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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0189

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Die Hoffnung auf den Zusammenbruch der
islamischen Macht und die Erwartung des Weitendes
im 13. Jahrhundert

In einer koptischen, auf Arabisch überlieferten Apokalypse^, die - wohl noch vor
den Kreuzzügen - in Ägypten entstand^, von Samuel, dem 695 gestorbenen Gründer
des im Faiyüm gelegenen Klosters QalamürP, stammen soll und deutliche Parallelen
zur Schrift des Ps.-Methodios aufweisP, ist von der Vernichtung der islamischen
Macht durch zwei christliche Könige die Rede: Gegen den letzten muslimischen
Herrscher, dessen Name vom Zahlenwert seiner Buchstaben her die Zahl 666^ aus der
Offenbarung des Johannes 13,18 ergebe, soll sich der König der Griechen erheben
und alsbald die ganze Welt beherrschen. Er werde die Araber vernichten oder
versklaven und Babylon, die Stadt der Ägypter, niederbrennen. Zur gleichen Zeit
verwüste der äthiopische Herrscher Arabien und heirate dann die Tochter des grie-
chischen Königs. Damit beginne auf der Welt eine noch niemals erlebte Friedenszeit
von 40 Jahren. An ihrem Ende kündigten verschiedene Zeichen den falschen Messias
an, und die Völker Gog und Magog brächen hervor. Diese würden nach fünf Mo-
naten durch einen Engel vernichtet. In den folgenden anderthalb Jahren regiere der
König der Griechen von Jerusalem aus über die Welt. Danach werde Gott seine Herr-
schaft beenden. Von Abdankung und Machtübergabe ist in der Weissagung keine
Rede. Außerdem sollen noch zehn griechische Könige folgen, die den dann erschei-
nenden falschen Messias unterstützten. Ein Endkaiser im strengen Sinn fehlt also.
In einer anderen christlich-arabischen Weissagung^, die vielleicht vor den
Kreuzzügen in Ägypten entstand", von Pisuntios, dem im 7. Jahrhundert lebenden
Bischof von QifK, stammen soll und auch den Einfluß des Ps.-Methodios verrät^,
1 ed./tr. ZiADEH, T'Apocalypse de Samuel, S. 376-392 (ed.) und 392M04 (tr.). Vgl. dazu: GRAF,
Geschichte, Bd. 1, S. 281 f.
2 Vgl. MARTiNEZ, King of Rüm, S. 249 f. DECOBERT, Sur harabisation, S. 287-292, möchte diese Apo-
kalypse auf die erste Hälfte des 9. Jhs. datieren und (S. 294 Anm. 45) aus den gleichen Gründen
eine unter dem Namen des Athanasios umlaufende nicht vor das Jahr 750. Er kennt aber nicht
die Argumentation von MARTiNEZ, Apocalyptic, S. 261-267, der die Apokalypse des Ps.-Athana-
sios in der Zeit zwischen 714 und 724 entstanden glaubt.
3 Vgl. The Coptic Encyclopedia, Bd. 7, New York u.a. 1991, S. 2092 f. s.v. Samüil of Qalamün
(Artikel von A. ALCOCK).
4 Vgl. MARTiNEZ, King of Rüm, S. 254—256.
5 Zu dieser ursprünglich vielleicht auf Nero oder Domitian bezogenen Zahl vgl. LThK, Bd. 1, Frei-
burg i. Br. H957, col. 707f. s.v. Apokalyptische Zahl (Artikel von J. MiCHL); RUBIN, Zeitalter,
S. 444—448. OBERWEis, Bedeutung, S. 226-236, glaubt mit »666« ursprünglich eine Verbform
gemeint.
6 ed./tr. PERiER, Lettre de Pisuntios, S. 80-87 und 302-316 (ed.) sowie S. 87-92 und 316-323 (tr.).
Vgl. dazu: GRAF, Geschichte, Bd. 1, S. 279 f.
7 Vgl. MARTiNEZ, King of Rüm, S. 250 Anm. 13; GRAF, Geschichte, Bd. 1, S. 279.
8 Vgl. The Coptic Encyclopedia, Bd. 6, New York u.a. 1991, S. 1978-1980 s.v. Pisentius (Artikel von
C.D.G. MÜLLER und Gawdat GABRA).
9 Vgl. MARTiNEZ, King of Rüm, S. 254-256.

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