Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0227
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
192

Verschiedene Behelfe.

dieses für 1678 festgestellte Baden in fettartigen und bindenden Lösungen
längst in Übung war und wohl aus Italien kam; denn es läßt sich nicht annehmen,
daß erst die Sammler späterer Zeit das Fixieren ihrer Schätze besorgten —
was gewiß in einzelnen Fällen geschah — wohl aber, daß sorgsame Künstler
selbst an die Konsarvierung guter Studien dachten. Die große Masse der
überkommenen Originale beweist diese Vorsicht an ihren haltbaren Konturen.
Man denke an die unversehrten Kreidezeichnungen von Bartolommeo, Michels
angelo oder an die reinen Rötelstudien von A. del Sarto, Pontormo u. a., um
zu konstatieren, daß hier bald nach der Vollendung die Fixage vollzogen
worden war.

Das Ein gewiß althergebrachtes und vorteilhaftes Verfahren, das man bei Kohle;

Andampfen. Zeichnungen auf großen Flächen (Kartons), die nicht in Wannen gebadet werden
konnten, anwandte, war das vorausgehende Bestreichen der zu bezeichnenden
Papierbogen mit in dünnes Leimwasser getauchtem Schwämme. Nach Trock;
nung und Fertigstellung der Zeichnung erfolgte die Fixage durch Andampfen.
Da der Karton immer vertikal aufgestellt war, so bediente man sich eines Gefäßes,
das, wie Abb. 71 zeigt, einen Blechdeckel mit einem schiefen, am Ende verschließ;
baren Ansatzrohr hatte. Sobald das Wasser kochte, führte man den Apparat sorg;
fältig auf und nieder, nach links und rechts, bis alle Kohlelinien durch den im
Wasserdampf aufquellenden Leim gefestigt erschienen. Auch Rötel;, Kreide;
und Bleistiftzeichnungen konnten durch diese einfache Manipulation fixiert
werden1.

Andere Leicht fettige und bindende Substanzen galten demnach als Grundbedingung

Bindemittel. ejner sichernden Konservierung. Daher griff man auch zu abgerahmter Milch
im verdünnten Zustande oder zur Feigehmilch und bereitete daraus ein
Bad oder einen Überguß. Oder man verwendete verdünnten Hausenblasen;
leim, Reiswasser oder verdünnte Gallerte von Wa schstärke (Weizenstärke).
Auch Schellack in geringer Menge in Weingeist aufgelöst, damit sich das Papier
nicht zu gelb färbe, galt im vergangenen Jahrhundert, so wie heute, als be;
währtes Bindemittel. Auch das bereits erwähnte Präparieren der Fettkohle
mit Leinöl war nichts anderes als ein Fixieren der Kohleteilchen a priori
(siehe S. 107).

Pastellfixage. Loriot entdeckte 1753 ein Fixagemittel für Pastelle, dessen Rezept er
lange geheim hielt, das aber ca. 1780 mit seiner Einwilligung von der Maler;
akademie in Paris als «des Herrn Loriot entdecktes Geheimnis»
herausgegeben wurde. Die Flüssigkeit bestand aus 1 Schoppen Wasser, in
welchem 2 Quentchen Fischleim aufgelöst und verkocht wurden. Nach dem
Abseihen wurden der noch warmen Mischung 2 Schoppen Weingeist zugesetzt;
eine kurzhaarige Bürste und ein gebogenes Hölzchen dienten als Zerstäuber2.
Drei; bis fünfmaliges Besprengen war notwendig, um den Pastellstaub zu binden;

1 Nach Mitteilungen alter Kirchenmaler. — W. Ziegler führt dieses Verfahren gleichfalls
bei Kohlezeichnungen auf dem Reißbrette an und empfiehlt eine Schüssel mit dampfendem
Wasser oder einen Inhalationsapparat. (Die manuellen graphischen Techniken, Halle
1912, I, 24.)

2 Le Pileur d'Apligny, Anweisung, S. 56.
 
Annotationen