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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 24.1981

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Nr. 3
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Buchbesprechungen
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Wittke, Peter: [Rezension von: Georg Renatus Solta, Einführung in die Balkanlinguistik mit besonderer Berücksichtigung des Substrats und des Balkanlateinischen]
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Schmalzriedt, Egidius: [Rezension von: Marion Giebel, Sappho in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33080#0066

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den eine Gruppe (von 4) die lateinischen Wörter mit starkem Umlauf im Albanischen,
Rumänischen und in den westlichen romanischen Sprachen (270 Belege, z. B. socius - alb.
shoq, rum. sot). S. 135 behandelt S. die echten Latinismen, die ohne Vermittlung in das
Albanische gedrungen sind (z. B. medicus - alb. mjek). - S. 136-138 — wohl zu kurz —
werden die albanisch-griechischen Lehnbeziehungen behandelt: die griechischen Ele-
mente sind aus den dorischen Kolonien und den hellenistischen Pflanzstädten eingedrun-
gen. Sehr wichtig der Satz, daß die altgriechischen Lehnwörter beweisen, daß die Vor-
fahren der Albaner schon seit vorrömischer Zeit auf der Balkanhalbinsel im Bereich der
griechisch-römischen Kultur siedelten. In diesem Zusammenhang nimmt es nicht wunder,
daß offiziell in der albanischen Sprache 370 neugriechische Wörter existieren. — Im Dal-
matischen gibt es natürlich viele lateinische Elemente (z. B. vgl. froit - fructu). - Die
lateinisch-romanischen Elemente im Kroatischen sind über die dalmatischen Ele-
mente zu erkennen. — Die lateinischen Elemente im Bulgarischen sind vorwiegend
christlicher Natur. S. 163-170 behandelt S. die lateinischen Elemente im Griechi-
schen und nennt sie ein Randthema. Für den Altphilologen würde ich diese Behauptung
verneinen. Es handelt sich um volkstümliche Latinismen im Neugriech., vorwiegend aus
Heerwesen und Verwaltung (z. B. durch suffixale Umbildung: payinorp - magistef). Die
lateinischen Elemente im Griechischen haben eine längere Geschichte als die lateinischen
Elemente im Slawisch/Albanischen. Das Griechische hat sowohl den anderen Balkan-
sprachen lateinisches Wortgut vermittlet als auch die orientalischen Sprachen mit Latinismen
versorgt. Beweis für das Prestige, welches das Lateinische auch in einer so ausgebildeten
Kultursprache wie dem Griechischen erringen konnte.
Im eingangs erwähnten Sinne der didaktisch-methodischen Verwertbarkeit der Balkan-
linguistik kommt der Rolle des Türkischen in den Balkansprachen eine nicht unwesent-
liche Rolle zu (z. B. serbokr. ciler, türk, kiler, gr. neW&piov, lat. cellarium).
IV. Die sogenannten Balkanismen sind - in Kürze: lautlich: rum. a: z. B. lat. camisia
- rum. camasä - morphologisch: postponische Artikel aus lat. ille\ (z. B. rum. omul - der
Mensch), Zusammenfall von Genetiv und Dativ, typisch im Neugriechischen-syntaktisch: Re-
duktion des Infinitivs, z. B. neugr. 6<k pov vk jtmS, Bildung des Futurs: z. B. neugr. deXui
vd ypiupui. An Sonstigem wird der Vokativ als lebendige Kategorie hervorgehoben, ferner
die Steigerung der Adjektive: im Neugriechischen sowohl analytisch als auch synthetisch.
Im Nachwort (S. 232—234) macht S. sehr deutlich, daß das Wesen der Balkanlingustik
darin zu sehen ist, daß sie das Problem der Sprachverwandtschaft in einem besonderen
Licht zeigt: das Dogma von der genealogischen Sprachverwandtschaft als alleinigem Krite-
rium wird umgestoßen. - S. 235—242 folgt eine Auswahlbibliographie nach Kapiteln,
S. 243-261 ein sorgfältiges Register von M. Peters. Die Faltkarte zeigt das Verbreitungs-
gebiet der thrakisch-dakischen Bevölkerung nach dem bewährten System von H. Kiepert.
Alles in allem: nach der wahrlich nicht geringen Zahl der Literatur zur Balkanlingustik
ein Werk, das für die Altphilologie und für die heute aktuelle konfrontative Sprachbe-
trachtung von großem Wert ist. Allen Altphilologen wärmstens zur Lektüre empfohlen!
Peter Wittke, Gelsenkirchen

Marion Giebel. Sappho in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Verlag, Rein-
bek bei Hamburg 1980. (rowohlt monographien 291). 155 S., br., 6,80 DM.
Sie gehört zu den „bekannten Unbekannten der Weltliteratur“, wie sie Wolfgang Schade-
waldt einmal genannt hat: Man glaubt, mit ihnen vertraut zu sein, und weiß doch von
ihrer Person oder Persönlichkeit so gut wie nichts. Hält die gängige Meinung noch das Kli-
schee eines Vorurteils über sie parat, dann ist der Blick vollends verstellt.
So war Sappho beispielsweise für das Altertum das Exempel einer großen Liebenden,
die sich aus verschmähter Liebe zu einem schönen jungen Mann das Leben nahm, und so
hat die Neuzeit mit dem Namen der Poetin aus Lesbos untrennbar die Schablone einer
„Lesbierin“ verknüpft.

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