lateinischer Sprachkenntnisse wird oft als sinnloser Zwang empfunden, weil nicht oder
mangelhaft begründet; erfolgreichem Lateinunterricht steht ein Defizit an Erfahrung im
Umgang mit Sprache entgegen; Dozenten ohne Schulerfahrung (und dies ist die Mehrzahl)
fühlen sich für diese spezielle Art des Sprachunterrichts nicht hinreichend pädagogisch aus-
gebildet; in überfüllten Kursen fällt es ihnen schwer, die Studierenden zu motivieren; der
Unterricht vollzieht sich unter zeitlichem Druck, neben und in Konkurrenz mit den be-
rechtigten Ansprüchen der Fachstudien; speziell auf Universitätskurse zugeschnittene Lehr-
bücher sind Mangelware; Zuständigkeit für Prüfungen, Prüfungsanforderungen, Qualität der
Zertifikate sind unterschiedlich oder nicht geregelt.
Lateinkurse an der Universität - einerseits problemlos funktionierende Nebensache,
andererseits ein Feld dauernden Experimentierens mit unbefriedigendem Unterrichtser-
folg, Belastung, Ärgernis und ein Gebiet häufigen Scheiterns der Studierenden: Diese Situ-
ation müßte eigentlich allen Verantwortlichen zu denken geben.
Bisher herrschte allerdings auf allen Ebenen eine Art „Sprachlosigkeit“: Weder in Insti-
tuten für Klassische Philologie noch im Bereich der Fachstudien noch in Fakultäten und
Fachbereichen, weder regional noch überregional wurde über die Universitätskurse gespro-
chen; sollte es geschehen sein, so sind Ergebnisse der Gespräche nicht nach außen ge-
drungen.
So kam, wenn ich richtig sehe, der erste Anstoß zu einer Aussprache vom Deutschen
Altphilologen-Verband: Der Arbeitskreis 8 der Göttinger DAV-Tagung, April 1980, stand
unter dem Thema: „Universitätskurse zum Erwerb von Latein- und Griechischkenntnissen
- Sinn, Form, Gehalt“. Der Verfasser dieser Rubrik, ausgestattet mit sehr begrenztem
Wissen zur Sache, war gebeten worden, von Universitätsseite das Einleitungsreferat zu
halten (vgl. demnächst Gymnasium 88, 1981). Die Dikussion im Anschluß an das Referat
hat meine ziemlich pessimistische Beschreibung der Situation eher bestätigt als revidiert.
Inzwischen teilte der Verlag Klett mit, daß seit längerem ein AU-Heft zum Thema
„Latein in Universitätskursen“ geplant ist, die Realisierung bisher jedoch an der Schwierig-
keit scheiterte, einen Herausgeber und geeignete Mitarbeiter zu gewinnen. Sicher gäbe es
Mitarbeiter in reicher Zahl. Die eigentliche Schwierigkeit dürfte darin bestehen, die er-
wähnte „Sprachlosigkeit“ zu überwinden. Es gilt also, die „vor Ort“ nach besten Kräften
wirkenden Kollegen zum Erfahrungsaustausch zusammenzuführen. Gelänge dieser erste
Schritt, würden vorhandene positive Ansätze schnell Verbreitung finden und gemeinsame
Aktionen möglich werden.
Ich möchte mich daher um das Zustandekommen eines AU-Heftes bemühen, das zu-
nächst nur der Beschreibung der augenblicklichen Situation des Lateinunterrichts in Uni-
versitätskursen gewidmet ist, nötige Konsequenzen aufzeigen, Anregungen und erste Hilfen
bieten soll. Um hierfür eine solide Grundlage zu gewinnen, wird demnächst den Seminaren
und Instituten für Klassische Philologie im Bereich der Bundesrepublik Deutschland ein
Fragebogen zugehen, in dem von interessierten, besonders den für die Sprachkurse am Ort
zuständigen Kollegen knappe Auskünfte und Bereitschaft zu weiterem Mitwirken erbeten
werden.
Darüber hinaus bin ich schon jetzt für jede Äußerung zum Thema dankbar. Ich bin
sicher, daß wir unserem Gegenstand, dem Latein, einen guten Dienst erweisen, wenn wir
uns gemeinsam um die Gestaltung sinnvoller und erfolgversprechender Universitätskurse
bemühen.
Prof. Dr. Gerhard Binder
Institut für Altertumskunde der Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz, 5000 Köln 41 (Lindenthal)
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mangelhaft begründet; erfolgreichem Lateinunterricht steht ein Defizit an Erfahrung im
Umgang mit Sprache entgegen; Dozenten ohne Schulerfahrung (und dies ist die Mehrzahl)
fühlen sich für diese spezielle Art des Sprachunterrichts nicht hinreichend pädagogisch aus-
gebildet; in überfüllten Kursen fällt es ihnen schwer, die Studierenden zu motivieren; der
Unterricht vollzieht sich unter zeitlichem Druck, neben und in Konkurrenz mit den be-
rechtigten Ansprüchen der Fachstudien; speziell auf Universitätskurse zugeschnittene Lehr-
bücher sind Mangelware; Zuständigkeit für Prüfungen, Prüfungsanforderungen, Qualität der
Zertifikate sind unterschiedlich oder nicht geregelt.
Lateinkurse an der Universität - einerseits problemlos funktionierende Nebensache,
andererseits ein Feld dauernden Experimentierens mit unbefriedigendem Unterrichtser-
folg, Belastung, Ärgernis und ein Gebiet häufigen Scheiterns der Studierenden: Diese Situ-
ation müßte eigentlich allen Verantwortlichen zu denken geben.
Bisher herrschte allerdings auf allen Ebenen eine Art „Sprachlosigkeit“: Weder in Insti-
tuten für Klassische Philologie noch im Bereich der Fachstudien noch in Fakultäten und
Fachbereichen, weder regional noch überregional wurde über die Universitätskurse gespro-
chen; sollte es geschehen sein, so sind Ergebnisse der Gespräche nicht nach außen ge-
drungen.
So kam, wenn ich richtig sehe, der erste Anstoß zu einer Aussprache vom Deutschen
Altphilologen-Verband: Der Arbeitskreis 8 der Göttinger DAV-Tagung, April 1980, stand
unter dem Thema: „Universitätskurse zum Erwerb von Latein- und Griechischkenntnissen
- Sinn, Form, Gehalt“. Der Verfasser dieser Rubrik, ausgestattet mit sehr begrenztem
Wissen zur Sache, war gebeten worden, von Universitätsseite das Einleitungsreferat zu
halten (vgl. demnächst Gymnasium 88, 1981). Die Dikussion im Anschluß an das Referat
hat meine ziemlich pessimistische Beschreibung der Situation eher bestätigt als revidiert.
Inzwischen teilte der Verlag Klett mit, daß seit längerem ein AU-Heft zum Thema
„Latein in Universitätskursen“ geplant ist, die Realisierung bisher jedoch an der Schwierig-
keit scheiterte, einen Herausgeber und geeignete Mitarbeiter zu gewinnen. Sicher gäbe es
Mitarbeiter in reicher Zahl. Die eigentliche Schwierigkeit dürfte darin bestehen, die er-
wähnte „Sprachlosigkeit“ zu überwinden. Es gilt also, die „vor Ort“ nach besten Kräften
wirkenden Kollegen zum Erfahrungsaustausch zusammenzuführen. Gelänge dieser erste
Schritt, würden vorhandene positive Ansätze schnell Verbreitung finden und gemeinsame
Aktionen möglich werden.
Ich möchte mich daher um das Zustandekommen eines AU-Heftes bemühen, das zu-
nächst nur der Beschreibung der augenblicklichen Situation des Lateinunterrichts in Uni-
versitätskursen gewidmet ist, nötige Konsequenzen aufzeigen, Anregungen und erste Hilfen
bieten soll. Um hierfür eine solide Grundlage zu gewinnen, wird demnächst den Seminaren
und Instituten für Klassische Philologie im Bereich der Bundesrepublik Deutschland ein
Fragebogen zugehen, in dem von interessierten, besonders den für die Sprachkurse am Ort
zuständigen Kollegen knappe Auskünfte und Bereitschaft zu weiterem Mitwirken erbeten
werden.
Darüber hinaus bin ich schon jetzt für jede Äußerung zum Thema dankbar. Ich bin
sicher, daß wir unserem Gegenstand, dem Latein, einen guten Dienst erweisen, wenn wir
uns gemeinsam um die Gestaltung sinnvoller und erfolgversprechender Universitätskurse
bemühen.
Prof. Dr. Gerhard Binder
Institut für Altertumskunde der Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz, 5000 Köln 41 (Lindenthal)
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