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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0149

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deutung (einschränkend) .vielleicht'". Ich zitiere aus Karl Halm, Ciceros Rede gegen Q. Caecilius und
der Anklagerede gegen C. Verres viertes und fünftes Buch, erkl. von K. H., Berlin ^1863 ad locum:
ve/ .vielleicht', wie p. Rose Am. § 6. Dieses .vielleicht' erscheint als 'perhaps' bei Lewis/Short wie-
der Halm kam wohl zur Annahme dieser Bedeutung, weil er das ,pu/'dem cerfe' als Einschränkung
ansah, eine in diesem Satz tatsächlich verführerische, aber keinesfalls notwendige Ansicht. Auf der
Suche nach weiteren Belegen einer solchen Bedeutung stieß er nur noch auf die Stelle in der Rede
für Roscius, in der nichts mehr eine solche Bedeutung auch nur nahelegt, im Gegenteil. Die mir
erreichbaren Schulkommentare zur Rede gegen Roscius (z. 8 K. Roßberg, Münster ^1917) und zur
Rede gegen Verres (z. B R Greve, Paderborn 1967) folgen Halm ebenso wie die unten zitierten
Übersetzungen.
- Cicero, Rose. 6: ...quae... duobus milibus nummum sese dicit emisse adulescens vel potentissimus
hoc tempore nostrae civitatis, L. Cornelius Chrysogonus. G. Krüger, Stuttgart 1976, übersetzt:
„Diesen (Besitz), für 2000 Sesterzen gekauft zu haben, behauptet ein junger Mann, der im Au-
genblick in unserem Staat wob/ der* mächf/'gsfe ist, L. C. Chr." Für die Übersetzung mit ,wohl'
spricht nichts, gegen sie alles. Cicero will den Superlativ noch steigern Es ist seine Absicht, den
völlig unangemessenen Einfluß von Sullas Günstling Chrysogonus hervorzuheben.
- Cicero, Verr. 2, 4, 2: Huius domus est vel optima Messanae, notissima quldem certe et nostris
hominibus apertissima maximeque hospitalis. M. Fuhrmann, Stuttgart 1971, übersetzt:
„Sein Haus ist das wob/ schönste von Messana, jedenfalls das bekannteste, das unseren Leuten stets
offensteht und sie mit größter Gastlichkeit aufnimmt." Stattdessen: „...das bei weitem schönste in
Messana, das ganz ohne Zweifel am bekanntesten Ist und unseren Leuten in größter Gastfreund-
schaft weit offen steht."
Die kurze Geschichte dieses Fehlers hat, wie leider selten, ein glückliches Ende: Das neue Oxford
Latin Dictionary (Oxford 1968 -1976) kennt „ve/ beim Superl. in der einschränkenden Bedeutung
.vielleicht'" genauso wenig wie Klotz vor 140 Jahren.
Außerdem ist die Geschichte dieses Fehlers ein Zeugnis der Sorgfalt englischer Lexikographen. Le-
wis/Short verließen sich beim Sfuc//um c/er Que/Zen auf den Kommentator der Reden Ciceros, wie
sie es guten Gewissens tun durften, die Verfasser des neuen Oxforder Lexikons prüften die Quellen
selbst von neuem. ULRICH VICTOR, Berlin


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