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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Berichte und Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0046

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modernen Fragestellungen zu verbinden Hier nun behandelt er das vielleicht „erfreulichste Ver-
mächtnis der Römer", und es gelingt dem Autor, „die Spannung bis zum Schluß zu halten, wozu
nicht nur die interessanten Fakten und die lebendige Sprache beitragen, sondern auch die Art und
Weise, wie der Autor den Stoff aufbereitet und anbietet. Nach einer kurzen Einführung, die alles
Wesentliche kurz und bündig vorgibt, folgt über fünfundachtizig Seiten ein Lexikonteil, in dem die
römische Weinkultur von »Alkoholismus« bis »Zungenlöser« nachbuchstabiert wird. Die Texte sind
mit Geschichten und Anekdoten reich bestückt und durch Kästchen mit Zitaten angereichert.
Ebenso kurzweilig präsentieren sich die folgenden Kapitel des Buches, die Weeber dem Wein und
der Liebe (»Ohne Bacchus friert Venus«), dem Wein und der römischen Poesie (»Und voll des
Bacchus jauchzt es mir stürmisch auf«) sowie Ratschlägen für den Winzer (»So viel Geld steckt in
den Weinkellern!«) widmet. Eine Sammlung lateinischer Sprichwörter und Sentenzen zum Wein
sowie eine Auswahl informativer Bilder runden dieses prächtige Wein-Lesebuch ab." Nicht unbe-
rechtigt erscheint die Empfehlung auf dem Schutzumschlag: „Dieses Buch zum Lesen, zum Nach-
schlagen und nicht zuletzt zum Verschenken wird bei Wein-Kennern und -liebhabern keine Wün-
sche offenlassen".
Saat der Gewalt. Unter diesem Titel behandelt der Autor und Verleger Dr. Helmut Böttiger in einer
enagiert geschriebenen kleinen Broschüre das aktuelle Thema „Jugendgewalt und Wertewandel".
Er geht den Fragen nach: „Warum töten Jugendliche Ausländer oder mißhandeln Behinderte? Was
treibt sie dazu, neonazistische Parolen wiederzukäuen und die Eltern, Lehrer und das Leben selbst
zu hassen?" Nach seinem Urteil „liefert der Wertewandel den Schlüsse) zum Gewaltproblem. Die
meisten Dinge, welche die Gewalttätigkeit der Jugend fördern, dienten ursprünglich dazu, den
Wertewandel in der Gesellschaft durchzusetzen" (S. 11). Die Moderne lehnt die „klassische bürger-
liche Kultur" als „affirmativ" ab. „Als frei und kreativ gilt ihr nur, wer seinen Trieben ungehemmt
freien Lauf lassen kann" (S. 13). „Will man die Gewaltbereitschaft mäßigen, muß man den Werte-
wandel überdenken und in wesentlichen Punkten rückgängig machen. Das heißt, wir müssen uns
wieder in die Lage bringen, unseren Kindern in den Familien, Schulen und öffentlichen Einrichtun-
gen ehrliche und verläßliche Antworten auf ihre existentiellen Fragen geben zu können. Solche
Antworten geben Eltern und Erziehungsberechtigte nicht mit Worten, sondern vor allem durch die
Glaubwürdigkeit ihrer Lebensführung. Mit billiger Aufklärung ist es nicht getan. Die Bildung der
eigenen Persönlichkeit ist ein Kampf, den jeder einzelne mit sich selbst führen muß. Erst, wenn wir
uns um diese Auseinandersetzung mit uns selbst und unserem Leben nicht herumdrücken, können
wir vor unseren Kindern bestehen. Wenn wir ihm aus dem Weg gehen, wird uns ein anderer un-
glücklicherer Kampf aufgezwungen. Wir werden ihn dann gegen unsere Kinder führen müssen.
Einzelne können sich um eine solche Auseinandersetzung herumdrücken, ebenso erfolgreich
drücken sie sich damit um das eigene Leben herum. Eine Zivilisation kann das nicht Wenn das klar
ist, können wir über die Erneuerung der Schule nachdenken und den Schülern helfen, sich aus dem
Nachvollzug der geistigen und seelischen Anstrengungen, mit denen einzelne die menschliche
Zivilisation jeweils ein kleines Stück weitergebracht haben, ein eigenes Gewissen zu bilden. An
einem solchen Bildungskonzept haben alle großen Pädagogen der Vergangenheit gearbeitet. Wir
müssen es für unsere Zeit neu entwerfen" (S. 19). - Man ist an die Lebensmaxime Wilhelm von
Humboldts erinnert: „Der Moral erstes Gesetz ist: Bilde dich selbst, und ihr zweites: Wirke auf
andre durch das, was du bist." - Bestellungen der Broschüre (nur ab 25 Exemplaren ä DM 1,- zu-
züglich Versandkosten ab DM 5,-) bei: Dr. Böttiger Verlags-GmbH, Otto-von-Guericke-Ring 3,
65205 Wiesbaden-Nordenstadt

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