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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 24.1981

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Nr. 2
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Konsalik, Heinz G.; Oberg, Eberhard: Platons Körper in der Retorte
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Heinrich Niehues-Pröbsting, Der Kynismus des Diogenes und der Begriff des Zynismus]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33080#0036

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Derivate hersteilen — vom Benzin bis zur Medizin. Denn dieses so extrem stabile
Molekül ist eine ideale Trägersubstanz für alle möglichen Stoffe.“
Heinz Günther
Anmerkung: Beginnen wir mit einem Fehler: Natürlich heißt der gemeinte pla-
tonische Körper richtig Dodekahedron (mit o), so bei Euklid, Aristoteles,
Plutarch und Platonkommentatoren. Bei Platon selbst kommt er ohne Benen-
nung, nur der Sache nach vor. Man freut sich trotzdem, in einer Zeitung an
den „Timaios“ (55 c ST.) erinnert zu werden und an jenes rätselhafte fünfte
Element, das Platon mit den Worten erwähnt: en 8e ovops ovamaecos qiäs
TteßTTTrjS, eul TO vclv ö deos airrfi KarexP^oaTO enevvo 8ia^u>ypä(j)U3P („Es gibt
da noch eine einzige fünfte Konstruktion. Für das All verwendete Gott sie, als
er es zeichnete“). Platon begründete mit seiner Formulierung einen folgen-
schweren Irrtum bei nicht mathematisch geschulten Lesern. Diese denken bei
systasis an Zusammensetzung, und da Platon zuvor die anderen regelmäßigen
Körper, Tetra-, Hexa-, Okto- und Ikosaeder, aus rechtwinkligen oder gleichseitigen
Dreiecken ,.zusammengesetzt“ hat, meinen sie wegen des Wortes systasis, auch
jener fünfte Körper, das Dodekaeder, lasse sich so zusammensetzen. Alkinoos,
Plutarch und Gottfried Stallbaum sind Opfer dieses Irrtums geworden; auch
manchem von uns würde es so ergehen, wenn wir nicht die Klarheit schaffen-
den Kommentare hätten, zunächst T. H. Martin (1841, fitudes sur le Timee
...), dann R. D. Archer-Hind (1973, N.Y.). Letzterer schreibt in seinen er-
schöpfenden Erläuterungen auch (S. 199): „... the dodecahedron was not
a constituent of any substance existing in nature.“ Muß dieser Satz nun nach
der Entdeckung Paquettes revidiert werden?
Eberhard Oberg, Mülheim an der Ruhr

Buchbesprechungen

Heinrich Niehues-Pröbsting, Der Kynismus des Diogenes und der Begriff des Zynismus.
Wühelm Fink Verlag, München 1979, 320 S., Ln. 78,- DM
Über viele Detailfragen mag noch nicht das letzte Wort gesprochen sein, doch der Verf.
führt den Leser zuverlässig von der Definition des Kynismus über die ersten Quellen, das
Leben und die Bedeutung des Diogenes, sein Nachleben und seine Wirkung auf das Denken
Späterer bis hin in die Neuzeit. Wenn Diog. Laert. VI, 38 den Diog. sagen läßt: „Dem
Schicksal stelle ich den Mut, dem Gesetz die Natur, der Leidenschaft die Vernunft entge-
gen“, so atmet das den Geist der Sophistik, zeigt aber auch den Gegensatz zum platon. So-
krates und seine Überbietung. Die gemeinsame Eigentümlichkeit der kyn. Literatur, die Ver-
mischung von Ernst und Scherz (spoudogeloion), läßt sich an der satura Menippea, an
Epiktets moral. Kynismus und an Lukiam Satire auf den Kyniker Peregrinus zeigen. Eine
Charakterisierung des kyn. Sektenwesens der Kaiserzeit mit seinen fast religiösen Zügen
findet sich ebenso, wie die spätere Umformung zum Zynismus, der demonstrativen Zur-
schaustellung der Unabhängigkeit, des Kontrastes zur Gesellschaft, der Aggression gegen-
über den Mitmenschen: Zynismus als Form der Moral- oder Zivilisationskritik. Das facet-

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