturlage gesetzt sind.
Der DAV grüßt in Dankbarkeit und mit guten Wünschen sein Ehrenmitglied
und seinen früheren Vorsitzenden Erich Haag.
Hermann Steinthal

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