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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 24.1981

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Nr. 1
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Maier, Friedrich: Die "Interpretationsaufgabe" im lateinischen Lektüreunterricht: ihr Stellenwert in der fachpolitischen und fachdidaktischen Diskussion
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Radke, Gerhard: [Rezension von: K. Brackertz (Übers.), Artemidor von Daldis, Das Traumbuch]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33080#0018

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6. Es sollten unter den Lehrern einer Schule gewisse Abmachungen über Zahl
und Anlage von zweigeteilten Prüfungsarbeiten getroffen werden, so daß
wenigstens auf einer Klassenstufe gleiche Bedingungen vorliegen.
Schlußbemerkung:
Die Interpretationsaufgabe (Zusätzliche Aufgabe) ist vom Lateinunterricht
nicht mehr wegzudenken. Freilich sind mit der Entwicklung, wie ich sie aufge-
zeigt habe, nicht alle Lehrer voll einverstanden. Die „Warner“, die mancherorts
auftreten, deuten auf die Gefahr hin, daß die Möglichkeit solcher Fragen in der
Klausur und Klassenarbeit/Schulaufgabe eine Aufweichung der sprachlich
orientierten Linie des Faches mit sich bringt und das Fach zu einem auf Inhalte
ausgerichteten Lernfach absinken läßt (wie Ethik, Sozialkunde, Geschichte
o.ä.); es könnten dem Fach, so meinen sie, dadurch seine ureigenen Wirkungen
und letztlich die Existenzberechtigung verloren gehen. Solche Warnungen
nehmen wir sehr ernst. Die Bindung an die Grundsubstanz des Faches, an
Sprache und Text, bleibt gewahrt. Die EPA neu formuliert deshalb: „Die Inter-
pretationsaufgabe soll an Sprache und Inhalt lateinischer Texte orientiert sein;
sie überprüft demnach auch Sprach- und Textverständnis“. Dazu kommt: Die
Übersetzung behält bei einem Verhältnis von 2:1 (Ausnahme Baden-Württem-
berg LK 1:1) immer das Übergewicht.
Dieser weitgehend eingedämmten Gefahr, die die Interpretationsaufgabe für
den Lateinunterricht bedeuten kann, steht ein nicht geringer Vorteil gegenüber:
Dasjenige Schaufenster des „Großkaufhauses Latein“, das noch am ehesten von
einer größeren Öffentlichkeit eingesehen wird, ist die Prüfung. Von ihr geht
nicht bloß eine stärkere Motivation auf die Schüler aus (das isj heute schon ge-
sicherte Erfahrung), sie gibt dem Fach auch eine verstärkte Werbewirksamkeit
bei den Eltern und vielleicht sogar über diesen Kreis hinaus.
Dr. Friedrich Maier

Buchbesprechungen

Artemidor von Daldis, Das Traumbuch, übersetzt, erl. und mit einem Nachwort von K.
Brackertz, Bibi. d. Alten Welt, Artemis-Verlag, Zürich und München 1979, 467 S.
Sammlungen von Träumen und Versuche, diese auszulegen, sogenannte Traumbücher,
gab es nachweislich seit Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr., und sie sindbis in unsere jüngste
Vergangenheit benutzt worden. Die vorliegende - sprachlich vorzügliche - Übersetzung
des griechischen Originaltextes dient nicht dem Zweck der Weiterpflege abergläubiger
Zukunftsschau, sondern macht den Leser mit einem kulturgeschichtlich wertvollen Doku-
ment bekannt. Dementsprechend ist für den Rez. zur Beurteilung weniger der Text Arte-
midors von Interesse als vielmehr die zusätzliche Arbeit des bewährten Philologen B„ ein
42 Seiten starkes Nachwort und 525 Anmerkungen. Sie geben dem Leser eine schnelle
und doch gründliche Hilfe zum Verständnis von Namen, Anspielungen, Wortspielen und
Bräuchen, die dem modernen Menschen oft nicht mehr geläufig sind.

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