Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0364

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Antichrist-Traktat des Adso von Montier-en-Der

Von Adsos Antichrist-Traktat und dessen vier direkt und vier indirekt abhängigen^
lateinischen Bearbeitungen^, in denen der Name des eigentlichen Verfassers uner-
wähnt bleibt, sind bisher einschließlich der zehn Handschriften des durch Lambert
von Saint-Omer verfaßten Lzhcr/lcn'dMS 171 Handschriften^ bekannt, deren Codices
manchmal auch die Tiburtina oder die Weissagung des Ps.-Methodios enthalten, in
wenigen Fällen sogar alle beide. Leider läßt der Mangel an ganz frühen Handschrif-
ten keine Antwort auf die Frage zu, ob die Originalfassung durch die erhöhte, von
Königin Gerberga und Adso wohl geteilte Parusie-Erwartung für die Jahre zwi-
schen 979 und 1065t also schon bald nach ihrer Entstehung, besonders verbreitet
war oder nicht. Den Höhepunkt ihrer Verbreitung scheint sie im 12. Jahrhundert^
erreicht zu habend also in der Zeit der ersten Kreuzzüget In den Jahrhunderten
danach geht die Zahl der erhaltenen Handschriften zurück. Besonders deutlich ist
diese Entwicklung in Frankreich.
Offenbar stärker als Adsos Originalfassung selbst war zunächst, das heißt im
11. Jahrhundert, die etwa gleich lange, ebenfalls in 23 Handschriften erhaltene und
als Dcscnpho cmhs&un sapfcwhs & /Wh'clm'shP bekannte Version verbreitet^, und
zwar nicht zuletzt in PredigtsammlungenW Sie hat zunächst wohl mindestens eben-
sosehr zur Popularität von Adsos Traktat beigetragen wie die drei im Kern ebenfalls
nur wenig von Adsos Originalfassung abweichenden und miteinander im Grunde
identischen Traktate^ eines gewissen AlbuirW, der Ende des 10. und Anfang des
11. Jahrhunderts lebte. Nimmt man freilich alle Jahrhunderte zusammen, so sind

1 Vgl. Adso, De ortu, VERHELST, S. 8 und 31 f.
2 Vgl. deren Edition ebd., S. 43A9; 52f.; 68-74, 81 und 86f.; 98-104; 117-128; 132-137; 146-152;
161-166. Mindestens die Hälfte dieser Versionen stammen aus dem 11. Jh.
3 Vgl. ebd., S. 3, 8-17, 35-41, 58-66, 76-79, 82-85, 91 f., 95 f., 110-115,130,142-144,154-159. Diese
Angaben zu den einzelnen Hss. bilden die Grundlage für die folgenden Ausführungen.
4 Vgl. S. 25-27.
5 Aus diesem Jh. sind 9-11 Hss. erhalten, vgl. Adso, De ortu, ed. VERHELST, S. 9-16.
6 Im 12. Jh. ist zwar von den Uberlieferungsbedingungen her ganz allgemein mit einer Zunahme
der erhaltenen Hss. zu rechnen, doch spricht für diese Vermutung auch die Benutzung durch
andere Autoren, vgl. S. 363f.
7 Ob der Grund dafür in der Kreuzzugsbewegung liegt, ist unklar.
8 Vgl. Adso, De ortu, ed. VERHELST, S. 43A9; zu den Hss. ebd., S. 35-41.
9 2 Hss. der Originalfassung stehen 5-6 Hss. der Descriptio gegenüber, vgl. ebd., S. 8-11 (Hs. A
und G) und 35-37 (A-F).
10 Vgl. ebd., S.35f. (Hs. BundC).
11 Vgl. ebd., S. 68-74, 81 und 86 f. Zwei Hss. sind aus dem 11. Jh. bekannt und eine ist auf die Zeit
des 10.-11. Jhs. zu datieren, vgl. ebd., S. 58 (Hs. A), 76 (A) und 82 (A).
12 Zu seiner Person vgl. ebd., S. 55-57.

360
 
Annotationen