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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 2
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Aktuelle Themen
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Brückner, Thomas; Scheda, Gunther: Zur Lage des altsprachlichen Unterrichts in der Bundesrepublik Deutschland: Bericht vor der Vertreterversammlung in Bamberg, April 1994
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0057

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11. Klasse (also nach Erreichen des Latinums) das Fach ab. In Nordrhein-Westfalen etwa
ist innerhalb von nicht ganz 10 Jahren der Anteil der Latein und / oder Griechisch lernenden Schüler
in Stufe 12 / 13 um ca 45 % zurückgegangen (Schuljahr 1984 / 85: 14.300 Schüler; 1992 / 93:
8.200 Schüler) Dabei ist freilich ein gewisser Rückgang der Gesamtschülerzahlen zu berücksichti-
gen.
Allgemein werden die Sparmaßnahmen der Kultusverwaltungen beklagt, die sich unter anderem in
den neuen Kursfrequenzwerten niederschlagen. Dadurch ist das Griechische in Sek. II existenzge-
fährdet. Ein - wenn auch nicht spektakulärer - Rückgang wird auch für Griechisch in 9 gemeldet
(Niedersachsen: 254, Vorjahr 278; Nordrhein-Westfalen: 557, Vorjahr 575).
3. Lehrer
Zur Einstellung junger Altsprachler in den Schuldienst werden nur aus sieben Bundesländern Zahlen
mitgeteilt: Baden-Württemberg 23; Bayern 29; Hessen 13; Mecklenburg-
Vorpommern 14;Niedersachsen 16;Rhein!and-Pfalz 14,Saarland 2. Un-
klar bleibt, ob diesen Lehrkräften volle Planstellen oder nur Zeitverträge angeboten wurden. Auch
wäre es interessant zu wissen, wie lange jeweils die „Wartelisten" sind (in Baden-Württemberg z.B
2001). Herr Maier spricht in seinem Bericht zum April 1992 (mit Daten vom Herbst 91) von 500 Re-
ferendaren: Von ihnen dürfte sich im Berichtszeitraum ein großer Teil leider ohne Erfolg um eine
Einstellung beworben haben. Dies gilt besonders für das Land Nordrhein-Westfalen, wo
zur Zeit Chancen nur in den Gesamt- und Privatschulen bestehen. Lediglich aus Schleswig-
Holstein kommt die Nachricht, daß alle Bewerber Arbeitsverträge bekommen haben, die frei-
lich befristet sind („Feuerwehreinsatz", Schwangerschaftsvertretung). Relativ groß ist die Zahl
westdeutscher Bewerber, die in den neuen Bundesländern Planstellen gefunden haben: Meck-
lenburg-Vorpommern 14; Thüringen 20. Durch Fernstudiengänge und Qualifizie-
rungskurse ist man in Sachsen und Sachsen-Anhalt bemüht, die personellen und fachli-
chen Lücken zu schließen.
Trotz der insgesamt unbefriedigenden Einstellungsquote wird im allgemeinen dem Bedarf entspre-
chend Unterricht erteilt, freilich von Jahrgängen, die zu einem erheblichen Teil in Kürze in Pension
gehen. Die von Herrn Petersen vorgelegten - sicher nicht nur für Schleswig-Holstein gül-
tigen - Zahlen sind alarmierend. Der Altersdurchschnitt der Lehrer beträgt im Fach Latein 52, in
Griechisch 55 Jahre. Bis zum Jahr 2000 wird ein Drittel nicht mehr im Dienst sein. Es ist völlig un-
verständlich, daß die Länder diese bedrohliche Entwicklung so wenig berücksichtigen. Nachwuchs-
mangel kann nicht der Grund sein, wie die Zahlen der Referendare wiederum zeigen:
Baden-Württemberg 59 Hessen 49 Saarland 12
Berlin 31 Nordrhein-Westfalen 220 Schleswig-Holstein 15
4. Fortbildung
In den meisten Bundesländern gibt es trotz der allgemeinen Finanznot nach wie vor umfangreiche
Fortbildungsangebote der staatlichen Akademien bzw Institute Erstaunlich ist die Tatsache, daß
sogar die Tradition einwöchiger Tagungen aufrechterhalten wird (Baden-Württemberg, Bayern,
Niedersachsen). Dies sind freilich Ausnahmen: Neben den zwei- bis dreitägigen Veranstaltungen
überwiegen die ein- bzw. halbtägigen Angebote.
Eine rigorose Kürzung der Finanzmittel wird aus Rheinland-Pfalz gemeldet In
Schleswig-Holstein ist die traditionsreiche dreitägige Tagung in Sankelmark in ihrer bis-
herigen Form gefährdet: Ihre finanzielle und inhaltliche Organisation soll der Landesverband über-

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