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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 1
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Berichte und Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0043

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In einer Bilanz der bis dahin veröffentlichten Kritik resümiert die F.A.Z. am 8.2.94: Steins Orestie-
Inszenierung „hat bei russischen Theaterkritikern ein zurückhaltendes Echo gefunden, während sie
bei manchen deutschen Kritikern ohne ausreichende Russischkenntnisse auf ehrfürchtige
Zustimmung gestoßen ist." Weiter heißt es hier: „In der Zürcher »Weltwoche« mokiert sich Boris
Schumatsky über Steins Selbsttäuschung, sich für einen Rußland-Experten zu halten, und moniert
die Schwächen der Übersetzung: Man lacht über das Wort .Bürger' - so nannte man zur Sowjetzeit
ausschließlich Häftlinge, alle anderen waren ja Genossen. Falls Stein, wie einst Aischylos,
Propaganda für die Demokratie machen wollte, ist er durchgefallen." A.F.
Sisyphos in Magdeburg. Beachtliches bieten die „Freien Kammerspiele" in Magdeburg. Sie beste-
hen erst seit 1990 und verstehen sich als junges Theater. In der Reihe „Auslese" wurden innerhalb
von zehn Tagen zehn Stücke von Zeitgenossen gezeigt, darunter auch das gemeinsam von dem
jungen Magdeburger Autor Dirk Heidicke und der Regisseurin Franziska Ritter entwickelte Stück
„Sisyphos". Die neue Version des alten Sisyphos-Mythos ist eine Parodie auf die Herrscher- und
Bürokraten-Allüren. Gelangweilt und herablassend sehen Hera und Zeus auf die Menschen nieder
Sie haben die Macht, und sie reden wie moderne Machthaber. „Ich prüfe das nach!" verspricht
Zeus, als Hera sich beklagt, daß die Trauben aus Korinth ausbleiben. Wenn das Stück auch, wie
Frank Busch (in der F.A.Z., 22.2.94, S. 35) schreibt, „ziemlich selbstgebastelt wirkt, ist der Applaus
nach der Uraufführung doch stark. Die Kids, Jugendliche im Alter zwischen zwölf und sechzehn,
sind begeistert."
Jubiläum 30 Jahre zu spät? In diesem Jahr feiert die Stadt Frankfurt am Main ihr 1200jähriges
Jubiläum. Die „Frankfurter Rundschau" berichtete jedoch kürzlich (am 11.2.94, S. 19) über die
Forschungen des Historikers und Germanisten Professor Erich Metzner, der die erste Erwähnung
des Ortes statt in das Jahr 794 auf etwa 764 vorverlegt. Es geht um das sog. „Lorscher Reichs-
urbar", das den Grundbesitz des Königs mit den dafür fälligen Abgaben auflistet, d. h. um eine
Urkunde in lateinischer Sprache, ihre zeitliche Einordnung und Interpretation. Die Zeitung gibt
einen Ausschnitt als Faksimile sowie in Umschrift und Übersetzung wieder: „/n vf//a Sfef/'n b'fs/m/'/e
sen/r'f/'um ut r'n Franchenvurf excepfo quocf annonam non cfaf sed denados // ad osfefsfupba" (Im
Dorf Stetin gilt die gleiche Dienstbarkeit wie in Frankfurt mit einer Ausnahme: Es wird kein
Getreide abgeliefert, sondern ein Beitrag von 2 Pfennig als Osterstufe). Im Aufsatz wird noch eine
weitere Passage zitiert, die mit dem Satz beginnt: „/n w'//a franchenvurt /nven/'untur de terra arabd/
r'urna/es CCCCt" (Im Dorf Frankfurt finden sich 450 Joch Ackerland). Ausführlich werden dann die
einzelnen Argumente für die freilich nicht so recht zum runden Jubiläum passende Vordatierung
dargelegt. Metzner habe, so heißt es abschließend, schon Anrufe bekommen: „Du machst ja das
ganze Jubiläum kaputt". Doch die Wahrheit läßt sich nicht aufhalten: „Solche Erkenntnisse", findet
er, „sind doch eine Bereicherung".
Kapitolinische Göttertrias gefunden. Die Marmorgruppe der Kapitolinischen Trias, Jupiter, Juno
und Minerva, die die italienische Polizei kürzlich bei Raubgräbern sichergestellt hat, wird von Ar-
chäologen als ein in jeder Hinsicht sensationeller Fund eingestuft, wie die F A.Z. am 25.2.94 unter
einem Foto knapp berichtete (S. 33). Die Gruppe stammt aus einer römischen Villa in der Nähe von
Guidonia bei Rom Es handelt sich um eine genaue, wenn auch auf 120 x 90 x 60 cm verkleinerte
Kopie des kolossalen, ehrwürdigsten Götterbildes des antiken Rom, das im Jupitertempel auf dem
Kapitol stand. Das Aussehen dieses nicht nur in der Hauptstadt, sondern im ganzen römischen
Reich verehrten Dreivereins der höchsten Götter Roms war bisher nur von Werken der Kleinkunst,

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